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Service Learning: Was Kinder durch (gesellschaftliches) Engagement lernen

Elisa Morel

Lernen durch Engagement, also den Einsatz für das Gemeinwohl, ist eine wundervolle Erfahrung für Schülerinnen und Schüler. Sie werden selbst aktiv, setzen sich für Themen ein, die ihnen am Herzen liegen, erleben unmittelbar die Erfolge des eigenen Tuns und lernen eine Menge für das spätere Leben.

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Lesen Sie in diesem Beitrag, was Lernen durch Engagement in der Praxis bedeutet, welche Vorteile es bietet und wie es Ihnen gelingt, Ihr erstes oder nächstes Projekt gemeinsam in die Tat umzusetzen. Denn wie sagte Erich Kästner? „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“

Inhalt

1. Was bedeutet Service Learning?

2. Wie profitieren Kinder von Lernen durch Engagement?
2.1. Was lernen Kinder durch gesellschaftliches Engagement?
2.2. Soziales Engagement, Partizipation und Demokratiebildung

3. Projektideen für Service Learning
3.1. Themenauswahl und Vorbereitung für ein soziales Projekt
3.2. Ideen für LdE-Projekte in der Grundschule
3.3. Prozess und Reflexion des LdE-Projekts

4. Fortbildungen und Kooperationen zu Lernen durch Engagement

Was bedeutet Service Learning?

Platt gesagt: Service Learning oder Lernen durch Engagement (LdE) bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler handlungsorientierte Lernerfahrungen machen, indem sie Gutes tun. Oft findet LdE nicht nur im Klassenraum und auf dem Schulgelände, sondern auch an außerschulischen Lernorten statt, beispielsweise bei der Feuerwehr oder der Tafel, in Kindergärten und Seniorenheimen.

Lernen durch Engagement ist Teil des Curriculums. Viele Projekte decken mehrere Fächer ab und vermitteln den Kindern auch über fachliche Kompetenzen hinaus wertvolle Fähigkeiten und Erfahrungen wie Empathie, Selbstwirksamkeit und Anerkennung.

Wie profitieren Kinder von Lernen durch Engagement?

Durch Anwenden lernen wir am besten. Daher ist LdE optimal dafür geeignet, Kindern in vielerlei Hinsicht Kompetenzen zu vermitteln. Gleichzeitig ist die Motivation bei Lernenden höher, wenn sie nicht nur selbst entscheiden können, inwiefern und bei welchem Themengebiet sie sich einbringen, sondern auch die Erfolge ihres Tuns hautnah erleben.

Außerdem ist LdE zwar Teil des Curriculums, aber weniger fokussiert auf die klassischen Schulkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Somit haben auch Kinder, denen diese basalen Fähigkeiten (noch) schwerfallen, Erfolgserlebnisse, wenn sie z. B. erfahren, wie sehr sich Senioren über das gemeinsame Backen, Basteln oder auch ein Gespräch freuen oder wie durch ihre tatkräftige Unterstützung die Nachbarschaft grüner wird.

Folglich liefert LdE auch einen wichtigen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, da diese Methode Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, der Welt zu zeigen, welche Talente und Fähigkeiten in ihnen stecken, die im normalen Schulalltag vielleicht verborgen bleiben.

Natürlich ist LdE auch eine hervorragende Methode, um Soft Skills wie Empathie so fördern: Wer sich entscheidet, jemand anderem oder der Umwelt Gutes zu tun, setzt sich mit vorherrschenden Problemen und fremden Sichtweisen auseinander, reflektiert sie und wird dann aktiv.

Somit ist Lernen durch Engagement in jeder Hinsicht super für Kinder, damit sie frühzeitig positive Erfahrungen machen, indem sie selbstlos handeln und etwas bewegen – und dabei wahrscheinlich gar nicht merken, was und wie viel sie ganz nebenbei noch lernen.

Was lernen Kinder durch gesellschaftliches Engagement?

