Opferfest – Ursprung, Rituale und Bedeutung des höchsten islamischen Feiertags
Elisa Morel
Das Opferfest ist das höchste Fest im muslimischen Glauben. 2023 beginnt es am 28. Juni. Es beruht auf der Geschichte von Abraham und Isaak, die auch anderen Weltreligionen vertraut ist. Im Mittelpunkt stehen Hilfsbereitschaft, Freundschaft und Versöhnung.
© ADOBE Stock
Man feiert im Kreise der Familie und mit Freunden, isst gemeinsam, beschenkt die Kinder und viele spenden für Bedürftige. Die große Pilgerfahrt nach Mekka ist nur während der vier Tage um den Beginn des Opferfestes herum möglich – somit ist das höchste Fest eng mit dem Haddsch verbunden.
In diesem Beitrag erfahren Sie die Hintergründe zu diesem Fest, über das viele Nicht-Muslime weniger wissen als über das Zuckerfest. Bestimmt haben Sie in Ihrer Klasse auch ein paar kleine Expertinnen und Experten, die gern ihre persönlichen Erfahrungen teilen.
Inhalt
1. Ursprung, Bedeutung und Bräuche des Opferfestes
1.1. Datum und Hintergrund
1.2. Bräuche
3. Das Opferfest in der (Grund-)Schule
3.1. Rechtliche Lage
3.2. Kreative Auseinandersetzung mit dem Opferfest
Der Haddsch
Die Pilgerfahrt nach Mekka ist ein Höhepunkt im Leben gläubiger Muslime und eine religiöse Pflicht, sofern man die Möglichkeit dazu hat. Knapp drei Millionen Muslime pilgern jährlich nach Mekka, davon ca. 20.000 aus Deutschland. Saudi-Arabien bestimmt, wie viele Pilger aus welchen Ländern einreisen dürfen.
Man unterscheidet zwischen der kleinen Pilgerfahrt (ʿUmra), die zu jedem Zeitpunkt durchgeführt werden kann, und der großen Pilgerfahrt (Haddsch), die nur zwischen dem 8. und 12. Tag des Monats Dhū l-Hiddscha stattfinden kann – also zwei Tage vor bis zwei Tage nach Beginn des Opferfestes. Somit ist das Opferfest der Höhepunkt der großen Pilgerfahrt.
Während des Haddsch gelten folgende Regeln und Abläufe:
- Pilger dürfen sich nicht rasieren, kämmen, parfümieren, weder Haare noch Nägel schneiden
- Jagd, Streit und sexuelle Handlungen sind verboten
- ein weißes Pilgergewand und Sandalen sind vorgeschrieben – alle sind gleich
- die Kaaba, ein quaderförmiges Gebäude in der Moschee in Mekka, wird sieben Mal umrundet, danach gebetet
- danach legt man im Laufschritt sieben Mal die 450 m lange Strecke zwischen den beiden Hügeln as-Safā und al-Marwa zurück, die sich auch auf dem Gelände der Moschee befinden. Das geschieht in Anlehnung an die Suche nach Wasser von Ibrahims Frau; anschließend trinkt man aus dem heiligen Brunnen
- am nächsten Tag beten und meditieren die Pilger am Berg Arafat
- am 10. Tag des Dhū l-Hiddscha feiert man das Opferfest in Mina mit dem Schlachten eines Tieres und wirft anschließend sieben Steinchen auf die Steinsäulen, die als Symbol für den Teufel stehen
- am 12. Tag lassen sich die Pilger die Haare schneiden oder den Kopf scheren, kehren nach Mekka zurück, baden und ziehen ihre Alltagskleidung an
- einige werfen danach weitere Steinchen, umrunden die Kaaba nochmals oder besichtigen weitere heilige Stätten wie Mohammeds Grab in Medina
Pilgerinnen und Pilger, die den Haddsch absolviert haben, bekommen einen Ehrentitel: Hadscha für Frauen, Hadschi für Männer. Durch die Wallfahrt sind alle Pilger rein von allen Sünden.
Das Opferfest in der (Grund-)Schule
Obwohl das Opferfest das wichtigste islamische Fest ist, fällt vielen andersgläubigen Menschen ausschließlich bzw. zuerst das Zuckerfest ein. Daher werfen wir kurz einen Blick auf die rechtliche Regelung zu diesem Feiertag und machen ein paar Vorschläge, wie Sie Ihren SuS das Opferfest näherbringen.
Wenn Sie sich auch für weitere islamische Feiertage interessieren, lesen Sie gern unseren Beitrag zum Zuckerfest.
Rechtliche Lage
Kinder können sich in den meisten Bundesländern für den ersten Tag des Opferfestes vom Unterricht befreien lassen. Außerdem sollen an diesem Tag keine Tests, Arbeiten oder Prüfungen stattfinden, genau wie am ersten Tag des Zuckerfestes.
In den drei Stadtstaaten sind islamische Feiertage den christlichen gleichgestellt. Lediglich in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine gesetzliche Regelung.
Kreative Auseinandersetzung mit dem Opferfest
Feiertage sind ein Highlight für Kinder. Wie oft haben Sie mit Ihren SuS bereits die Advents- oder Osterzeit zelebriert, gesungen, gebacken, gebastelt oder geschlemmt? Daher ist es eine gute Idee, gemeinsam mit Ihren Kindern auch das Opferfest zu thematisieren:
- Möchte ein Kind erzählen, wie es das Opferfest mit seiner Familie begeht? Kommt Besuch, gehen vielleicht Verwandte auf Pilgerfahrt? Was gibt es Leckeres zu essen? Wie wünscht man sich auf Türkisch und Arabisch ein gesegnetes Fest?
