Rechtsextreme Einstellungen nehmen zu – Demokratiebildung ist eine gute Idee
Elisa Morel
Die Studie „Die distanzierte Mitte – rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung, bescheinigt Deutschland eine Zunahme demokratiefeindlicher Haltungen seit 2014.
© ADOBE Stock
Das ist besorgniserregend und wirft die Frage auf, was wir als Gesellschaft dagegen tun können. In diesem Beitrag lernen Sie die vielen Facetten der Demokratiebildung kennen. Außerdem beleuchten wir einige Aspekte, die zu demokratiegefährdenden Einstellungen führen können und werfen einen Blick auf mögliche Lösungen.
Inhalt
1. Ein paar Worte zur Studie „Die distanzierte Mitte“
2. Was bedeutet Demokratiebildung?
3. Was gehört zur Demokratiebildung?
4. Wie kommt es zu Diskriminierung und rechtem Gedankengut?
4.1. Das Internet und soziale Medien als Meinungsmacher
4.2. Sozialisation und Peer Groups
4.3. Religion als unüberbrückbare Differenz?
Was bedeutet Demokratiebildung?
Demokratiebildung befähigt Menschen dazu, im Sinne einer demokratischen Lebensform zusammenzuleben. Dafür braucht es u.a. politische Bildung, Toleranz, Selbstreflexion und Teilhabe an demokratischen Prozessen. Die Erziehung zur Demokratiebildung erfolgt an Schulen ebenfalls demokratisch, z. B. durch die gemeinsame Gestaltung des Schulalltags (Klassenräte, Schülervertretungen etc.) und einen von Respekt und Toleranz geprägten Umgang miteinander.
An Schulen findet Demokratiebildung nicht nur in Fächern wie Ethik, Geschichte oder Sozialkunde statt, sondern ist Bestandteil des kompletten schulischen Alltags, beispielsweise wenn es um die Förderung von Empathie oder Medienkompetenz geht. Auch gemeinnützige Projekte tragen zur Demokratiebildung bei.
Was gehört zur Demokratiebildung?
Demokratiebildung ist Bestandteil der kompletten Schullaufbahn. Der Leitfaden, der im Sommer 2019 vom Ministerium für Kultur, Jugend und Sport in Baden-Württemberg dazu veröffentlicht wurde, sieht sie ab Klasse 1 vor, bis hin zu Klasse 13.
Demokratie wird aus drei verschiedenen Perspektiven beleuchtet:
- als Lebensform
- als Gesellschaftsform
- als Herrschaftsform
Zudem gibt es vier Bausteine:
- Identität und Pluralismus
- Selbstbestimmung und Autorität
- Gleichwertigkeit und Solidarität
- Interesse und Beteiligung
Je nach Ebene kommen unterschiedliche Bausteine zur Anwendung. Wir greifen hier beispielhaft Ebene 1 auf, Demokratie als Lebensform, denn diese Ebene hat die meisten Berührungspunkte mit Grundschülern, während die anderen Ebenen erst ab der Sekundarstufe vertieft werden.
Geeignete Leitfragen, mit denen sich die SuS in Bezug auf ihren eigenen Alltag auseinandersetzen können, sind z. B.:
- Was ist mir wichtig? Was macht mich aus? Was unterscheidet mich von anderen, was verbindet mich mit anderen?
- Wie entsteht Streit? Wie kann man ihn verhindern oder schlichten?
- Welche Bedeutung hat Religion für mich und andere? Welche Glaubensrichtungen gibt es?
- Warum gibt es Regeln? Wie sähe ein Alltag ohne Regeln aus?
- Welche Rechte habe ich als Kind, was darf ich mitbestimmen, z. B. im Schulalltag?
- Welchen Informationen aus den Medien kann ich vertrauen und woran erkenne ich den Unterschied? Wie hinterfrage ich richtig?
Das ist bereits ein riesiger Blumenstrauß an komplexen Fragestellungen. Bestimmt könnten Sie über jede einzelne stundenlang mit Ihren Schülern debattieren, Gedankenexperimente machen, Plakate erstellen – wenn Sie denn die Zeit haben.
An Grundschulen findet eine Menge Demokratiebildung statt, z. B. in Form von Klassensprechern, Schülervertretern, Streitschlichtern oder Klassenräten. Natürlich bietet auch der Schulalltag immer wieder Anlässe, um über all diese Fragen ins Gespräch zu kommen: sei es in Form einer Geschichte, eines Streits oder einer diskriminierenden Äußerung.
