Origami für die Feinmotorik: So gelingt die Technik schon den Kleinsten
Elisa Morel
Im Kindergarten gehört Basteln zur Tagesordnung, und die meisten Kinder haben schon mal ein Schiffchen oder eine Schwalbe gefaltet. Doch Origami bietet weit mehr Möglichkeiten als die fast allen vertrauten Klassiker und ist tatsächlich eine Kunst für sich.
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In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Ursprünge von Origami, inwiefern Ihre Kinder davon profitieren, welche Materialien Sie dafür benötigen und mit welchen einfachen Motiven Ihnen der Einstieg spielend gelingt.
Inhalt
1. Was ist Origami?
1.1. Der Ursprung von Origami
1.2. Origami-Falttechniken
2. Origami im Kindergarten
2.1. Warum ist Origami für Kinder sinnvoll?
2.2. Welche Materialien braucht man für Origami?
2.3. 7 einfache Origami-Ideen für Kinder
3. Origami für Fortgeschrittene
3.1. 3 fortgeschrittene Origami-Ideen für Kinder
3.2. Abwandlungen von Origami
Fun fact: Friedrich Fröbel nahm die Kunst des Papierfaltens in sein Kindergartenkonzept auf. Das nahm der japanische Kaiser 1880 zum Anlass, um in Japan nach Fröbels Idee Kindergärten einzuführen. Somit ist Origami über den Umweg nach Deutschland in den japanischen Alltag zurückgekehrt. Heute gibt es sowohl in Japan als auch in Israel Schulen, in denen Origami als eigenständiges Fach in Theorie und Praxis unterrichtet wird.
Origami-Falttechniken
Prinzipiell gibt es zwei Grundfalten, die Berg- und die Talfalte. Wie der Name vermuten lässt, wölbt sich eine Bergfalte nach oben und eine Talfalte nach unten. Um es ganz einfach zu erklären: Falten Sie das Papier also zu und wieder auf, haben Sie eine Talfalte. Drehen Sie das Blatt anschließend um, wird die Talfalte zur Bergfalte.
Darüber hinaus gibt es weitere Falttechniken, die man jedoch weder namentlich noch praktisch kennen muss, um in die Origami-Kunst einzusteigen. Wer es dennoch genauer wissen will, findet am Ende des Beitrags weiterführende Links zum Yoshizawa-Randlett-System, mit dem man auch schriftliche Faltanleitungen entziffern kann.
Origami im Kindergarten
Falten ist einfach, macht Spaß, braucht kaum Hilfsmittel und bietet außerdem unendliche Möglichkeiten. Daher ist diese Technik eine tolle kreative Beschäftigung für Kinder.
Gleichzeitig eignen sich Origami-Figuren super als Deko, z. B. in einer Wald- und Wiesenlandschaft, als Fensterschmuck oder Mobile. Da viele einfache Motive nur wenige Arbeitsschritte erfordern, können die Kinder die einzelnen Figuren durch Wiederholung üben und verfeinern. So haben Sie im Handumdrehen eine große Froschfamilie für den aufgemalten Teich beisammen.
Warum ist Origami für Kinder sinnvoll?
Gerade für kleine Kinder gibt es keinen erkennbaren Unterschied zwischen dem gewohnten Falten von Papier, z. B. zu einem Hut, Schiff oder Flieger, und Origami-Figuren. Das ist auch nicht notwendig, denn Basteln und Falten machen großen Spaß und unterstützen die kognitive sowie motorische Entwicklung.
Kinder profitieren z. B. in den folgenden Bereichen von Origami:
- Feinmotorik und Genauigkeit
Natürlich ist Falten anspruchsvoll und schult die Motorik. Bei Origami tritt dieser Aspekt besonders hervor: Je mehr Arbeitsschritte die Figur hat, umso mehr fallen Ungenauigkeiten am Ende auf. Daher ist es wichtig, präzise Ecke auf Ecke zu legen oder die Falte genau durch die Mitte des Papierbogens zu führen.
