Höher, schneller, weiter: Wurf- und Fangspiele für die Grundschule
Elisa Morel
Werfen bietet viele Variationen, die nicht nur eine Menge Spaß machen, sondern auch die komplette Körpermuskulatur stärken und gleichzeitig viele weitere Kompetenzen fördern. Außerdem ist die richtige Wurftechnik Grundlage für viele Mannschaftssportarten sowie die Leichtathletik.
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In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihren Kindern mit viel Freude und Kreativität verschiedene Wurftechniken beibringen und inwiefern die Schülerinnen und Schüler davon profitieren.
Inhalt
1. Warum sind Wurf- und Fangspiele wichtig für Kinder?
1.1. Ganzheitliches Training durch Wurf- und Fangspiele
1.2. Wurf- und Fangspiele als Grundlage für Mannschaftsspiele und Leichtathletik
2. Wurf- und Fangspiele für die Pause
3. Wurfspiele für den Sportunterricht
3.1. Ringtennis
3.2. Tontaubenschießen
3.3. Schiffe versenken
3.4. Luftikus
3.5. Rauswurf
Ganzheitliches Training durch Wurf- und Fangspiele
Für das korrekte Werfen, Stoßen und Schleudern braucht man nicht nur die richtige Technik, sondern z. B. auch Balance, Orientierung, Auge-Hand-Koordination und eine starke Muskulatur. Daher ist es für ein gelungenes Wurftraining auch wichtig, diese Fähigkeiten durch Übungen zu fördern. Am Ende des Beitrags finden Sie weiterführende Links mit umfassenden Übungssammlungen, die abwechslungsreiche Sportstunden garantieren.
An verschiedenen Wurftechniken sind unterschiedliche Muskelgruppen beteiligt:
- Beinmuskeln für Kraft und Stabilität
- Bauch- und Rückenmuskeln für Stabilität
- Arm- und Schultermuskeln für Kraft
All diese Muskeln können Ihre SuS z. B. im Rahmen eines Zirkeltrainings stärken. Auch die Aufwärmphase lädt dazu ein, reihum verschiedene Muskelgruppen zu trainieren. Da sich die meisten Kinder zu wenig bewegen, profitieren sie auch außerhalb des Sportunterrichts von mehr Fitness. Aber natürlich ist ein Mindestmaß an Muskelstärke, Koordination und Ausdauer auch wichtig, um verschiedene Wurftechniken zu erlernen und am Sportunterricht sowohl erfolgreich als auch mit Vergnügen teilzunehmen.
Wurf- und Fangspiele als Grundlage für Mannschaftsspiele und Leichtathletik
Die meisten Wurfspiele sind Partner- oder Teamaktivitäten. Abgesehen von Fähigkeiten wie Kommunikation und Teamfähigkeit bedeutet das auch, dass man sich nicht nur auf sich selbst und seinen Wurf konzentrieren darf. Der Gegner oder Partner bleibt trotz allem unberechenbarer als das eigene Tun, sodass Reaktionsvermögen und Geschicklichkeit geschult werden.
Bewegt man sich beim Werfen, braucht man zudem eine gute Orientierung im Raum und muss seine Mitspieler im Blick behalten. Gleichzeitig ist es wichtig, ein Gefühl für Entfernungen und die eigene Kraft zu bekommen, um passgenau zu werfen – vor allem, wenn man vom Gegner auch noch daran gehindert wird. Je nach Ballsportart kommen auch verschiedene Wurftechniken und Schrittabfolgen zum Tragen.
Das sind anfangs ganz schön viele Herausforderungen auf einmal. Daher bietet es sich an, die einzelnen Wurftechniken erst einmal außerhalb des Mannschaftsspiels zu lernen. Je mehr Erfahrung die Kinder im frühen Alter bereits mit unterschiedlichen Wurfgeschossen, Techniken und Spielen sammeln, umso leichter wird es ihnen später fallen, auch komplexe Abläufe zu meistern und ihre eigene Kraft und Technik zielgerichtet einzusetzen.