Diskriminierende Äußerungen im Schulalltag
Wenn Sie mitbekommen, dass ein Kind ein anderes sexistisch, rassistisch, antisemitisch etc. beleidigt, müssen Sie das selbstverständlich immer ansprechen. Bitten Sie das Kind, Ihnen die Bedeutung des Begriffs zu erklären und übernehmen Sie die Erklärung, wenn es keine Antwort hat. Fragen Sie anschließend, warum das Kind sich zu dieser Aussage entschieden hat, und fragen Sie nach, wie es sich selbst fühlen würde.
So bekommen Sie bereits ein Gefühl dafür, ob das Kind nur etwas aufgeschnappt hat, dessen Bedeutung es nicht kennt und jetzt ausprobieren wollte oder eine Meinung wiedergibt, die es vielleicht an anderer Stelle oft hört.
Haben Sie die Vermutung, dass in einem Elternhaus Rassismus und weitere demokratiefeindliche Überzeugungen an der Tagesordnung sind, sprechen Sie mit Ihren Kollegen und der Schulleitung. Vielleicht lohnt es sich, das Thema Demokratie(-Bildung) im Rahmen eines Elternabends anzusprechen. Im Zweifel nutzen Sie Beratungsangebote, wenn Sie unsicher sind, wie Sie den jeweiligen Eltern gegenübertreten sollen – aber handeln Sie. Nichts ist schlimmer als das Schweigen.
Wie kommt es zu Diskriminierung und rechtem Gedankengut?
Wenn die Antwort auf diese Frage so einfach wäre, gäbe es bestimmt auch naheliegende Lösungen. Allgemein kategorisieren wir Menschen gern, und dabei helfen Verallgemeinerungen und Stereotype. Als Rudeltier fühlen wir uns gern zugehörig, und das ist einfacher, wenn es nicht nur „uns“, sondern auch „die Anderen“ gibt (vgl. Othering). Das muss nicht unbedingt ein Feindbild sein. Es reicht schon, wenn einige Menschen in unserem Umfeld ein bisschen anders sind als wir, um uns abgrenzen zu können oder zu wollen – sei es als Swiftie, Bayern-Fan oder Frankophiler.
Empfindet man „die Anderen“ aber tendenziell als Bedrohung, sieht es schon weniger friedlich aus. Man empfindet Antipathie, wertet ab, während man sich selbst überhöht, greift verbal und schlimmstenfalls körperlich an.
Ein paar Faktoren, die Diskriminierung und Rassismus fördern können, sind diese hier:
- das Auflösen bekannter (Länder-)Grenzen durch die Globalisierung
- das Bedürfnis nach Abgrenzung von „den Anderen“
- Unwissenheit und mangelnde Reflexion
- tradierte Rollenbilder und Wertvorstellungen
- Angst vor dem Unbekannten, vor Veränderung und/oder dem Verlust der eigenen (kulturellen oder ethnischen) Identität
- Verunsicherung bezüglich der eigenen Lebensumstände oder Zukunftsängste
- das Empfinden eigener Unzulänglichkeit oder Chancenlosigkeit
- Reaktanz oder der Wille zu Provokation
- Politikverdrossenheit
Die Liste ließe sich fortführen. Die Forschung hat einige Theorien zur Entstehung von Rassismus aufgestellt, sich jedoch bisher auf keine eindeutigen Ursachen festlegen können, was einmal mehr die Komplexität des Themas belegt.
Hinzu kommt, dass die Angst vor dem Unbekannten evolutionär bedingt ist und früher bestimmt auch notwendiger war als in unserer modernen Gesellschaft. Doch auch wenn wir heute nicht mehr Gefahr laufen, am Konsum einer unbekannten Beere zu sterben, gibt es andere Unwägbarkeiten, die Menschen verunsichern. Und Angst ist selten ein Nährboden für Gutes.
Das Internet und soziale Medien als Meinungsmacher
Durch die fortschreitende Globalisierung und Digitalisierung ist jede erdenkliche Information in Sekundenschnelle verfügbar – nur ist sie nicht immer korrekt. Im Internet kursieren extremistische Ansichten, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, Verschwörungstheorien und viele ungefilterte Gedanken. Zur Demokratie gehört eben auch die freie Meinungsäußerung.