- Geduld, Konzentration und Erinnerungsvermögen
Neue Figuren klappen selten auf Anhieb, weswegen Origami eine gewisse Geduld voraussetzt. Der dritte oder vierte Versuch gelingt dann schon viel besser, doch dafür ist auch Konzentration wichtig, um sich an einzelne Arbeitsschritte zu erinnern bzw. sie korrekt auszuführen.
- Nachahmen und Verstehen beschriebener Arbeitsschritte
Wenn man bestimmte Techniken oder Abläufe vorgemacht bekommt, kann man sie gut nachahmen. Mit zunehmender Übung und einem Grundverständnis der Falttechniken sind Ihre Kinder vielleicht auch in der Lage, anhand einer gezeichneten Anleitung kreativ zu werden. Für das spätere Leben ist diese Fähigkeit hilfreich. Wir alle sind schon mal an einer Bauanleitung verzweifelt, weil uns ein vermeintlicher Zwischenschritt gefehlt hat oder wir partout nicht erkennen konnten, welches beschriebene Konstruktionsteil wir verwenden sollten.
- Lernen und Erkennen geometrischer Figuren
Origami-Figuren basieren nicht nur auf geometrischen Formen, sondern auch auf Symmetrie. So erkennen Kinder schnell, dass man z. B. ein Quadrat durch einfaches Falten in ein Dreieck verwandeln kann – was praktischerweise der Formel zur Berechnung des Flächeninhalts eines Dreiecks entspricht.
- Kommunikation und Gruppengefühl
Gemeinsam macht es nicht nur mehr Spaß, sondern man lernt auch schneller. Vor allem beim Origami Falten in kleinen Gruppen tauschen sich die Kinder aus, schauen einzelne Schritte beim Nachbarn ab oder vergleichen ihre Resultate. Das fördert natürlich den Zusammenhalt, das Ausdrucksvermögen und die Kooperationsbereitschaft.
Welche Materialien braucht man für Origami?
Für das klassische Origami benötigt man ausschließlich Papier, meistens in quadratischer Form. Wählen Sie zum Einstieg eher größere Formate, damit kleine Ungenauigkeiten beim Falten nicht so sehr ins Gewicht fallen und Ihre Kleinen schneller Erfolgserlebnisse haben.
Ob Sie quadratisches, gefärbtes Origami-Papier kaufen oder (Bunt-)Papier selbst zuschneiden, ist egal. Buntes Papier, zumindest einseitig, ist ansprechender als weißes. Auch hier haben Sie die Möglichkeit, das Papier selbst zuvor mit Ihren Kindern zu färben – oder die Kinder verzieren die Figuren im Anschluss nach Lust und Laune.
Manche Origami-Anleitungen kommen nicht allein mit Falttechniken aus, sondern nutzen einzelne Schnitte mit einer Schere, z. B. um Ecken abzurunden. Je nach Figur kann das einfacher sein, als auf zusätzliche Hilfsmittel zu verzichten.
Mit Stiften malen Ihre Kinder den fertigen Figuren nach Belieben Gesichter auf, und natürlich ist auch sonst alles an Verschönerungen erlaubt. Auch Wackelaugen erwecken die Tiere zum Leben.
Klebstoff eignet sich super, um die fertigen Figuren auf ein Blatt zu kleben, auf das Ihre Kleinen einen tollen Hintergrund malen können. Für das klassische Origami selbst benötigen Sie keinen Klebstoff.
7 einfache Origami-Ideen für Kinder
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Probieren Sie am besten alle Figuren vorher selbst ein paar Mal aus, bis Sie sich sicher fühlen. So unterstützen Sie Ihre Kinder bestens und können leichter nachvollziehen, welche Schritte anfangs vielleicht etwas knifflig sind.
Dazu müssen Sie kein Profi sein – ursprünglich war Origami wenig komplex. Es beruht auf einigen Falttechniken und Grundformen, die immer wiederkehren, was einen schnellen Lernerfolg bewirkt. Wie immer soll der Spaß im Vordergrund stehen. Perfektion ist Nebensache.
