Demokratiebildung in der Kita. So fühlen sich Kinder einbezogen und bestimmen mit
Elisa Morel
Sich einbezogen fühlen und mitbestimmen zu können ist ein wichtiger Bestandteil der Demokratiebildung und klappt schon mit den Kleinsten. So fühlen sie sich früh in ihren Wünschen und Gefühlen ernst genommen und empfinden den Umgang als wertschätzend – beste Voraussetzungen, um auch anderen empathisch und verständnisvoll gegenüberzutreten.
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In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Ihre Kinder spielend partizipieren, welche Aspekte zur Partizipation gehören und welche Vorteile die Kinder durch sie genießen.
Inhalt
1. Vielfalt, Anerkennung und Akzeptanz im Kindergarten
2. Was bedeutet Partizipation?
2.1 Was lernen Kinder durch Partizipation?
2.2 Wo sind die Grenzen der Partizipation im Kindergarten?
3. Partizipation in der Praxis
3.1 Beschwerdemanagement
3.2 Partizipation bei den Grundregeln
3.3 Partizipation beim Essen
3.4 Partizipation bei der Tagesgestaltung
3.5 Kinderkonferenz, Kinderrat, Kinderparlament
Was bedeutet Partizipation?
Demokratiebildung ist ein laufender Prozess und begleitet die Kinder vom Kindergarten bis ans Ende ihrer Schullaufbahn. Die Demokratievermittlung orientiert sich dabei selbstverständlich auch am Alter; es würde wenig Sinn ergeben, Kita-Kindern vermitteln zu wollen, wie sie Fake News erkennen, oder Grundschülern im Detail Demokratie als Herrschaftsform näherzubringen.
Im Kindergarten lässt sich Demokratie durch Mitbestimmung leicht in den Alltag integrieren. In diesem Beitrag fokussieren wir uns auf daher auf die Partizipation. Für mehr Informationen zur Demokratiebildung lesen Sie gern auch unseren Beitrag Rechtsextreme Einstellungen nehmen zu.
„Partizipation heißt, Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben in der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.“ – Richard Schröder, ehemaliger Leiter des ersten Kinderbüros Deutschlands ProKids in Herten
Zum Thema Partizipation hat der Paritätische fünf tolle Videos (und noch mehr) gedreht, in denen auch viele anschauliche Praxisbeispiele zu sehen sind. Sie finden die Links am Ende des Beitrags. Die Informationen und Beispiele aus den Videos sind in diesen Text eingeflossen.
Das Recht der Kinder auf Partizipation
Kinder haben laut UN-Kinderrechtskonvention, Charta der Grundrechte der Europäischen Union und SGB VIII ein Recht auf Partizipation. Gelungene Partizipation spiegelt sich durchgängig in der Haltung der Pädagogen gegenüber den Kindern. Somit ist sie keine zusätzliche Aufgabe, sondern Bestandteil des Kindergartenalltags und eine der Hauptaufgaben frühkindlicher Bildung. Erziehende haben die Pflicht, Kinder zu beteiligen, und die Träger sind verpflichtet, Konzepte zur Umsetzung der Partizipation auszuarbeiten.
Was lernen Kinder durch Partizipation?
Partizipation ist elementarer Bestandteil der Demokratie. Wenn sich Kinder wertgeschätzt fühlen und in ihren Bedürfnissen, Ängsten und Wünschen wahrgenommen werden, trägt das erheblich zu ihrer Persönlichkeitsbildung bei.
Durch Partizipation lernen Kinder:
- die eigenen Bedürfnisse kennen und auch (sprachlich) auszudrücken
- die eigenen Gefühle zu reflektieren
- Akzeptanz und Toleranz für die Meinungen und Bedürfnisse anderer
- wie man Konflikte löst und über Kompromisse verhandelt
- Empathie
- Selbstwirksamkeit
- Zugehörigkeit und Verantwortungsbewusstsein
- sich eine Meinung zu bilden und sie auch zu vertreten
- einen wertschätzenden Umgang miteinander
All diese Kompetenzen sind wichtig für das spätere Leben. Sie stärken die Resilienz und lassen die Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen, die ihren Mitmenschen verständnis- und respektvoll begegnen. Denn nur, wer selbst Akzeptanz und Empathie erfährt und so (kennen)lernt, kann sie auch anderen Personen entgegenbringen.
Wo sind die Grenzen der Partizipation im Kindergarten?
Es gibt Bereiche, die nicht verhandelbar sind – spätestens dann, wenn ernsthafte Gefahren drohen. Ganz plakativ: Wer eine Erdnussallergie hat, darf nicht bestimmen, dass er einen Schokoriegel mit Erdnüssen isst. Sie als Erwachsene müssen die Kinder natürlich beschützen, solange diese noch nicht in der Lage sind, es selbst zu tun. Außerdem braucht der Alltag Struktur und jede Gemeinschaft Regeln. Das gibt auch den Kindern Sicherheit. Besprechen Sie gern mit den Kindern, welche Regeln für die Gruppe gelten sollten und warum. Nehmen Sie die Kinder wie immer ernst mit ihren Einwänden, Befürchtungen und Ideen.
