Schulangst – wie sie entstehen kann und wie Sie am besten vorbeugen
Elisa Morel
Immer mehr Kinder leiden unter Leistungsdruck, Versagensängsten oder psychischen Problemen. Gleichzeitig wird die Lernsituation nicht besser. Das alles schlägt sich auch in Studien nieder, doch vor allem geht Schulangst zulasten der Gesundheit Ihrer Kinder.
© ADOBE Stock
Für Kinder gibt es kein Entkommen aus unserem Schulsystem, und das über viele Jahre nicht. So lange Angst zu haben, hat verheerende Folgen; oft auch auf das spätere Leben. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Ursachen es für Schulangst geben kann, wie sie sich äußert und auswirkt – und vor allem, wie Sie Ihren SuS gemeinsam mit Eltern und anderen Lehrkräften das Leben ein wenig leichter machen können.
Inhalt
1. Was ist Schulangst?
1.1. Ursachen von Schulangst
1.2. Symptome von Schulangst
1.3. Folgen von Schulangst
2. Was kann man gegen Schulangst tun?
2.1. Tipps für Eltern bei Schulangst
2.2. Tipps für Lehrkräfte bei Schulangst
2.3. Professionelle Hilfe bei Schulangst
3. Gedankenanstöße für eine angstfreie Schule
3.1. Geht’s auch ohne Noten?
3.2. Sitzenbleiben oder weitergehen?
3.3. Feedback als Chance für Veränderung
SCHULPHOBIE
Schulphobie hat ihre Ursachen in Trennungsängsten: Das Kind möchte seine Bezugsperson nicht verlassen. Daher spielen bei einer Schulphobie die Faktoren der Schulangst keine Rolle: Betroffene bereiten sich z. B. problemlos auf Prüfungen vor und haben keine fachspezifischen Ängste. Doch sobald sie sich von ihren Bezugspersonen trennen müssen, weigern sie sich, z. B., indem sie das Haus nicht verlassen wollen, sich an den Eltern festklammern oder vorzeitig nach Hause zurückkehren.
Dieses Verhalten kann natürlich auch schon zu Kindergartenzeiten auftreten und generell in allen Situationen, in denen das Kind ohne seine Bezugsperson zurechtkommen soll, auch bei angenehmen Anlässen wie z. B. einem Kindergeburtstag.
Die Symptome der Schulphobie lassen daher auch nach, sobald das Kind wieder mit seiner Bezugsperson vereint ist. Generell sind diese Kinder oft ängstlich, traurig oder zurückgezogen, reagieren vielleicht auch aggressiv.
Schulphobie, also Trennungsängste, entstehen beispielsweise durch Überbehütung, nicht verarbeitete Verluste oder eine enge, aber unsichere Bindung an die Bezugspersonen, die sich z. B. inkonsistent verhalten (Double-Bind) oder selbst unter Ängsten leiden. Oft haben die Kinder auch Sorge, dass ihren Eltern in ihrer Abwesenheit etwas Schlimmes passiert.
Bei einer Schulphobie ist therapeutische Hilfe notwendig, die natürlich auch die Unterstützung der Eltern erfordert, damit sie ihr eigenes Verhalten reflektieren und ändern können. Je nach Schwere der Phobie kann auch eine stationäre Therapie nötig sein, damit das Kind in einem sicheren Rahmen merkt, dass eine Trennung nicht lebensbedrohlich ist.
Ursachen von Schulangst
Die Ursachen von Schulangst sind vielfältig und oft greifen mehrere Faktoren gleichzeitig. Daher muss man jeden Fall separat betrachten, wenn man eine Besserung herbeiführen möchte. Am besten lässt man es erst gar nicht so weit kommen. Für introvertierte Kinder kann sogar bereits das Sprechen vor der Klasse zum Martyrium werden. Lesen Sie dazu auch gern unseren Beitrag Schüchternheit vs. mündliche Beteiligung.
Nicht jeder Risikofaktor muss Schulangst hervorführen, aber es kann schnell passieren, dass sich ein Teufelskreis in Gang setzt. Hat das Kind einen Wissensrückstand und steht seitens der Eltern unter Druck, entwickelt es vielleicht Prüfungsangst. Wird es dann noch von seinen Mitschülern verspottet, im schlimmsten Fall auch von den Lehrkräften bloßgestellt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Angst vor der Schule im Allgemeinen wächst.