- Haben Sie Lust, gemeinsam ein paar beliebte Rezepte auszuprobieren oder ein Mitbring-Frühstück zu organisieren?
- Hat eines Ihrer Kinder ein besonders tolles Geschenk bekommen, das es den anderen präsentieren will?
- Findet sich ein Elternteil, vielleicht auch ein anderer Experte, der Sie in Ihrer Klasse besucht, ein wenig berichtet und Fragen beantwortet?
• Machen Sie sich gemeinsam mit der Bibelgeschichte bzw. den Weltreligionen vertraut, z. B. mit einem Kamishibai oder Bilderbuch, Ausmalbildern oder einem Lückentext.
Kontroverse: Schächtung
Vorab: Für Ihre Kinder steht das Fest im Vordergrund, und das ist auch gut so. Themen wie Schlachtung, Tierschutz, Zertifizierung oder religiöse Kontroversen erwähnen wir hier der Vollständigkeit halber.
Schächten bezeichnet das rituelle Schlachten im Judentum und Islam. Dem Tier wird mit einem scharfen Messer der Hals durchtrennt. Da Blut in beiden Religionen als unrein gilt, blutet das Schlachttier vollständig aus. Die Durchtrennung der Kehle soll außerdem einen schnellen Tod gewährleisten. Tierquälerei ist laut Koran verboten.
Kontrovers diskutiert wird die Schlachtung ohne Betäubung. Während diese Methode in Deutschland aufgrund des Tierschutzgesetzes verboten ist, erlauben viele andere europäische Länder das unbetäubte Schlachten. Doch Aufgrund der Religionsfreiheit gibt es in Deutschland die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten.
Im Judentum ist nur Fleisch unbetäubter Schlachttiere koscher, während sunnitische Muslime uneins sind, ob eine Betäubung durch Elektroschock zulässig ist. Aleviten verzichten auf eine Betäubung.
Halāl (arabisch) bzw. helal (türkisch) bedeutet etwa „erlaubt“ oder „rein“. Die Lizenzierung ist allerdings problematisch, da Zertifizierungsstellen nicht zwingend theologisches Wissen vorweisen müssen und auch nicht von einer höheren Stelle überwacht werden. Daher sind die Kriterien des halāl-Siegels oft undurchsichtig.
Viele in Deutschland lebende Muslime umgehen dieses Problem, indem sie ihr Fleisch aus Nachbarländern wie Belgien oder Frankreich beziehen, die betäubungsloses Schlachten erlauben.
Tierschützer verurteilen das Schlachten unbetäubter Tiere. Laut einer Anfrage von vice an den Deutschen Tierschutzbund wurden in Deutschland im Jahr 2015 zwei Anträge auf betäubungsloses Schlachten von gut 500 Schafen bewilligt; im Folgejahr waren es 455 Schafe. Bisher wurde nur ein einziger Antrag seit 2022 für das Schächten von 100 Schafen erteilt. Illegales Schächten, das auch immer wieder vorkommt, wird mit einer Geldstrafe von 25.000 Euro geahndet.
Deutschland schlachtet jährlich 759 Millionen Tiere.
Lernspiel
Kamishibai Bildkarten
Weltreligionen, 80 Bild-Impulse
Lesestoff:
Artikel über das Opferfest, 21.08.2018:
https://www.change-magazin.de/de/opferfest-islam-deutschland/
Erb, Sebastian: Einmal Deutschland-Mekka, 19.11.2008:
https://www.dw.com/de/einmal-deutschland-mekka/a-3805113
Eintrag zu „Haddsch“ des Islamlexikons auf Focus online:
https://www.focus.de/wissen/mensch/religion/islam/islamlexikon/haddsch-die-wallfahrt-nach-mekka_id_1774979.html
Kann man „human“ schlachten? Interview mit dem islamischen Theologen Bilal Erkin, 08.09.2016:
https://islamische-zeitung.de/massentierhaltung-industrie-und-rechtssprechung-gestalten-die-suche-nach-halal-fleisch-schwierig/
Maibaum, Markus: Anzahl der geschlachteten Tiere in Deutschland & Weltweit (sic) (2023), 15.02.2023:
https://veganivore.de/anzahl-schlachtungen/
Röhlig, Marc: Hier nehmen dich Muslime auf ihre Pilgerfahrt mit (Artikel mit Hashtags zum Haddsch), 01.09.2017:
https://www.spiegel.de/panorama/hadsch-2017-darum-geht-es-beim-opferfest-in-mekka-a-00000000-0003-0001-0000-000001649901
Steiger, Daniel: Kurban Bayrami (sic) und Eid al Adha (sic) – Alle Infos zum muslimischen Feiertag, 21.04.2023:
https://www.swp.de/panorama/wann-ist-das-opferfest-2023-deutschland-islam-beginn-datum-bedeutung-wuensche-eid-al-adha-bayram-tuerkisch-arabisch-70342421.html
Artikel über das Opferfest mit mehreren Audios und Videos, 07.07.2022:
https://www.swr.de/swr1/bw/rmg-sonntagmorgen-220710-opferfest-100.html
Online-Lückentext zum Opferfest:
https://unterricht.schule/lueckentext-material/religion/opferfest
Verheyen, Edgar: Illegales Schächten dokumentiert, 24.01.2023:
https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/illegales-schaechten-101.html
Artikel über Vorurteile und Wahrheit zum Thema Opferfest, 01.09.2017:
https://www.vice.com/de/article/j559mx/wir-haben-die-vorurteile-zum-opferfest-einem-realitatscheck-unterzogen
https://de.wikipedia.org/wiki/Bindung_Isaaks#Die_Erzählung_in_der_Bibel
https://de.wikipedia.org/wiki/Haddsch
https://de.wikipedia.org/wiki/Islamisches_Opferfest
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