In manchen Situationen müssen Sie wahrscheinlich auch Zeit, Aufwand und Sinn abwägen. Endlose Kinderratsdiskussionen, die zu keiner Entscheidung kommen, sind nicht zielführend. Vielleicht war dann die Fragestellung nicht allen verständlich oder das Thema nicht wichtig genug. Entscheidungen, mit denen Sie selbst aus nachvollziehbaren Gründen nicht einverstanden oder die nicht umsetzbar sind („Wir wollen nur pinke Möbel!“), machen auch niemanden glücklich – vor allem nicht, wenn Sie dann noch viele Jahre in einem rosa Paradies sitzen, während die Kinder, die diese Entscheidung getroffen haben, bereits die Grundschule verlassen.
Überlegen Sie sich daher im Voraus genau, an welchen Entscheidungen Sie die Kinder teilhaben lassen wollen. Wenn Sie eine Entscheidung in die Hände der Kinder legen, gibt es kein Zurück und Sie müssen das Ergebnis akzeptieren. Damit Partizipation funktioniert, müssen die Kinder natürlich wissen, auf welche Weise sie sich beteiligen können – wenn sie denn möchten. Machen Sie den Kindern also transparent, wie Mitbestimmung in Ihrer Gruppe oder Ihrer Einrichtung aussieht.
Partizipation in der Praxis
Sie müssen nicht zwangsläufig einen Kinderrat einberufen, der jede anstehende gemeinsame Entscheidungen diskutiert. Partizipation soll für die Kinder vor allem im Alltag erfahrbar sein und sie in ihrer Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit fördern.
Als pädagogische Fachkraft ist es Ihre Aufgabe, die Kinder zu beobachten und zu verstehen, welche Bedürfnisse oder Gefühle sie ausdrücken. Schon bevor Kinder sprechen können, zeigen sie ihre Bedürfnisse deutlich. Als Gegenüber deuten Sie die nonverbalen Signale und erfüllen so die Bedürfnisse des Kindes, indem sie ihm z. B. das Spielzeug geben, wenn es die Hand danach ausstreckt.
Kinder sind Experten ihres eigenen Lebens
Nehmen Sie die Kinder als Experten ihres eigenen Lebens wahr. Sie können sich und ihre Bedürfnisse entweder bereits ganz gut einschätzen – oder müssen es eben noch lernen. Genau dafür braucht es Übung und Erfahrung. Sie helfen den Kindern also nicht, wenn Sie Entscheidungen gegen ihren Willen treffen, auch wenn Sie glauben, dass Sie vernünftig handeln. Wer also z. B. keinen Hunger hat, darf auch mal eine Mahlzeit auslassen oder einfach erst später etwas essen. Vor Entkräftung fällt deswegen sicher niemand gleich vom Stuhl. Wer ohne Jacke nach draußen will, merkt bestimmt nach ein paar Minuten selbst, dass es wohl doch noch zu kalt ist.
Kinder müssen ihre Bedürfnisse erst noch einschätzen lernen
Bleiben Sie unbedingt in Kontakt und Austausch mit den Kindern, fragen Sie immer mal wieder nach, wie sie sich fühlen. So lernen die Kinder, in sich hineinzuhören und zu verbalisieren, was sie gerade möchten und brauchen. Übrigens: Ihr Umgang mit den Kindern wird sich auch im Umgang der Kinder untereinander widerspiegeln.
Wenn das Kind zwischenzeitlich doch Hunger bekommen hat oder friert, isst es eben etwas oder holt sich seine Jacke. Durch diese Erfahrungen lernt es sich und seine körperlichen Reaktionen und Bedürfnisse noch besser kennen und wird mit der Zeit von Anfang an einschätzen können, ob es wirklich bis zur nächsten Mahlzeit warten kann oder lieber doch ein paar Happen isst.
Aufsichts- und Fürsorgepflicht sind übrigens genauso wichtig wie der Bildungs- und Erziehungsauftrag, zu dem auch Demokratiebildung und Partizipation gehören. Bleiben Sie also gelassen, seien sie nicht überfürsorglich, auch wenn die Situation manchmal chaotisch oder riskant scheinen mag.
Reflektieren Sie auch immer wieder Ihr eigenes Verhalten: Warum möchten Sie, dass die Kinder sich abmelden, wenn sie den Raum verlassen? Ist es wirklich notwendig, alle Mahlzeiten zu fixen Zeiten gemeinsam einzunehmen? Warum müssen sich alle (für denselben Zeitraum) zur Mittagsruhe hinlegen, auch wenn sie nicht müde sind?
Adultismus
Adultismus bezeichnet eine Form der Altersdiskriminierung: die Bevormundung von Kindern durch Erwachsene (engl: adult). Oft neigen Erwachsene dazu, Kindern ihre Rechte oder auch ihre Wahrnehmungen, Meinungen und Wünsche abzusprechen, mit dem Argument, es besser zu wissen – oder einfach, weil dieser Umgang für sie unkomplizierter ist. Dabei vergessen wir oft, dass es für uns als Kinder auch furchtbar war, diesem Machtmissbrauch ausgesetzt zu sein.