Wer zu Hause keine ruhige Minute zum Lernen findet und in der Schule keine Freunde hat, wird nicht so gern dorthin gehen. Kommen dann noch Lernschwierigkeiten, Aversionen gegen bestimmte Fächer oder Antipathie gegen einzelne Lehrer hinzu, stehen die Zeichen auch hier ungünstig.
Je größer die Angst wird, umso tiefer können Kinder in eine Abwärtsspirale geraten. Wenn sich jemand gar nicht mehr konzentrieren kann, bei Arbeiten Blackouts hat und dann noch vom Lehrer vorgeführt wird, verstärkt sich die Angst durch die vielen negativen Erlebnisse erneut.
Auch die Folgen der Corona-Pandemie schlagen sich in vermehrten psychischen Schwierigkeiten bei Kindern nieder, was wiederum Versagensängste, soziale Ängste und somit auch Schulangst begünstigt.
Symptome von Schulangst
Wer Angst hat, zeigt immer ähnliche Symptome, unabhängig davon, worin die Angst genau besteht. Da wir alle schon einmal Angst hatten, kennen wir sie alle – und wissen auch, wie sehr Angst belasten und stressen kann. Denken Sie an eine Situation, in der Sie zuletzt wirklich Angst hatten: Vielleicht war es nur ein Gespräch mit einem Vorgesetzten, ein unangenehmer Zahnarztbesuch, ein nächtlicher einsamer Nachhauseweg.
Dieses Gefühl fühlen Kinder mit Schulangst dauernd, im schlimmsten Fall täglich. Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen verfügen sie noch nicht über ausreichend Resilienz, um sich beispielsweise nicht vor Angst zu übergeben. An der immer wiederkehrenden Angstsituation etwas ändern können sie in der Regel auch nicht, zumindest nicht ohne Hilfe. Aber auch mit Hilfe ist es z. B. unmöglich, Mathe abzuwählen.
Klassische Symptome von Schulangst sind beispielsweise:
- Herzrasen und Atemnot
- Übelkeit und Schwindel
- Bauch- und Kopfschmerzen
- Schlafprobleme, Albträume und Erschöpfung
- Durchfall und Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Verspannungen
- Gereiztheit und Nervosität
- Konzentrationsprobleme
- Lustlosigkeit und Niedergeschlagenheit
Die meisten Anzeichen bekommen wahrscheinlich die Eltern mit. Manche Kinder haben sich in der Schule gut unter Kontrolle oder ziehen sich einfach zurück, um nicht in den Fokus der Aufmerksamkeit zu geraten. Zudem versuchen sie, sich möglichst unsichtbar zu machen, um nicht zusätzlich die Zielscheibe von Spott zu werden. Andere werden vielleicht aggressiv oder laut.
Sie als Lehrkraft haben wahrscheinlich nicht im Blick, ob all Ihre Schülerinnen und Schüler gut schlafen, unter Kopfschmerzen leiden oder morgens vor der Schule weinen. Natürlich können all diese Symptome auch völlig andere Ursachen haben, z. B. Kummer, Verlust, Misshandlung oder Erkrankungen der Eltern. Was auch immer der Auslöser ist: Etwas Gutes steckt nie dahinter, und ein Kind mit solchen Beschwerden ist nie glücklich.
Schulangst mit all ihren verbundenen Symptomen vergällt Kindern unter Umständen die komplette Schulzeit, selbst wenn es sich nur um ein einziges nicht abwählbares Fach handelt, sie ansonsten gute Noten schreiben, nicht gemobbt werden usw. Diese Angst ist über Jahre ständiger Begleiter, geht nie ganz weg und beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern viele andere Lebensbereiche sowie die psychische und physische Gesundheit.
Folgen von Schulangst
Unser Gehirn merkt sich Angstsituationen und reagiert zukünftig noch extremer. Die Angst kann sich ausweiten, auf andere Lebensbereiche übergreifen und das Selbstbewusstsein leidet, weil man oft denkt (oder es von seinem Umfeld gesagt bekommt), dass man selbst schuld sei, etwas ändern könne, wenn man nur wolle, sich mal zusammenreißen solle, weil andere das auch schaffen etc.