Auch in der Leichtathletik ist Werfen ein zentraler Bestandteil. Dabei kommen verschiedene Sportgeräte wie Ball, Speer, Diskus und Hammer zum Einsatz. Je nach Disziplin braucht man natürlich auch unterschiedliche Wurf- und Stoßtechniken wie Schlagwurf, Drehwurf oder Stoß, kombiniert mit bestimmten Schrittfolgen und Bewegungsabläufen.
Natürlich steht am Anfang der Spaß im Vordergrund. Überfordern Sie Ihre SuS nicht durch zu schwere Bälle, zu viele Wiederholungen oder komplizierte Bewegungskombinationen. Der Rest gelingt dann später ganz von allein.
Wurf- und Fangspiele für die Pause
Daher ist es eine gute Idee, auch außerhalb des Sportunterrichts Gelegenheiten zu schaffen, bei denen Ihre Kinder das Werfen und Fangen spielerisch üben können. Je früher die Grundlagen gelegt werden, umso leichter fällt später das Erlernen komplexerer Techniken, die Bestandteil des Sportunterrichts und verschiedener Ballsportarten und auch der Leichtathletik sind.
In unserem Onlineshop finden Sie dazu das passende Angebot. Freie Auswahl haben Sie mit unserem großen Wurfspiele-Set, bestehend aus 8 verschiedenen Spielen: Soft-Dosenwerfen, Soft-Ringwurfspiel, Klett-Fußball, Moosgummi-Boule, Disc-Kegeln, Bohnensäckchen-Wurfspiel, Wurfring und Schweif-Football.
Bei unseren Soft-Wurffedern nutzen die Kinder ihre Hände als Schläger und bekommen so ein gutes Gefühl für ihren eigenen Aktionsradius, die Flugeigenschaften der Wurffedern und deren Trägheit. Auch Discgolf ist eine tolle Variante zu altbekannten Wurfspielen. Ziel ist es, Frisbees mit möglichst wenigen Würfen vom Startpunkt bis in den aufgestellten Korb zu befördern. Probieren Sie es gerne mit unserem Discgolf-Set aus.
Beim Spielen mit dem bunten Flugstern ist auch ein wenig Kopfrechnen mit dabei: Je nachdem, welchen Zacken der Fänger erwischt, gibt es andere Punktzahlen, die von Fang zu Fang addiert oder subtrahiert werden.
Um die Flugeigenschaften verschiedener Materialien und Wurfgeschosse kennenzulernen, empfiehlt sich u. a. unser Ringwurfspiel aus Holz, bei dem die Kinder Ringe aus Seil um die Stäbe werfen.
Beim Scoop-Ball fangen die Spieler den Ball mit einem schaufelförmigen Schläger. Fortgeschrittene nutzen den Schläger auch zum Werfen. Bouncing-Ball funktioniert ähnlich: Der Ball wird mit einem Netz, an dem beidseitig Griffe befestigt sind (sieht aus wie eine kleine Hängematte), gefangen und geworfen. Noch dynamischer wird es mit dem Wuselball-Springspiel: Die bunten, fransigen Bälle hüpfen wie auf einem Trampolin von Schläger zu Schläger.
Beim Wikingerspiel versuchen 2 – 12 Personen, mit Wurfhölzern die Bauern und zuletzt den König des Gegners zu Fall zu bringen. Mit dem Soft-Bowlingspiel verwandeln Ihre SuS während einer Regenpause einen Flur in eine Bowlingbahn.
Wurfspiele in der Antike
Bereits die Kinder im alten Rom und Griechenland vertrieben sich die Zeit gern mit Wurfspielen. Dafür dienten kleine Steinchen, z. B. für das griechische Spiel Pentelitha, oder Nüsse. Bei den Römern gab es sogar die Redewendung „die Nüsse zurücklassen“ (nubicus relictis) als Synonym für „erwachsen werden“. Bekannte Spiele waren z. B. das Orca- oder Delta-Spiel.
Pentelitha
Für Pentelitha („Fünf Steine“) müssen die Spieler vor allem schnell und geschickt sein. Man kann im Sitzen spielen, denn es geht darum, die Spielsteine mit der Hand hochzuwerfen und mit dem Handrücken wieder aufzufangen, und zwischendurch die zu Boden gefallenen Steine wieder aufzunehmen.
