Placemat: Mit dieser Methode fördern Sie Kooperatives Lernen
Elisa Morel
Der gute alte Frontalunterricht: Noch immer ist er elementarer Bestandteil an Schulen. Um ein wenig frischen Wind ins Klassenzimmer zu bringen, eignet sich die Placemat-Methode aus vielen Gründen hervorragend, denn Vorbereitungs- und Materialaufwand liegen beinahe bei null. Gleichzeitig ist diese Methode bei so gut wie jedem Thema und in jedem Fach anwendbar.
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In diesem Beitrag erfahren Sie, was sich hinter der Placemat-Methode verbirgt, wie Sie sie im Unterricht einsetzen und welche Vorteile diese Arbeitsweise mit sich bringt – sowohl für Sie als auch für Ihre Schülerinnen und Schüler.
Inhalt
1. So funktioniert die Placemat-Methode
2. Die Bedeutung von Kooperativem Lernen
3. Placemat in der Grundschule
3.1. Vorteile der Placemat-Methode
3.2. Praktische Einsatzmöglichkeiten der Placemat-Methode
Die Bedeutung von Kooperativem Lernen
Kooperatives Lernen ist eine gute Möglichkeit, neben fachlichem Wissen auch soziale Kompetenzen zu verfeinern, denn diese Vorgehensweise funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Eine beliebige Arbeit in der Gruppe ist also nicht automatisch auch Kooperatives Lernen: Stellen Sie z. B. die Aufgabe, ein Plakat zu einem Thema zu gestalten, beteiligen sich vielleicht drei Schüler rege, während der vierte sich mit etwas anderem beschäftigt und der fünfte nur stört.
Bei Methoden des Kooperativen Lernens spielt der Austausch innerhalb der Gruppe jedoch eine wichtige Rolle, sodass alle aktiv werden, mit den Ideen und Meinungen ihrer Teammitglieder konfrontiert werden und sich am Ende einigen (müssen).
Verweigert jemand die Teilnahme, geht es eben an dieser Stelle einfach nicht weiter, sodass ein Ergebnis ausbleibt. Das sollte natürlich nicht passieren. Achten Sie also beim Kooperativen Lernen darauf, dass Sie die Arbeitsschritte transparent kommunizieren, sodass schon im Vorfeld jeder weiß, wie er vorgehen soll.
Außerdem ist es ratsam, verfeindete Schülerinnen und Schüler nicht derselben Gruppe zuzuweisen. Natürlich ist Kooperatives Lernen auch eine Chance, um den Zusammenhalt zu stärken und sich besser kennenzulernen, doch wenn zwei SuS partout nicht miteinander in Kontakt treten wollen, ist das eben so. Als Erwachsene nehmen wir uns ja auch die Freiheit heraus, nicht jeden zu mögen und manchen aus dem Weg zu gehen.
BEISPIELE FÜR KOOPERATIVES LERNEN
Es gibt verschiedene Unterrichtsmethoden, die das Kooperative Lernen stärken. Fast all diesen Methoden liegt das Prinzip Think – Pair – Share zugrunde: Zuerst Nachdenken in Einzelarbeit, dann zusammen mit einem Partner, abschließend Vorstellen und Austausch in der ganzen Gruppe.
Allen Methoden ist gemein, dass Sie als Lehrkraft sich in den Hintergrund zurückziehen; die Kinder arbeiten eigenständig und bringen ihre individuellen Ideen ein. Wie immer sind Sie ansprechbar, falls es Fragen oder Probleme gibt, und wahrscheinlich müssen Sie auch anfangs immer wieder an die Vorgehensweise erinnern (erst alleine nachdenken, dann erst austauschen).
Widerstehen Sie aber der Versuchung, themenbezogene Fragen der Kinder zu beantworten und somit deren eigene Erkenntnisse vorwegzunehmen, die bestenfalls im Laufe der Einheit zustande kommen.
Beispiele für Methoden Kooperativen Lernens sind:
- Bienenkorb: Die SuS tauschen sich in Kleingruppen aus, bevor sie der Klasse ihre Ergebnisse vorstellen.