Wenn Kinder in die Pubertät kommen und sich allgemein mehr und mehr emanzipieren, kann Schulangst sich zunehmend in Absentismus äußern, der im schlimmsten Fall zum Verlassen der Schule ohne Abschluss führt. Außerdem ist Angst immer mit extremem Stress verbunden, sodass die psychische und oft auch die physische Gesundheit leiden.
Wer also früh die Erfahrung macht, dass Schule und Leistung mit Angst verknüpft sind, wird wahrscheinlich kein gesunder, fröhlicher, motivierter Mensch, der im Arbeitsalltag seinen Teil zu unserer Gesellschaft beitragen kann. Für Betroffene selbst ist das schlimm genug, aber es sollte natürlich im allgemeinen Interesse liegen, solche Entwicklungen zu vermeiden.
Was kann man gegen Schulangst tun?
Halten wir fest: Nichts tun ist keine Option! Leider entkommt kein Kind dem Schulsystem, und somit auch nicht den Fächern, die oft angstbesetzt sind. Aber man kann die Erfahrung der Kinder angenehmer gestalten, sodass sie mit der Zeit bemerken, dass die Angst entweder unberechtigt oder es gar nicht so schlimm ist, in einem Fach schlechte Noten zu haben.
Anders sieht es natürlich im Fall von Mobbing oder ungünstigem Elternverhalten aus. Daher muss jeder einzelne Fall von Schulangst individuell betrachtet werden, um alle Faktoren zu erfassen und eine möglichst maßgeschneiderte Lösung zu finden.
Dafür fehlt es im Schulalltag oft an Zeit und Personal. Doch auch im Kleinen können Sie sowie weitere Profis und selbstverständlich auch Eltern und andere Bezugspersonen der Kinder Schulangst vorbeugen oder abmildern.
Tipps für Eltern bei Schulangst
Sie haben die Option, Eltern schon früh für das Thema zu sensibilisieren, z. B. im Rahmen von Elternabenden. Als Erwachsene neigen wir dazu, unsere eigene Kindheit und die damit verbundenen Erlebnisse und Gefühle zu vergessen oder zumindest zu verharmlosen. Während Sie sich als pädagogische Fachkräfte mit diesen Themen alltäglich auseinandersetzen (müssen), fällt das manchen Eltern nicht so leicht.
Die meisten Ihrer SuS waren schon ein paar Jahre im Kindergarten, kennen also die Situation, von ihren Bezugspersonen getrennt Zeit zu verbringen und etwas Neues zu lernen. Aber der Schuleintritt ist noch einmal eine andere Nummer: Jetzt geht es – leider – um Leistung. Man vergleicht sich unweigerlich mit seinen Mitschülern, auch wenn es anfangs keine Noten gibt. Wenn dann ein Kind die Erfahrung macht, dass es langsamer ist als die meisten anderen oder ihm bestimmte Themen schwerer fallen, liegt darin vielleicht schon der erste Risikofaktor für Vermeidungsverhalten oder Unlust.
Auch viele Lernschwierigkeiten fallen erst in der Grundschule auf, wenn es wirklich an den Umgang mit Zahlen und Buchstaben geht. Gleichzeitig kennen viele Schülerinnen und Schüler zu Schulbeginn niemanden oder nur wenige andere Kinder – allein das mag für unsichere oder introvertierte Kinder ein Schock sein.
Machen wir uns nichts vor: So rosig, wie der Schulalltag in Kinderbüchern über die Einschulung beschrieben wird, ist er nicht (immer). Irgendwann kommen auch die Kleinen in der Realität an. Daher ist es wichtig, dass die Kinder den Schuleinstieg (und natürlich idealerweise auch ihre weitere Schullaufbahn) als positiv erleben – auch durch eine wertschätzende Einstellung der Eltern gegenüber der Schule, und die Überzeugung, dass es für jedes eventuell auftauchende Problem eine Lösung gibt.