Denkbar sind viele verschiedene Spielvarianten. Einen kleinen Einblick samt Video gibt es hier: https://kiku-online.net/geschicklichkeitsspiel-im-antiken-griechenland
Orca-Spiel
Die Spieler versuchen, mit Nüssen oder anderen kleinen Wurfgeschossen einen Behälter in einiger Entfernung zu treffen. Als Variante können auch mehrere unterschiedlich große Behältnisse aufgestellt werden, sodass nicht jeder Treffer dieselbe Punktzahl ergibt.
Delta-Spiel
Für dieses Spiel zeichnet man ein Dreieck (oder eben den griechischen Buchstaben Delta) auf den Boden und unterteilt es mit waagerechten Linien, sodass die Felder zur Spitze hin erstens kleiner werden und sich zweitens in einem immer größeren Abstand zu den Werfenden befinden. Für ein Treffen in das größte und somit nächstgelegene Feld gibt es z. B. einen Punkt. Wer die Spitze triff, bekommt zehn Punkte.
So sind viele Spielvarianten denkbar: das Erreichen einer Mindestpunktzahl, das punktgenaue Erreichen einer Summe, das Werfen mit mehreren Steinchen gleichzeitig oder das abwechselnde Addieren und Subtrahieren von Runde zu Runde.
Wurfspiele für den Sportunterricht
Zum Aufwärmen für den Sportunterricht eignen sich die altbekannten Klassiker Brennball, Völkerball oder Kastenball hervorragend. Auch Wurfspiele mit dem Partner, z. B. über ein gespanntes Netz oder auch alleine, beispielsweise beim Werfen gegen die Wand, sind abwechslungsreiche Varianten – vor allem für Schülerinnen und Schüler, denen es beim Abwerfen durch die gegnerische Mannschaft zu wild zugeht.
Viele Wurfspiele können Sie spielerisch umsetzen, z. B., indem Ihre Kinder ein auf Pappe gemaltes Tier mit einem Tennisball treffen. Schwieriger wird es, wenn Sie oder eines der Kinder das Tier bewegen oder es zwischendurch hinter einer Matte verschwindet. Auch wenn viele Ideen nicht anspruchsvoll klingen, lernen die Kinder eine Menge, z. B. über die Flugeigenschaften verschiedener Sportgeräte, das Dosieren ihrer Kraft, schnelles Reagieren oder eine Kombination aus mehreren Schrittfolgen und Bewegungen.
Wenn Sie eine bestimmte Wurftechnik einführen und üben möchten, ist es natürlich erforderlich, falsche Haltungen zu korrigieren. Das gelingt am besten, wenn Sie sich nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern die Übung, wenn möglich in kleine Häppchen splitten. Außerdem ist es zu empfehlen, dass die Kinder das Werfen mit beiden Händen lernen, denn das fordert die Feinmotorik und aktiviert beide Hirnhälften.
Geben Sie Ihren Kindern genug Zeit, um Gelerntes zu wiederholen und zu vertiefen, z. B. im Rahmen von Spielen oder dem Einbauen von kleinen Hindernissen (Würfe über ein Netz / einen Barren / gegen die Wand / mit Anlauf). Schon nach kurzer Zeit wird Ihren SuS der neue Bewegungsablauf in Fleisch und Blut übergehen.
Als Abschluss einer Unterrichtsreihe zum Thema Werfen bietet sich auch eine Olympiade an. Gestalten Sie verschiedene Stationen und vergeben Sie kleine Preise an die (Gesamt-)Sieger. Anregungen zu verschiedenen Wurfstationen finden Sie am Ende des Beitrags. Fünf Ballspiele haben wir nachfolgend für Sie zusammengestellt.
Ringtennis
Ringtennis kann als Einzel, Doppel oder im Dreierteam gespielt werden. Die Kinder werfen einen Moosgummiring oder auch Fahrradreifen so über ein Netz, dass der Gegner ihn nicht fangen kann. Ziel ist es, die Reifen in einer fließenden Bewegung zu fangen und zurückzuwerfen, ohne mit dem Reifen in der Hand zu laufen.