- Marktplatz: Die SuS bewegen sich frei durch den Raum, bleiben auf ein akustisches Signal hin stehen und tauschen sich mit dem Schüler aus, der sich am nächsten befindet.
- Einer geht, drei bleiben: Dieser Methode geht eine Gruppenarbeit zu viert voran. Ein Experte der jeweiligen Gruppe bleibt an seinem Platz und präsentiert die erarbeiteten Ergebnisse immer drei anderen Schülern einer anderen Gruppe, die von Station zu Station wechseln. Im letzten Schritt des Rundgangs findet die ursprüngliche Gruppe wieder zusammen und die drei Wanderer berichten dem Daheimgebliebenen, was sie von den anderen gelernt haben.
- 1:1: Die SuS arbeiten in Zweiergruppen. Jeder Schüler bekommt anderes Material als sein Partner, das er sich allein erschließt. Danach folgt der Austausch über die Themen in Partnerarbeit.
- Kugellager: Die SuS sitzen sich in einem inneren und einem äußeren Stuhlkreis gegenüber und tauschen sich aus. Auf ein akustisches Signal hin rückt der innere oder äußere Kreis einen Platz weiter, um sich mit dem nächsten Partner kurzzuschließen.
Tipp: Für mehr Wissenswertes zur Kugellager-Methode und ihrer Variationen lesen Sie gern unseren Beitrag Die Kugellager-Methode: So kurbeln Sie die Kommunikation im Unterricht an
Placemat in der Grundschule
Die Placemat-Methode ist super für das gemeinschaftliche Nachdenken und Arbeiten in der Grundschule geeignet. Sobald Ihre SuS mit der Arbeitsweise vertraut sind, können Sie Placemats regelmäßig und auch spontan im Unterricht einsetzen und die Gruppen variieren, damit z. B. Schwächere von Stärkeren profitieren, oder stillere Kinder von extrovertierteren.
Die Einteilung der Felder sowie die Gestaltung des Placemats können die Kinder selbst übernehmen. Alternativ finden Sie verschiedene Vorlagen im Internet. Sie können auch selbst verschiedene Kopiervorlagen für unterschiedliche Gruppengrößen erstellen. So oder so ist der Vorbereitungsaufwand sehr überschaubar.
Tipp: Wenn einzelne SuS noch nicht so gut schreiben können, mag es sinnvoll sein, auch Zeichnungen als Notizen zu erlauben sowie Stichpunkte in der Muttersprache der Kinder, falls sie diese im Gegensatz zu Deutsch beherrschen. Beim Austausch in der Gruppe können sprachstärkere SuS den schwächeren dabei helfen, die Gedanken in Worte zu fassen. Wichtig ist, das jede und jeder seine Ideen einbringen kann.
Vorteile der Placemat-Methode
Das Arbeiten mit der Placemat-Methode bringt eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich:
- geringe Vorbereitungszeit
- wenig Materialanforderung
- Binnendifferenzierung
- Möglichkeit für Kooperatives Lernen
- Stärkung des Teamgeists und Verantwortungsbewusstseins
- Förderung der Sprachkompetenz und Kritikfähigkeit
- Abwechslung in der Unterrichtsgestaltung
- niedrigere Hemmschwelle zur Teilnahme für schüchterne SuS
Je nach Thema oder Fragestellung ergeben sich weitere positive Aspekte:
- Vorentlastung für ein neues Thema (z. B.: Was weiß ich schon über Fabeln?)
- Festigung bereits gelernter Inhalte (z. B.: Was habe ich über Ostern gelernt?)
- kreativer Austausch zu eigenen Präferenzen (z. B.: Hobbys, Lieblingsessen, -bücher, -spiele, -serien etc.)
- eigene Lösungsansätze für verschiedene Problemstellungen (z. B.: Wie können wir Müll vermeiden?)
Folglich ist die Placemat-Methode ein echter Joker, auf den Sie regelmäßig zurückgreifen können – fast ganz ohne Vorbereitung.