Gesellschaftliches Engagement macht nicht nur unsere Welt und Umgebung besser, sondern bietet auch eine Vielzahl positiver (Lern-)Aspekte für die Kinder, z. B.:

  • Probleme erkennen und lösen
  • Empathie, Reflexion und Toleranz
  • Selbstwirksamkeit, Durchhaltevermögen und somit auch Resilienz
  • Planung und Umsetzung eines Projektes
  • Verantwortungsbewusstsein
  • fächerübergreifendes Faktenwissen
  • verbesserte Kommunikationsfähigkeit
  • Kooperations- und Konfliktfähigkeit
  • Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein
  • Anerkennung und Feedback
  • Kennenlernen neuer Lernorte

Nicht zuletzt ist Lernen durch Engagement auch hilfreich dabei, um Kindern die Grundlagen von Partizipation und Demokratie alltagsnah zu vermitteln.

Soziales Engagement, Partizipation und Demokratiebildung

Um eine positive Wahrnehmung unserer Gesellschaft und auch Wertschätzung für Demokratie zu haben, ist es unerlässlich, sich als Teil von ihr zu fühlen: Wer den Eindruck hat, er könne nichts bewirken, sei nicht wichtig oder werde in seinen Interessen nicht gesehen, resigniert und wendet sich ab.

Lernen durch Engagement leistet einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung, denn

  • die Kinder bringen ihre eigenen Interessen ein
  • gestalten das Projekt aktiv mit
  • entscheiden demokratisch
  • erleben die positiven Folgen ihres Handelns
  • knüpfen neue Kontakte
  • bauen Vorurteile ab
  • lernen neue Perspektiven und Lebenswirklichkeiten kennen
  • erfahren, dass sie etwas bewirken

Projekte im Rahmen von Service Learning liefern also einen super Ansatz, um Partizipation und Teilhabe zu fördern, und wirken sich natürlich auch auf das Klassenklima positiv aus: Wenn man gemeinsam ein Ziel verfolgt und all seine Fähigkeiten in einer alltagsnahen Situation einsetzt, wächst man zusammen. Man lernt die anderen auf eine neue Art und Weise kennen und wertschätzen. So wird aus einzelnen Cliquen im besten Fall eine Klassengemeinschaft, die sich versteht, toleriert und gern voneinander lernt.

Mehr über Demokratiebildung in der Grundschule lesen Sie auch in diesen Beiträgen:

• Demokratie leben – Jetzt!
• Miteinander lernen: So geht Demokratiebildung in der Grundschule
• Rechtsextreme Einstellungen nehmen zu – Demokratiebildung ist eine gute Idee
• Didaktische Perspektiven auf die Demokratiebildung im Schulunterricht

Projekte für Service Learning planen

Sollte LdE bisher in Ihrem Unterrichtsalltag keine Rolle spielen, sprechen Sie mit der Schulleitung, um abzuklären, ob Wille und Möglichkeiten bestehen, Projekte umzusetzen. Bestimmt finden Sie auch Fans im Kollegium, die Sie gerne unterstützen und sich schlaumachen.

Wie bei jedem Projekt brauchen Sie im Vorhinein ein wenig Planung, damit am Ende alles reibungslos klappt. Und wie immer ist die gute Nachricht, dass Sie funktionierende Konzepte beibehalten und auch mit späteren SuS nutzen können.

Haben Sie dabei Vertrauen in die Kompetenzen Ihrer Schüler und planen Sie gemeinsam im demokratischen Prozess, damit Ihre Kinder partizipieren und Selbstwirksamkeit erfahren. Bestenfalls bleiben Sie in der Rolle des Moderators, während die Kinder das Projekt entwickeln. Und wenn etwas nicht auf Anhieb klappt, ist das nur ein weiterer Schritt im Lernprozess.

Tipp: Sie müssen nicht gleich ein Halbjahresprojekt aus dem Boden stampfen. Mehrere kleine Ideen ergeben auch eine große, und manche Aktionen lassen sich auch an ein bis zwei Tagen umsetzen. Tolle Inspirationen dazu liefert die Schweizer Webseite zu Service Learning, die wir Ihnen am Ende des Beitrags verlinken.