Umso wichtiger ist es, dass Ihre Schüler schon früh den richtigen Umgang mit Medien und Quellen lernen. Nicht alles, was man liest und hört, stimmt, auch wenn es viele Leute wiederholen. Hinterfragen ist immer eine gute Idee, aber auch das muss man erstmal lernen, genauso wie das Erkennen seriöser Quellen, den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet und Social Media oder das korrekte Recherchieren.
Ihre Kinder sind vielleicht schon halbe Profis am Smartphone, machen sich aber nicht allzu viele Gedanken um die Nutzung, da Vergnügen und Sorglosigkeit an erster Stelle stehen. Bauen Sie also bei sich bietenden Gelegenheiten ein wenig Medienkompetenz in Ihren Unterricht ein, damit den SuS bewusst wird, worauf es online ankommt und dass man auch dem Lieblings-YouTuber nicht unbesehen alles glauben sollte, was er so von sich gibt.
Mehr zur Medienbildung sowie zum Erkennen seriöser Quellen lesen Sie in unserem Beitrag Fake News, Influencer, Regenbogenpresse: Stimmt alles, was Ihre Kinder so lesen und hören?
Sozialisation und Peer Groups
Sozialisation ist mächtig. Seit unserer Kindheit unterliegen wir verschiedenen Einflüssen von außen, die uns prägen. Am stärksten werden wir von unseren engsten Bezugspersonen geprägt, also meistens unseren Eltern. Wir übernehmen ihre Einstellungen, Werte und Verhaltensweisen und haben erst im späteren Alter die Chance, zu reflektieren, ob sie das Richtige (für uns) sind. Doch bis dahin sind sie schon lange Zeit Teil unseres Lebens gewesen. Und je länger ein Zustand andauert, umso schwieriger ist es, ihn zu ändern.
Spätestens in Kindergarten und Grundschule finden wir die ersten Freunde, doch da wir noch klein sind, nehmen unsere Eltern höchstwahrscheinlich Einfluss darauf, mit wem wir spielen sollen, oder uns treffen dürfen – nämlich am besten mit den Kindern, deren Familien ähnliche Werte teilen. So verfestigen sich die gelernten Strukturen noch weiter, und im schlimmsten Fall hat die Vielfalt keine Chance gegen die angestrebte Homogenität des Umfelds. In manchen Fällen mag das gerechtfertigt sein: Wer schickt sein Kind guten Gewissens zum Spielen zu einer Familie, in der geprügelt wird? (Intervention ist selbstredend unerlässlich.)
Doch wenn menschenverachtende Meinungen bereits in den Familien der Kinder verwurzelt sind, wird vermehrte Demokratiebildung an Schulen wenig ausrichten können. Natürlich haben Sie als Lehrkraft eine Vorbildfunktion. Doch wie stark können Sie Kinder beeinflussen, die zu ihren antidemokratischen Eltern aufsehen oder gar von ihnen indoktriniert werden?
Viele Straßenzüge oder Stadtteile sind bezogen auf sozialen Status oder Ethnie ziemlich homogen bevölkert. Auch in gemischten Stadtteilen findet man eher ein Nebeneinander als ein Miteinander. Leider befeuert diese Tatsache bereits eine gedankliche Unterscheidung zwischen „uns“ und „denen“. Oft gibt es wenig Kontakt zu „den anderen“, was wiederum ein fruchtbarer Boden für Vorurteile und Diskriminierung ist.
Man möchte sich vielleicht abgrenzen, doch auch wenn man Kontakt zu anderen Gruppen sucht, gelingt das nicht immer, denn Verachtung, Vorurteile oder Angst existieren oftmals auf beiden Seiten. Und nur eine persönliche schlechte Erfahrung kann reichen, um eine lebenslange diskriminierende Meinung zu initiieren.