Für den Einstieg haben wir sieben einfache Ideen für Sie gesammelt. Videoanleitungen zu sämtlichen Figuren bietet Ihnen YouTube unter den entsprechenden Suchbegriffen (geben Sie z. B. „Origami Fuchs“ ein). Die Videos zeigen das Falten Schritt für Schritt, meistens ohne Text und/oder unterlegt mit Instrumentalmusik. Diese Anleitungen eignen sich hervorragend, um Ruhe in die Gruppe zu bringen und ermöglichen es den Kindern auch, in ihrem eigenen Tempo Neues zu lernen.
- Herz
Einfach, beliebt und vielseitig einsetzbar: Herzen falten sich innerhalb einer Minute. Für Fortgeschrittene gibt es auch Anleitungen für dreidimensionale Herzen. Und die fertigen Herzchen machen sich auch super auf Geburtstags-, Mutter- oder Vatertagsgeschenken.
- Fisch
Auch dieses Motiv ist sehr anfängerfreundlich. Nach dem Falten von fünf farbenfrohen Fischchen für ein Unterwasserbild sind Ihre Kleinen garantiert große Meister.
- Fuchs
In acht Schritten zum fertigen Fuchs: Somit sind Ihre Kinder nur zwei Minuten von ihrem ersten Waldbewohner entfernt.
- Pinguin
Für einen kleinen Pinguin brauchen Sie zwölf Schritte, die in knapp drei Minuten auch Neueinsteiger hinbekommen. Besonders gut zur Geltung kommt er mit einseitig schwarzem und einseitig weißem Papier. Wenn Sie aber nicht eigens Origami-Papier anschaffen möchten, haben Sie genug Alternativen.
- Frosch
Hier wird es schon ein bisschen komplizierter, aber dafür kann der Frosch auch hüpfen und ist somit eine tolle Spielfigur. Geübte Finger erwecken den Frosch in zwei Minuten zum Leben.
- Schachtel
Für den Einstieg eignen sich einfache würfelförmige Boxen, gern auch ohne Deckel. Wer es anspruchsvoller mag, kann sich an verschiedenen geometrischen Formen mit raffinierten Deckeln wagen. So zaubern die Kinder Geschenkboxen oder auch Kartons, in denen sie ihre Materialien aufbewahren.
- Flugzeug
Nah verwandt mit der bekannten Schwalbe, fliegt aber deutlich besser. Wie bei der Schwalbe brauchen Sie ein nur rechteckiges Blatt – DIN A4 funktioniert also hervorragend.
Origami für Fortgeschrittene
Für den Fall, dass Sie nicht nur sich selbst, sondern auch Ihre Kinder für die Kunst des Papierfaltens begeistern können, haben Sie genug Zeit, um sich an komplexere Figuren heranzuwagen. Mit den Jahren werden die Kinder ja auch immer geschickter und geduldiger, sodass sie von sich aus Lust auf neue Herausforderungen bekommen. Wer nach Belieben ausprobiert, überfordert oder frustriert weder die Kleinen noch sich selbst.
Vielleicht haben Sie ja auch Lust, sich ein wenig von Experten unterweisen zu lassen. Im Internet finden Sie viele Origami-Fans, die ihr Wissen gern teilen. Wenn manche Gebilde tatsächlich zu komplex für Ihre Kinder sind, haben Sie noch immer die Möglichkeit, Ihr Publikum mit einer kleinen Vorführung zu begeistern. (Waren wir als Kinder nicht auch alle fasziniert von Clowns, die Ballontiere biegen konnten?)
3 fortgeschrittene Origami-Ideen für Kinder
Wie schon erwähnt kann man prinzipiell alles aus Papier falten: Lampenschirme, Kleidung, Mandalas, Vögel mit Hunderten einzelner Federn und ganze Gebäude. Dabei kommen z. T. verschiedene Origami-Techniken zum Einsatz, von denen wir auf einige am Ende des Beitrags eingehen.
So weit gehen wir hier allerdings nicht. Drei Ideen für geübtere Papierkünstler stellen wir Ihnen trotzdem kurz vor.