Konkrete Tipps für Eltern sind z. B. die folgenden:
- Das Kind nicht für seine Gefühle und sein Verhalten bestrafen.
- Etwaiges Vermeidungsverhalten nicht unterstützen oder belohnen.
- Offener und wertneutraler Austausch über die Angst.
- Die Kinder fragen, was ihnen helfen könnte und gemeinsam nach Lösungen suchen.
- Eigene Erwartungen überprüfen und ggf. herunterschrauben.
- Keine Vergleiche mit anderen Kindern anstellen.
- Bei Überforderung Hilfsangebote wahrnehmen (Nachhilfe, Familienberatung, Psychologen usw.).
- Für ein ruhiges und angenehmes (Arbeits-)Umfeld zu Hause sorgen.
- Erfolge belohnen und das Kind motivieren.
Es kann hilfreich sein, im Rahmen eines Workshops mit den Eltern dazu anzuregen, das eigene Verhalten/die eigenen Erwartungen zu hinterfragen, denn oft ist uns nicht bewusst, was wir tun und wie es sich auswirkt. Auch Rollenspiele können dazu beitragen, Eltern für den Umgang mit Kindern zu sensibilisieren, die unter Schulangst oder Leistungsdruck leiden.
Gelungene Kommunikation kann genauso viel heilen, wie misslungene Kommunikation zerstören kann. Vermeiden Sie selbst also Bloßstellungen, Vorwürfe, Doppelbotschaften sowie andere Gemeinheiten und gehen Sie sowohl den Kindern als auch den Eltern mit gutem Beispiel voran. Mehr Informationen über gelungene Kommunikation finden Sie in unseren Beiträgen Falle Double-Bind und Kommunizieren – aber richtig!
Tipps für Lehrkräfte bei Schulangst
Abgesehen von einem empathischen und respektvollen Umgang mit Ihren SuS ist wie immer Kommunikation der Schlüssel. Durch Kommunikation entsteht Vertrauen und es braucht auch Vertrauen, um zu kommunizieren. Auf dieser Basis können Sie dann weiter aufbauen.
Feedback
Vielleicht haben Sie oder auch Ihre ganze Schule Interesse daran, die Schüler und auch ihre Eltern regelmäßig um Feedback mittels eines Fragebogens zu bitten. So erfahren Sie nicht nur, welche Kinder sich in welchen Schulsituationen oder Fächern unwohl fühlen, sondern bekommen auch einen Einblick in das private Verhalten Ihrer Schüler.
Kummerkasten
Auch ein anonymer Kummerkasten ist eine gute Idee. Gerade bei introvertierten Schülern oder in Fällen von Mobbing und sozialer Ausgrenzung senken Sie so die Hemmschwelle für das Mitteilen. Bleiben Sie professionell, wenn Sie selbst einmal in der Kritik stehen oder Kern des Problems sein sollten. Es erfordert seitens der Kinder großen Mut, Ihnen das überhaupt mitzuteilen – und so haben Sie die Chance, etwas daran zu ändern. Wir alle sind nicht fehlerfrei.
Behandeln Sie die Mitteilungen aus dem Kummerkasten diskret. Nicht für alle Kinder ist es okay, wenn ihr Problem, wenn auch anonym, im Klassenverband angesprochen wird. Sie können Ihren SuS z. B. folgende Regelung anbieten: Wer ein diskretes Vier-Augen-Gespräch, vielleicht auch unter sechs Augen mit einem Freund oder Erziehungsberechtigten wünscht, schreibt seinen Namen unter die Nachricht, damit Sie auch wissen, von wem sie stammt. Diese Kinder dürfen Sie dann z. B. an einem bestimmten Wochentag im Lehrerzimmer aufsuchen, um das weitere Vorgehen abzusprechen – unbemerkt von den anderen. Wer hingegen kein Problem damit hat, sein Anliegen im Plenum zu besprechen, auch wenn er dann seinen Namen nicht nennen muss, verzichtet im Brief auf die Angabe seines Namens.
Schulangst thematisieren
Reden Sie mit Ihren Kindern über Schulangst. So lernen sie, dass man sich für diese Angst weder schämen muss noch alleine damit ist. Anhand einer Geschichte können Sie dann gemeinsam überlegen, wie man dem jeweiligen Kind am besten helfen kann und welche Möglichkeiten es vielleicht auch selbst hat.