Mangelnder Kontakt, Nichtwissen, Unverständnis und Vorurteile führen unweigerlich dazu, dass man sich noch weniger zugehörig fühlt, sich noch weiter abgrenzt und somit natürlich auch noch weiter voneinander entfernt. Und weil man sich am liebsten mit Menschen umgibt, die ähnlich denken, leben viele Menschen in ihrer eigenen Echokammer, sodass die eigene Meinung immer wieder aufs Neue bestätigt wird. Wenn dann ein einzelner Mensch widerspricht, vielleicht auch ein ganzes Dutzend, wird das kaum dazu führen, die eigenen Überzeugungen über Bord zu werfen und sich von seiner Familie oder seinen Freunden zu distanzieren. Wer eine andere Meinung hat als die eigene, ist schnell auch einfach „einer von den anderen“.
Prinzipiell ist es ja gut, Meinungen zu haben, an denen man festhält. Wo kämen wir hin, wenn wir von unserem Berufswunsch, unserem Hobby, unseren Lieblingskünstlern und Bekannten ablassen und uns neue suchen, nur weil wir gelegentlich hören, dass unsere Wahl nicht richtig sei?
Der Kampf gegen bestehende Überzeugungen ist kompliziert und langwierig – zumindest, wenn er nicht mit Strafen und Verboten einhergeht, wie es in Diktaturen der Fall ist. Auch dann ändern sich Überzeugungen nicht; sie werden nur nicht mehr geäußert.
Das subjektive Empfinden von Richtig und Falsch
Wir dürfen nicht vergessen, dass demokratiefeindliche Überzeugungen Rassisten und anderen als richtig bzw. logisch erscheinen, auch wenn Demokratiefreunde das gänzlich anders sehen. Gleichzeitig tut es einem Antisemiten nicht weh, antisemitisch zu sein und ein Sexist leidet ebenfalls nicht unter seinem eigenen Verhalten, sondern nur sein Umfeld.
Außerdem bleibt der Mensch gern bei seiner einmal gefassten Meinung und liebt Veränderungen nur bedingt. (Vielleicht haben Sie auch schon mal jemanden nach dem Warum gefragt und als Antwort bekommen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“)
Übertragen auf ein harmloses Beispiel: Wenn Sie Weihnachten schon immer gern gefeiert haben, werden Sie wohl kaum davon ablassen, nur weil andere es Ihnen raten und dafür vielleicht sogar logische Gründe haben (weniger Stress, weniger Streit, weniger Konsum, mehr Zeit, weniger Völlerei – und außerdem glaubst du doch gar nicht an Gott!). Denn Sie werden schon Ihre eigenen Gründe für Ihre Entscheidung haben, sonst würden Sie wohl nicht feiern. Glücklicherweise kommt dadurch an dieser Stelle niemand zu Schaden.
Es ist gar nicht so einfach, die eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze zu verändern, auch wenn man es selbst will. Dazu sind sie schon zu lange bei uns und zu tief in uns verwurzelt.
Kognitive Dissonanz
Wenn man sich widersprechende Gedanken, Meinungen oder Gefühle hat, entsteht ein Konflikt, der als kognitive Dissonanz bezeichnet wird. Betroffene bemühen sich, diesen Konflikt aufzulösen, indem sie ausweichen, relativieren, sich rechtfertigen oder am Thema vorbei argumentieren. Für Außenstehende sind solche Dissonanzen meistens besser zu erkennen als für denjenigen, der sie empfindet.
Einige Beispiele:
- Jemand schimpft auf „die Ausländer“, isst aber gern Döner, weil das ja „was anderes“ sei, s. auch „Sascha … ein aufrechter Deutscher“ von Die Toten Hosen.
- Der Täter bezeichnet die Frau, die er vergewaltigt hat, als Schlampe, oder verweist darauf, dass sie einen kurzen Rock getragen habe.
- Ein Raucher weiß um die gesundheitsschädlichen Folgen seines Verhaltens, relativiert sie aber durch Aussagen wie „Ach, immerhin mache ich Sport!“
- Jemand kauft einen Standmixer und stellt im Nachhinein fest, dass er preislich übers Ohr gehauen wurde. Statt das zuzugeben, sagt er: „Na, immerhin habe ich jetzt endlich einen und kann mir jeden Morgen einen Smoothie machen“ (was er wahrscheinlich nicht tun wird).
- Ein in Deutschland lebender Albaner wettert gegen Rumänen, die nach Deutschland kommen, weil er ja schon viel länger hier sei und außerdem arbeite.