Themenauswahl und Vorbereitung für ein soziales Projekt

Soziales Engagement ist ein breites Feld. Denken Sie am Anfang nicht zu groß, sondern überlassen Sie den Kindern die Entscheidung über das Thema, für das sie sich am meisten interessieren. Ein geeignetes Projekt entwickeln Sie im Anschluss gemeinsam, denn es gibt immer Möglichkeiten zur Umsetzung.

Interessieren sich die SuS beispielsweise für Tierschutz, aber in Ihrer Nähe befinden sich weder (kooperationswillige) Tierheime noch Zoos, lohnt es sich, bei Landwirten nachzufragen, einen Förster zu kontaktieren, einen Erlebnisbauernhof zu besuchen oder gemeinsam einen Teich oder eine Bienenweide auf dem Schulhofgelände anzulegen.

Alternativ ist es genauso denkbar, bei einem Spaziergang Insekten und Vögel zu fotografieren oder einen Komposthaufen anzulegen. Vielleicht leben bald auch ein paar Tiere in Ihrem Klassenraum, z. B. Schnecken oder Würmer in einem Terrarium, oder es gibt in ein paar Jahren einen kleinen Schulzoo.

Oder aber die Kinder machen sich in der Nachbarschaft oder in Form von Aushängen auf die Suche nach Mitmenschen, die nicht (mehr) in der Lage sind, sich selbstständig um ihre Haustiere zu kümmern, und helfen ihnen bei der Versorgung. Vielleicht entstehen so auch neue Freundschaften und weitere Möglichkeiten für soziales Engagement innerhalb der Nachbarschaft.

Auch ein Spendenlauf oder eine Sammelaktion, deren Erlöse für den Tierschutz gespendet werden, sind tolle Möglichkeiten, ohne großen Aufwand Gutes zu tun. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Beitrag Tierschutz in der Schule: So sensibilisieren Sie Kinder und vermitteln Wertschätzung für Mitgeschöpfe. In den Lesetipps finden Sie viele weitere spannende Ideen für Schülerinnen und Schüler.

Ein anderer Ansatz ist, zuerst die nähere Umgebung zu erkunden, um festzustellen, in welchem Bereich die Kinder aktiv sein möchten. So haben Sie die konkrete Projektidee von Anfang an, anstatt erst Themen zu brainstormen und dann schlimmstenfalls nichts Geeignetes zu finden, denn das wirkt sich natürlich negativ auf die Motivation der Kinder aus.

Wie Sie dann das Projekt konkret angehen, besprechen Sie am besten nicht nur mit den Schülerinnen und Schülern, sondern auch mit Kollegen, die fächerübergreifend teilnehmen möchten, und weiteren Kooperationspartnern. So können alle Beteiligten bei einem gemeinsamen Treffen ihre Ideen und Wünsche einbringen und Ihre Kinder erleben Demokratie hautnah.

Auch ein Treffen mit den Eltern, vielleicht nicht im Rahmen eines Elternabends, sondern gemeinsam mit den Kindern bei Kakao und Kuchen kann neue Türen öffnen. So sind die Eltern zum einen im Bilde, für welches Projekt ihre Kinder brennen, und können zum anderen selbst etwas beitragen, beispielsweise durch Wissen, Kontakte, Materialien, Ideen oder tatkräftigen Einsatz.

Ideen für LdE-Projekte in der Grundschule

Projekte für Service Learning gibt es wie Sand am Meer. Abgesehen von einer breiten Palette an übergeordneten Themen (Tierschutz, Brandschutz, Klima) ist jedes Thema seinerseits durch viele verschiedene Herangehensweisen umsetzbar (Basteln, Schreiben, Besuchen, Fotografieren, Schenken, Bauen, Lernen, Vorlesen, Gärtnern …).