Gemeinsam Schönes erleben
Das hilft, den Fokus von unliebsamen Schulsituationen und -fächern auf andere Dinge zu richten. Sie erreichen dies z. B. durch gemeinsame Projekte, Ausflüge, Feste, Mahlzeiten. Schule bedeutet nicht (nur) Druck und Leistung. Viele Fächer wie Kunst oder Musik machen den meisten Spaß, eine tolle, entspannte Atmosphäre während der Frühstückspause genießen alle Kinder und auch das Spielen in der Pause ist toll, wenn man nicht sozial isoliert ist oder gemobbt wird.
Für ein gutes Klassenklima sorgen
Wichtig ist natürlich auch ein gutes Klassenklima. Ist es immer laut oder unruhig, steigt der Stresspegel, sinkt die Konzentration. Und Sie selbst dürfen niemanden bloßstellen, indem Sie ihn oder sie z. B. zwingen, eine Aufgabe an der Tafel zu lösen oder die Hausaufgaben vorzulesen, wenn Sie merken, dass sich das Kind sichtlich unwohl dabei fühlt oder sich weigert. Auch indiskrete Kommentare zu nicht gut gelungenen Arbeiten oder das Preisgeben der Identität von Kummerkastennachrichten sind tabu, genauso wie spöttische Kommentare, Vergleiche der Kinder untereinander und vieles andere mehr.
Wie immer machen Sie nichts verkehrt, wenn Sie sich vor Ihrem Handeln die Frage stellen, ob Sie das geplante Verhalten auch gegenüber Ihren Freunden an den Tag legen würden. Lautet die Antwort nein, sollten Sie sich niemandem gegenüber so verhalten. Schreiten Sie auch ein, wenn andere Kinder ein respektloses Verhalten an den Tag legen.
Intervention bei Mobbing
Wenn sich innerhalb der Klasse Cliquen bilden, die andere Kinder ausgrenzen oder quälen, müssen Sie selbstverständlich auch aktiv werden. Rollenspiele sind ein super Ansatz, um über Ausgrenzung und Mobbing ins Gespräch zu kommen und Empathie zu wecken. Mehr dazu finden Sie auch in unserem Beitrag Die Magie der Rollenspiele: Wie Sie Ihren SuS den richtigen Umgang mit Konflikten beibringen.
Nachfolgend haben wir weitere Ideen gesammelt, mit denen Sie Ihre Kinder im Schulalltag leichter unterstützen. Einige haben wir für zusätzliche Informationen direkt auf unsere Blogbeiträge verlinkt:
- Lernpartnerschaften
- Paten-, Mentor- und Buddy-Programme
- Resilienzförderung
- Entspannungstechniken wie Meditation und Yoga – vielleicht auch die Einrichtung eines Snoezelen-Raums, von dem auch Sie profitieren
- AGs, z. B. zu den Themen Selbstbehauptung oder Körpersprache, oder auch eine Theater- oder Zirkus-AG, in der die Kinder die Möglichkeit haben, ihre Gefühle auszudrücken und ihr Selbstwertgefühl zu steigern
- Gemeinsame Aktivitäten im Schulgarten, in der Nachbarschaft oder der Natur
- Mobbingprävention → Lesen Sie gern dazu gern unsere Beiträge Ausgrenzung, Demütigungen und Schläge: (Cyber-)Mobbing besprechen, erkennen, verstehen und verhindern und Psychoterror nein danke!
- Zirkuspädagogik → Mehr dazu finden Sie in unserem Beitrag Die Welt der Zirkuspädagogik.
All diese Angebote unterstützen Ihre Kinder dabei, Stress und Angst besser zu bewältigen. Es gibt auch zu unangenehmen, aber wichtigen Themen wie Mobbing viele kreative Herangehensweisen und tolle Bücher. Auch von Patenschaften profitieren Ihre SuS nicht nur in schulischen Belangen. Vielleicht hilft es bei Leistungsangst bereits, gemeinsam die Lernstrategien sowie das Zeitmanagement der Kinder zu optimieren. Besteht der Verdacht auf Lernschwächen, bringt eine Diagnose und/oder Therapie vielleicht Linderung.