Ja, das klingt alles nicht ganz logisch und wenig einsichtig – doch wir alle unterliegen im Alltag ständig solchen kognitiven Dissonanzen. Es ist eben nicht leicht, eigene Fehler einzusehen, eigenes Verhalten infrage zu stellen oder auch nur einzugestehen, dass man sich unlogisch verhält. Auch ein Blick in die Liste kognitiver Verzerrungen bei Wikipedia lohnt sich.
Religion als unüberbrückbare Differenz?
Religion kann ein heißes Eisen sein – denken wir nur an die Kreuzzüge. Im Alltag vieler Ihrer Kinder spielt Religion bestimmt eine Rolle, doch erst als Jugendlicher oder Erwachsener gerät man aneinander, wenn unterschiedliche Glaubensrichtungen oder auch unterschiedliches Praktizieren desselben Glaubens aufeinandertreffen.
Die Freiheit des Einen endet dort, wo die des Nächsten beginnt. Toleranz ist der Schlüssel, und zwar von allen Seiten. Man muss nicht an dasselbe glauben, um sich zu mögen, zu verstehen und dieselben Interessen und Werte zu teilen. Auch hier hilft Reden, um die verschiedenen Religionen kennenzulernen und sich auszutauschen. Dann stellt man fest, wie viel die Religionen miteinander gemeinsam haben. Für Kinder und oft auch für Erwachsene ist das spannend. Es gibt viele Möglichkeiten, sich mit diesem Thema zu befassen, z. B. diese:
- Geschichten, z. B. mit dem Kamishibai (in unserem Onlineshop finden Sie die Bildkarten dazu)
- gemeinsames Malen, Singen und Basteln
- gemeinsames Kochen oder Essen
- Feiertage, Traditionen und Symbole kennenlernen
- Besuche von Kirchen, Moscheen und Synagogen
Unüberbrückbar werden die Differenzen erst, wenn Extremismus ins Spiel kommt. Für den sind Kinder glücklicherweise wenig anfällig, selbst wenn ihr Umfeld oder ihre Familie entsprechende Tendenzen aufweisen. Daher gilt auch hier: Fragen Sie bei auffälligen Äußerungen nach. Wenn ein Kind ein anderes aufgrund seines Glaubens verspottet oder angreift oder im Unterricht eine diskriminierende Aussage macht („Die ist komisch, die isst kein Schweinefleisch“, „Gott heißt doch nicht Allah“, „Mit dem will ich nicht zusammenarbeiten, der ist Jude/Moslem/Christ“ etc.), haken Sie nach, erklären Sie, thematisieren Sie Glaubensrichtungen objektiv im Klassenverband. Nutzen Sie als anschauliche Unterstützung z. B. Bildkarten: 80 Bild-Impulse zu den fünf Weltreligionen.
Mehr über Feste unterschiedlicher Kulturen lesen Sie auch in unserem Beiträgen Lichterfeste der Kulturen: Hanukkah, Diwali, Weihnachten und Opferfest – Ursprung, Rituale und Bedeutung des höchsten islamischen Feiertags.
Gibt es eine Lösung für mehr Toleranz?
Zumindest gibt es viele Ideen, Vorschläge und bereits existierende Angebote. Am meisten lernen wir Menschen durch Handeln. Es gibt bereits tolle Projekte rund ums Thema Demokratie für Kinder. Viele davon haben Schülerinnen und Schüler ab Sekundarstufe I als Zielgruppe, viele sind regional und es gibt eine Menge Träger und Stiftungen, die verschiedene Angebote im Programm haben.
Leider findet man Internetseiten, die auf regionale Ansprechpartner verweisen oder einen Überblick über alle bestehenden Projekte bieten, nicht so einfach. (Diese Schwierigkeit in der Recherche greift auch eine Expertise für das Deutsche Jugendinstitut aus dem Jahr 2021 auf.)
Am Ende unseres Beitrags finden Sie Materialien und Links. Wenn Sie konkrete Projekte planen, lohnt sich die Kontaktaufnahme mit verschiedenen Stiftungen oder auch Partnern und Vereinen vor Ort. Je mehr man über das Fremde lernt, desto vertrauter wird es, desto weniger Unbehagen verspürt man, desto weniger Raum bleibt für Vorurteile und Diskriminierung. Aber es ist ein langer Weg: nicht nur hin zu demokratischen Überzeugungen des Einzelnen, sondern auch bis zu einer gelungenen, langfristigen Umsetzung von Projekten wie Workshops, Summer Camps, AGs, Wettbewerben u. Ä.