Praktische Einsatzmöglichkeiten der Placemat-Methode
Die Placemat-Methode ist in nahezu jedem Fach und bei so ziemlich jedem Thema anwendbar. Je offener die Fragestellung gehalten ist, umso einfacher fällt es den SuS, sich einzubringen. Das bloße Rekapitulieren von Rechtschreibregeln oder Fachvokabular ist hingegen nicht geeignet, da eigene Gedanken und somit auch der Austausch auf der Strecke bleiben.
Abgesehen vom fachlichen Einsatz eignet sich die Placemat-Methode auch zum Kennenlernen innerhalb der Kleingruppe, und bei immer neuen Gruppenzusammensetzungen auch innerhalb der kompletten Klassengemeinschaft. Auch der Austausch über Ferienerlebnisse oder die Vorstellung von Freundschaft, Glück oder Träume gelingt via Placemat gut, genauso wie die Frage „Was mag ich (nicht)?“ oder „Was macht mir Spaß/Angst?“ Wahrscheinlich entdecken die Schülerinnen und Schüler so Gemeinsamkeiten mit anderen, die sie nicht vermutet hätten, und bekommen durch die Gruppe neue Sichtweisen und Denkanstöße.
Prinzipiell können Sie also so gut wie jedes Thema mit Placemats behandeln. Zeitlich planen Sie am besten maximal 30 Minuten ein, damit noch genug Raum bleibt, um in die Unterrichtsstunde einzusteigen und abschließend die gesammelten Erkenntnisse zu besprechen. Wahrscheinlich reichen oftmals auch 20 Minuten, da nicht alle Kinder unendliche Ideen aufbringen werden – vor allem, wenn sie mit dieser Arbeitsweise noch nicht vertraut sind oder sich anfangs lieber etwas zurückhalten.
Wenn Sie Placemats als Einstieg in eine Unterrichtsreihe nutzen (Was weiß ich schon über …? bzw. Was will ich gerne wissen über …?), können die Kinder die Plakate anschließend aufhängen und immer wieder einen Blick darauf werfen, um ihre Fragen zu klären. Zum Abschluss der Unterrichtsreihe (Was habe ich gelernt über …?) ist es spannend, die früheren Placemats mit den neueren abzugleichen.
So wird den SuS der Lernerfolg bewusster und sie fühlen sich wertgeschätzt, da ihre Interessen und Fragen die Unterrichtsinhalte beeinflusst haben. So gelingt auch die Reflexion über das eigene Lernen (Worüber möchte ich gern noch mehr wissen? Was hat mich überrascht? Was fand ich schwierig?). Und die finalen Placemats machen sich bestimmt auch super als kleine Ausstellung.
Tipp: Wenn Sie sich einen Überblick über die individuellen Beiträge Ihrer SuS verschaffen wollen, bitten Sie sie, ihren Namen in das jeweilige Arbeitskästchen zu schreiben, und sammeln Sie die Placemats am Ende der Stunde ein. Eine Bewertung sollte hingegen nicht erfolgen – immerhin handelt es sich um ein Brainstorming, bei dem vor allem Kreativität und Aktivität zählen
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Lesen Sie mehr:
- Eriks, Thea: Placemat-Methode, 05.07.2022:
https://www.spielundlern.de/wissen/placemat-methode/ - kurzer, informativer Überblick über die Placemat-Methode:
https://www.methodenkartei.uni-oldenburg.de/methode/placemat/ - IQES online – Brüning, Ludger, Saum, Tobias: Methodenkoffer Kooperatives Lernen 1:
https://readyforteaching.ch/wp-content/uploads/2024/02/Methodenkoffer_Kooperatives_Lernen_1_NEU-1.pdf - S., Dana: Placemat-Methode: Alles über die Methode zur Gruppenarbeit, 31.07.2025:
https://www.kita.de/wissen/placemat-methode/ - Seifert, Anna: Kooperatives Lernen – mehr als bloße Gruppenarbeit, 21.04.2022:
https://deutsch-klett.de/kooperatives-lernen-mehr-als-blosse-gruppenarbeit/ - verschiedene kostenlose Vorlagen für Placemats zum Ausdrucken:
https://vorla.ch/placemat-vorlagen/
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