Professionelle Hilfe bei Schulangst
Wenn Sie und die Eltern an Ihre Grenzen kommen, braucht das Kind professionelle Hilfe. Kinder, die niemanden an sich heranlassen, sich mehr und mehr zurückziehen, aggressiv sind und dabei sichtlich leiden, profitieren von Gesprächen mit Sozialarbeitern oder (Schul-)Psychologen.
Das Wohl des Kindes steht dabei immer im Vordergrund. Sollten Eltern diese Angebote verweigern, werden bei Ihnen zu Recht die Alarmglocken schrillen. Bleiben Sie wie immer im Austausch mit Ihren Kollegen und anderen Profis.
Erstrebenswert ist natürlich auch ein guter Draht zu Ihren Kindern. Umso wahrscheinlicher ist es, dass diese Sie ins Vertrauen ziehen, sodass Sie helfen können, bevor die Angst scheinbar unüberwindbar wird.
Gedankenanstöße für eine angstfreie Schule
Wie so oft gibt es eine ganze Menge Ideen, um den Schulalltag entspannter und angstfreier zu gestalten. Bestimmt haben auch Sie schon viele Ansätze durchdacht, diskutiert und wahrscheinlich als „nicht umsetzbar“ verworfen. Wer will es Ihnen verübeln? Ihr Job ist ja nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern dafür zu sorgen, dass es sich dreht, mit all seinen Ecken und Kanten.
Es fragt sich nur, wie lange wir mit unserem aktuellen Modell noch durchkommen: Lehrermangel und wenig Nachwuchs in Sicht, psychische Probleme bei Lehrkräften und Schülern, immer schlechtere Ergebnisse in Leistungsabfragen, heterogene und zu große Klassen, schlechte (digitale) Ausstattung … Dass die Bedingungen so desolat sind, darf nicht dazu führen, dass Ihre Kinder und Sie noch mehr leiden und die SuS zu schlechteren Startbedingungen ins (Schul-)Leben verdammt sind.
Geht’s auch ohne Noten?
Zweifelsohne hängt ein Großteil der Schulangst mit Noten zusammen. Daher können wir uns – mal wieder – fragen, ob es vielleicht auch ohne geht.
Die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule „Alemannenschule Wutöschingen“ legen beispielsweise zu einem selbstgewählten Zeitpunkt Gelingensnachweise über abgeschlossene Module ab, bevor sie im Stoff weiter voranschreiten. Außerdem gibt es weder Klassenräume noch Schulbücher oder Stundenpläne: Die SuS lernen selbstorganisiert per Tablet mit digitalen Materialien. Infos und Downloads finden Sie auf dem Deutschen Schulportal.
Sitzenbleiben oder weitergehen?
Auch das Sitzenbleiben gilt als Praxis, die kaum Erfolg, sondern eher Nachteile verspricht – im Gegensatz zu individueller Förderung. Und natürlich ist das Sitzenbleiben das Resultat schlechter Noten, also die Krönung der leistungsbezogenen Schulangst.
Einige Schulen haben das Sitzenbleiben mittlerweile abgeschafft; bei manchen alternativen Schulformen gibt es diese Praxis sowieso nicht. Doch an den meisten Schulen ist Sitzenbleiben nach wie vor Standard. Brauchen wir also Druck und Drohung, weil wir mit Motivation und positiver Bestärkung nicht weiterkommen?
Feedback als Chance für Veränderung
Vielleicht hilft auch schon eine Feedback-Kultur, die in vielen Firmen mittlerweile an der Tagesordnung ist, aber unser Bildungssystem noch nicht so ganz erreicht zu haben scheint. Warum eigentlich nicht? Haben wir Erwachsenen Angst, von Kindern auf unsere Fehler hingewiesen zu werden? Sind Partizipation und Partnerschaftlichkeit in der Praxis etwa doch nicht so verbreitet? Möchten wir uns die paar Stunden Arbeit nicht machen, obwohl glückliche, lernwillige Kinder uns Hunderte Stunden Arbeit ersparen würden? Das Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen z. B. hat eine lebhafte Feedback-Kultur, die den SuS vor allem dabei helfen soll, den Schulübergang zu bewältigen. Mehr dazu lesen Sie auf dem Deutschen Schulportal.