- Dinosaurier
Für Dinosaurier gibt es viele unterschiedliche Video-Tutorials, also finden Sie auch einfachere Varianten, vom riesigen Pflanzenfresser über den berüchtigten T-Rex bis hin zu Flugsauriern. Lassen Sie sich vom Internet inspirieren und legen Sie los.
- Kranich
Laut einer japanischen Legende wird demjenigen, der tausend Kraniche faltet, ein Wunsch gewährt, und tatsächlich gibt es bekannte Beispiele von Menschen, die es versucht haben. Unabhängig von Wunscherfüllungen ist der Kranich eine traditionelle Origami-Figur, wenn auch keine simple. Tatsächlich entstehen durch einzelne Zwischenschritte bereits ansprechende Formen, die die Kinder als Ornamente auf ein Plakat kleben könnten.
- Eine sich bewegende Schnecke als Zappelspielzeug
Das Tutorial mag aufgrund seiner Vielzahl an Schritten abschreckend wirken, doch die Handgriffe wiederholen sich, sodass eher die richtige Abfolge eine Herausforderung ist. Das Ergebnis überzeugt dafür umso mehr, denn durch Fingertippen auf das Schneckenhaus bewegen sich die Schnecken – somit kann das Schneckenrennen beginnen.
Abwandlungen von Origami
Origami besitzt viele Unterkategorien und Abwandlungen, die sich teilweise sehr voneinander unterscheiden oder auch zusätzliche Hilfsmittel benötigen. Ein paar davon stellen wir Ihnen hier stellvertretend vor.
- Kirigami: bezeichnet die Kunst des Papierschneidens. Mit Schere oder einem Cutter entstehen fantasievolle Gebilde, z. B. dreidimensionale Karten, Bühnenbilder oder Ornamente.
- Maquigami: Hierbei verzichten die Künstlerinnen und Künstler auf Hilfsmittel. Mit den Händen ist alles erlaubt: zerknittern, verbinden, reißen oder auch falten wie beim klassischen Origami.
- Kusudama: Hierbei klebt man gefaltete Figuren zu einem Ball zusammen. „Kusudama“ bedeutet „Medizinball“. Je nachdem, wie viele Einzelteile benutzt werden und wie diese beschaffen sind, entstehen mehr oder weniger komplexe Gebilde, die sich toll als Deko eignen.
- Tesselations: Diese Bezeichnung aus dem Englischen bedeutet „Mosaik“ und meint als Kunstform das Verwandeln eines Papierbogens (oder auch dutzender) in ein flaches Faltbild mit wiederkehrenden Mustern. So entstehen faszinierende Strukturen, denen man ansieht, wie viel Übung, Zeit und Liebe in ihnen steckt.
• Kinetic Origami: basiert auf sich bewegenden Gebilden. Die gefalteten Objekte lassen sich z. B. durch Ziehen oder Drehen bewegen. Durch Farbwechsel entstehen wahre Eyecatcher, die sich auch als Wandschmuck gut machen.
Selbstklebende Wackelaugen
Faltpapier-Ständer, gefüllt
UHU Vorrats-Set, 12-teilig
Lesen Sie mehr:
Berger, Ramona: Technik Kirigami – Alles über die japanische Papier-Schneidekunst [sic], 8.1.2018:
https://deavita.com/bastelideen/kirigami-technik-vorlagen-karten-architektur.html
eine größere Sammlung verschiedener Origami-Anleitungen:
https://einfach-basteln.com/faltanleitungen/origami-fuer-kinder/
Grundwissen und Anleitungen zum Thema Origami:
https://www.origami.ch/index1.html
Webseite mit umfassenden Informationen zu Origami sowie einer Sektion mit Ideen und Schulprojekten für Kinder:
https://origami-resource-center.com
Webseite von Origami Deutschland – Verein zur Förderung des Papierfaltens e. V.:
https://papierfalten.de
mehrere Schritt-für-Schritt-Anleitungen für einfache Origami-Tiere:
https://www.talu.de/origami-fuer-kinder/
https://de.wikipedia.org/wiki/Origami
https://de.wikipedia.org/wiki/Yoshizawa-Randlett-System
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