Da es sich hierbei um ein eher ungewöhnliches Wurfobjekt handelt, hilft es Ihren Kindern, wenn sie sich vor dem Spielen mit Ring oder Reifen vertraut machen können, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es sich verhält. Dafür werfen sie z. B. den Ring hoch und wieder auf, werfen ihn ihrem Partner zielgerichtet zu und bewegen sich anschließend während des Werfens durch die Halle.
Tontaubenschießen
Sie (oder auch eines der Kinder) werfen hinter einer Deckung einen Gymnastikball in die Luft. Die Kinder versuchen, ihn mit Tennisbällen zu treffen. Jeder Treffer ergibt einen Punkt. Alternativ können zwei Kinder den Gymnastikball hin- und herwerfen, was natürlich für die Jäger die Schwierigkeit erhöht.
Schiffe versenken
Ein oder zwei Kinder sind die Fänger und bekommen einen Softball. Die übrigen Kinder halten als „Schiff“ einen Gymnastikreifen um ihre Hüften und bewegen sich durch den Raum. Wenn der Ball durch einen Reifen fliegt, gilt das Schiff als versenkt und das Kind legt den Reifen zu Boden. Wenn es Glück hat, wird es als Schiffbrüchiger von einem anderen Kind in dessen Reifen aufgenommen. Dadurch ist es auch schwieriger, getroffen zu werden.
Luftikus
Die Kinder stehen auf dem Spielfeld und versuchen, eine möglichst hohe Anzahl an Luftballons in der Luft zu halten. Der Spielleiter wirft alle 30 Sekunden einen zusätzlichen Ballon ins Feld, den die Spieler nun ebenfalls in der Luft halten müssen.
Es ist Ihnen überlassen, mit welcher Ballonanzahl Sie beginnen. Ermutigen Sie Ihre SuS, eine Taktik zu finden, mit der sie vielleicht doch mehr Ballons als gedacht in der Luft halten können. Um das Spiel schwieriger zu gestalten, bietet sich die Regel an, dass die Spieler einen Ballon nicht zweimal hintereinander berühren dürfen.
Rauswurf
Bilden Sie aus Bänken ein Viereck, in dem sich ein Teil der Kinder mit ein wenig mehr Bällen, als es insgesamt Spieler gibt, platziert. Die anderen Kinder befinden sich außerhalb des Vierecks.
Nun werfen die Kinder im Viereck die Bälle heraus, während die anderen sie schnellstmöglich zurückwerfen. Sobald das Viereck ballfrei ist, tauschen die beiden Gruppen die Rollen. Viel Spaß beim Fangen und Werfen.
Lesestoff:
Gentsch, Nicola, Weber, Andreas: Werfen Kids, in: mobilepraxis, Praxisbeilage 62 von mobile, Fachzeitschrift für Sport, 2013 (Leseempfehlung: Dutzende interessanter Wurfspielvariationen für unterschiedliche Trainingsschwerpunkte in übersichtlicher Darstellung mit methodischen Tipps):
https://www.mobilesport.ch/assets/lbwp-cdn/mobilesport/files/2013/10/praxis_2010_62_werfen_d.pdf
Umfangreiche, vielfältige Sammlungen themenspezifischer Ballspiele mit ausführlichen Anleitungen und Videos:
http://www.bewegungskompetenzen.at/2020/index.php/755
https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/sekundarstufe/sport/laufen-springen-werfen/3-einfache-ballspiele-fuer-die-grundschule-mit-anleitung/
http://www.sportpaedagogik-online.de/kleinespiele1.html
http://www.sportpaedagogik-online.de/werfen1.html
https://www.sport-thieme.de/blog/sport-freizeit/kinder-bewegen-wurfspiele-fuer-draussen-und-drinnen
https://www.sportzentrum.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/einrichtungen/sportzentrum/Dokumente/Kleine_Spiele_Sammlung.pdf
https://www.vlamingo.de/ballspiele/
https://www.vlamingo.de/werfen-fangen-stationen/
https://www.vlamingo.de/fangspiele/
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