Im Folgenden ein paar gelungene Ideen aus der Grundschulpraxis:

  • Brandschutzschulung für Kinder in einer Flüchtlingsunterkunft
  • Vorlesen für Kita-Kinder
  • wechselseitige Besuche und Aktivitäten mit Bewohnern eines Seniorenheims
  • nachmittägliche Nachbarschaftshilfe
  • Spendengelder sammeln durch Straßenmusik, Singen, Basteln oder einen Basar
  • Bau von Nistkästen und Insektenhotels
  • Hilfe bei der Obsternte
  • Lösungen für Frösche und Kröten bei Straßenüberquerungen

Weitere Inspirationen finden Sie in unserem Beitrag City Bound: Was Ihre SuS bei einer Stadtrallye lernen. Und in unserem Beitrag 11 nachhaltige Projektideen für die Grundschule werden Sie vielleicht auch fündig, wenn Sie sich bei Ihren eigenen Ideen noch nicht ganz sicher sind.

Prozess und Reflexion des LdE-Projekts

Die meisten Service-Learning-Themen sind fächerübergreifend. So ist es z. B. denkbar, bei einem Müllprojekt den örtlichen Verwertungshof zu besuchen, in Sachkunde über Umweltverschmutzung und deren Folgen zu reden und beim Müllsammeln im Park oder der Innenstadt mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Daraus resultiert vielleicht der Wunsch, in der Schule Müll möglichst zu vermeiden und mehr zu recyceln, oder Ihre Kinder zaubern in einer Upcycling-AG tolle Dinge, die sich dann auf einem Basar für den guten Zweck verkaufen. Was Upcycling ist und wie Sie mit Ihren Kindern nachhaltig basteln, lesen Sie in unserem Beitrag nach: Upcycling für mehr Nachhaltigkeit: Basteln Sie mit Dingen, die nicht unbedingt Müll sind

Da viele großartige Ideen erst im laufenden Prozess entstehen, lohnt es sich, das Projekt von Anfang an zu dokumentieren, z. B. durch Fotos, kleine Tagebucheinträge oder Mindmaps. So haben Ihre Kinder nicht nur die Chance, die eigenen Erfolge festzuhalten und zu reflektieren, sondern auch gleich genug Material für eine abschließende Präsentation oder auch die fortschreitende Dokumentation via Social Media. Soziales Engagement ist immer eine lobenswerte Sache – darum haben sich Ihre Schülerinnen und Schüler auch eine Urkunde verdient. Wer mag, wird selbst kreativ oder lässt sich vom Muster in der Linksammlung inspirieren.

Fortbildungen und Kooperationen zu Lernen durch Engagement

In Deutschland gibt es ein Netzwerk für LdE, das sowohl Fortbildungen als auch Beratungen und Hilfestellungen zur Unterrichtsplanung anbietet. Auf der Webseite wählen Sie Ihr Bundesland aus, um Kooperationspartner zu finden. LdE-Schulbegleiter beantworten Ihre Fragen, unterstützen und begleiten Sie, stellen Material zur Verfügung und vernetzen Sie mit passenden Projektpartnern.

Alternativ gehen Sie selbst auf die Suche in der näheren Umgebung der Schule:

  • Sucht eine Kita Lesepaten?
  • Freut sich eine integrative Wohngruppe über gemeinsame Aktivitäten?
  • Gibt es kooperationswillige Einrichtungen wie Seniorenheime oder die Tafel?
  • Haben Kollegen an anderen Schulen bereits Erfahrung mit LdE gesammelt?
  • Braucht eine Tierschutzorganisation Unterstützung?

Mit Sicherheit werden Sie schnell fündig. Behalten Sie im Hinterkopf, dass der Weg das Ziel ist. Oft ergeben sich unerwartete Möglichkeiten, und mit einem wachsenden Netzwerk kommen vielleicht auch neue Leute auf Sie zu, die Ideen für ein Projekt haben.

Denkanstoß: Abschließend sei noch einmal auf die Schweizer Webseite zu Service Learning hingewiesen. Der dort präsentierte Ansatz ist erfrischend unbürokratisch und praxisorientiert, sodass man schnell ins Brainstormen und Handeln kommt – ganz ohne Beratung und Fortbildung. Für den Einstieg ist das ideal. Und am wichtigsten ist es ja immer, den Anfang zu machen.

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