Es sollte niemals ein Tabu sein, über seine Gefühle zu sprechen, und dafür sollte es auch immer Zeit geben – gerade, weil und wenn Reden hilft, Probleme aus der Welt zu schaffen. Sollten wir das nicht alle schon früh lernen und dann eben auch unseren Kindern beibringen, sie ernst nehmen in ihren Empfindungen und unsere eigenen Maßnahmen reflektieren? Hindert uns der Lehrermangel, der Lehrplan daran, obwohl wir die Lehr- und Lernziele besser erreichen würden, wenn wir unseren Schulalltag zugunsten der Kinder optimieren würden?
Fragen über Fragen. Auch, wenn Sie unser Bildungssystem und die Welt nicht ändern werden, können Sie im Kleinen Wunder wirken. Bilden Sie eine Arbeitsgruppe, schauen Sie sich andere Schul- und Lehrmodelle an und besprechen Sie, welche Ideen auch für Sie umsetzbar sind.
„Hindernisse können mich nicht aufhalten. Entschlossenheit bringt jedes Hindernis zu Fall.“ – Leonardo da Vinci, Anatom, Architekt, Bildhauer, Ingenieur, Maler, Mechaniker und Naturphilosoph
Sie teilen da Vincis Überzeugung nicht? Dann versetzen Sie sich doch einmal in die Lage eines Kindes mit Schulangst, das Ihnen an dieser Stelle bestimmt zustimmt und sich verzweifelt und machtlos fühlt. Zumindest das können Sie ändern, wenn schon nicht das Schulsystem.
Auch interessant:
Startchancen-Programm: Jetzt gehts los, das müssen Schulen unbedingt wissen!
Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule: So gelingt der Start ins Schulleben
Falle Double Bind: So erkennen und vermeiden Sie Doppelbotschaften
Schüchternheit vs. mündliche Beteiligung – wie gerecht ist es, den Charakter zu benoten?
Lesestoff:
Anders, Florentine: Schulangst – Was wir wissen und was wir dagegen tun können, 16.01.2024:
https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/was-ist-schulangst-und-was-koennen-schulen-dagegen-tun/
Schulangst: Ursachen, Anzeichen und Behandlung:
https://kinder-und-familie.de/schulangst/
Ursachen, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten bei Schulphobie:
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schulvermeidung-schulangst-schulphobie-schuleschwaenzen/schulphobie/
Schultz, Tanjev: Schule als Angstbetrieb?, 14.04.2023:
hhttps://deutsches-schulportal.de/expertenstimmen/tanjev-schultz-schule-als-angstbetrieb/
Vock, Miriam: Ist Sitzenbleiben sinnvoll?, 11.09.2023:
https://www.spektrum.de/frage/ist-sitzenbleiben-sinnvoll/2163999
Wiesener, André: Schulangst: Wenn Kinder und Jugendliche Angst vor der Schule haben, 23.04.2020:
https://www.hauslehrer.de/blog/schulangst-wenn-kinder-und-jugendliche-angst-vor-der-schule-haben/
© Copyright – Urheberrechtshinweis
Alle Inhalte auf www.backwinkel.de sowie www.backwinkel.de/blog, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt.
Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei der BACKWINKEL GmbH. Bitte fragen Sie uns, falls Sie die Inhalte dieses Internetangebotes verwenden möchten.
Wer gegen das Urheberrecht verstößt (z. B. Bilder oder Texte unerlaubt kopiert), macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar, wird zudem kostenpflichtig abgemahnt und muss Schadensersatz leisten (§ 97 UrhG).
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Natürlich. Sogar fünf 😊. Wir – Lukas, Marvin und Tatjana – bespielen unseren Blog im LACHEN LEBEN LERNEN-Firmensitz in Hattingen.
Lukas kennt Onlinemarketing wie seine Westentasche, während Marvin unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Freelancerautorinnen Elisa und Christine (und gern auch Gastautoren) aus der Ferne für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreiben.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog[@]backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!