Solche Langzeitprojekte kann und muss keine Schule alleine stemmen. Es braucht Unterstützung seitens der Regierung, und Angebote außerhalb der Schule, beispielsweise in den Ferien, sowie externe Experten oder Ehrenamtler, die die Schulen unterstützen.
Vielleicht wäre auch eine Anpassung der Curricula eine Option. Doch solche Prozesse dauern und die Prioritätensetzung stellt sich vermutlich reichlich komplex dar, vor allem, weil schon seit vielen Jahren eine Diskrepanz zwischen den Forderungen der Politik und der Umsetzbarkeit in der Praxis herrscht – nicht nur bezogen auf das Thema Demokratiebildung.
Außer Frage steht, dass der zunehmende Lehrermangel sowohl Lehrkräfte als auch Schulen vor immer größere Herausforderungen stellt. Auch ohne zusätzliche Unterrichtseinheiten, AGs und Wettbewerbe zur Demokratiebildung.
Mehr Informationen finden Sie auch in unserem Beitrag Miteinander lernen: So geht Demokratiebildung in der Grundschule.
Konflikt- und Sozialverhalten
Kamishibai-Bildkarten, Weltreligion
80Bild-Impulse für Religion und Ethik
Lesestoff:
Flyer und Materialien (kostenlose PDF) zur politischen Bildung:
https://www.bpb.de/shop/materialien/weitere/
umfangreiche Informationen und Materialien zum Projekt „Demokratiekosmos Schule“:
https://www.bpb.de/themen/bildung/dekos/
Liste nationaler Antidiskriminierungsstellen des Büros zur Umsetzung von Gleichbehandlung e. V.:
https://www.bug-ev.org/links/beratungsstellen
Internetpräsenz der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V.:
https://degede.de/
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung: Methodensammlung „Lernorte der Demokratie im Vor- und Grundschulalter“, 2009:
https://www.dkjs.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/themen/Fruehe_Bildung/Methodenmappe_Demokratie_Anfang_Auflage_4.pdf
Studie „Die distanzierte Mitte – rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23“, herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Franziska Schröter, 2023:
https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=91776&token=3821fe2a05aff649791e9e7ebdb18eabdae3e0fd
Materialsammlung zur Demokratiebildung in Kita und Grundschule:
https://integration.stiftung-kinder-forschen.de/hintergrund/weiterfuehrende-links/weiterfuehrende-links-demokratiebildung
Leitfaden Demokratiebildung des Ministeriums für Kultur, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, 2019:
https://km-bw.de/site/pbs-bw-km-root/get/documents_E-2008466037/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/KM-Homepage/Publikationen%202019/2019_Leitfaden%20Demokratiebildung.pdf
Materialsammlung zum Thema Demokratiebildung:
https://www.kmk.org/themen/allgemeinbildende-schulen/weitere-unterrichtsinhalte-und-themen/demokratiebildung.html
Liste deutschlandweiter Demokratie-Projekte für Grundschulen:
https://www.openion.de/projekte/?schule_form%5B%5D=4&schule_ort
Peyerl, Katrin, Züchner, Ivo, Dotzert, Anna: Demokratieförderung im Grundschulalter: Perspektiven auf den Hort und die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe in der Ganztagsgrundschule – Eine Expertise für das Deutsche Jugendinstitut, 2021:
https://www.dji.de/fileadmin/user_upload/DemokratieLeben/Expertise_Demokratiefoerderung_im_Grundschulalter.pdf
Internetpräsenz des Modellprojekts Demokratische Schule mit einer großen Materialsammlung:
https://www.schule-der-demokratie.eu/
https://de.wikipedia.org/wiki/Othering
© Copyright – Urheberrechtshinweis
Alle Inhalte auf www.backwinkel.de sowie www.backwinkel.de/blog, insbesondere Texte, Fotografien und Grafiken, sind urheberrechtlich geschützt.
Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei der BACKWINKEL GmbH. Bitte fragen Sie uns, falls Sie die Inhalte dieses Internetangebotes verwenden möchten.
Wer gegen das Urheberrecht verstößt (z. B. Bilder oder Texte unerlaubt kopiert), macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar, wird zudem kostenpflichtig abgemahnt und muss Schadensersatz leisten (§ 97 UrhG).