Viele von uns kennen noch Sprüche wie:
- „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst …“
- „Weil ich das sage.“
- „Das verstehst du noch nicht.“
- „Das kannst du machen, wenn du erwachsen bist.“
Fast jedes Kind erlebt diese Form der Diskriminierung und somit auch, dass seine eigenen Bedürfnisse nicht zählen (und somit vielleicht auch nicht „richtig“ sind). In der Kindertagesbetreuung ist für Adultismus selbstredend kein Platz! Daher ist es wichtig, das eigene Verhalten im Umgang mit Kindern immer wieder zu beobachten und zu reflektieren – vielleicht auch mit kollegialer Hilfe.
Beschwerdemanagement
Kinder haben das Recht, sich zu beschweren, wenn ihnen etwas gegen den Strich geht. Das können bestimmte Abläufe, das Essen, aber auch das Verhalten anderer Kinder oder einer pädagogischen Fachkraft sein. Unter keinen Umständen dürfen Kinder das Gefühl haben, dass das Äußern einer Beschwerde zu für sie negativen Konsequenzen führt. Nehmen Sie die Kinder ernst, ermutigen Sie sie, über ihr Befinden zu sprechen, und überlegen Sie im Team, wie Sie Beschwerden – auch seitens der Eltern – angehen, um sie zu beheben.
Beschwerden können sich natürlich genauso gut durch Gestik und Mimik wie durch Worte zeigen. Wer beim Probieren einer neuen Speise das Gesicht verzieht, drückt wahrscheinlich keine Begeisterung aus – und muss dementsprechend auch nichts (mehr) essen. Wer anfängt zu weinen, wenn er sich zur Ruhezeit hinlegen soll, ist anscheinend nicht müde – oder aus einem anderen Grund nicht gewillt oder in der Lage, zu schlafen. Auch, wenn ein Kind sich nicht wickeln lassen möchte, hat es Gründe. Es mag nicht immer einfach sein, den wahren Beweggrund herauszufinden, vor allem, wenn die Kinder noch nicht in der Lage sind, ihn zu verbalisieren. Doch nur, wenn Sie die Ursache herausfinden, können Sie die Situation lösen.
Da für Kindertageseinrichtungen die Entwicklung eines Beschwerdeverfahrens verpflichtend ist, sind Sie diesbezüglich geübt. Trotzdem gilt auch hier: Bleiben Sie aufmerksam, reflektiert und kritikfähig. Bestimmt gibt es immer wieder herausfordernde Situationen, und oft braucht es für ein gelungenes Beschwerdemanagement Zeit, Fingerspitzengefühl, Teamwork oder auch Rücksprache mit den Eltern oder Profis. Das ist normal, denn eine Universallösung gibt es in vielen Fällen nicht.
Tipp: In unserem Beitrag »Beschwerdemanagement für die Kita« finden Sie hilfreiche Informationen rund um das Thema konstruktive Kritik.
Partizipation bei den Grundregeln
Es gibt gute Argumente dafür, dass Sie Ihre Kinder an der Aufstellung der Grundregeln beteiligen. Wer die geltenden Regeln mitbestimmt hat, versteht auch ihren Sinn, hält sich also auch eher daran und ist glücklicher mit ihnen, weil er sie als gerecht empfindet. Zudem sind Regeln ein wichtiger Rahmen für das gelungene tägliche Miteinander. Es ist also nur logisch, wenn auch diejenigen daran partizipieren, die es direkt betrifft.
Überlegen Sie gemeinsam, welche Regeln für einen angenehmen Umgang nötig sind – und vor allem warum. Wie würden sich die Kinder fühlen, wenn jemand ihre Sachen klaut? Ist das überhaupt ein Thema in dieser Gruppe? Warum ist es wichtig, dass man sich nicht gegenseitig wehtut – und aus welchen Gründen tun es manche trotzdem?
Sie können auch mit den Kindern über Regeln sprechen, die es früher mal gegeben hat, über deren Sinn reden und Ihre Kleinen fragen, wie sie sie finden. Altbekannte Klassiker sind:
- Du isst, was auf den Tisch kommt.
- Du musst den Teller leer essen.
- Wenn Erwachsene sprechen, haben die Kinder still zu sein.
- Mit vollem Mund (und generell beim Essen) spricht man nicht.
- Die Ellbogen gehören nicht auf den Tisch.
So können Sie die Kinder zum Nachdenken anregen, damit sie einen besseren Zugang zum Thema Regeln haben und es ihnen leichter fällt, den Sinn oder Unsinn bestimmter Regeln zu verstehen – auch wenn sie sich zuvor noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Partizipation beim Essen
Das Essen sollte allen schmecken, und auch das Probieren von unbekannten Speisen ist kein Muss, sondern nur ein Angebot. Überlegen Sie daher gern mit den Kindern gemeinsam, welche Mahlzeiten auf den Speiseplan kommen, oder kochen Sie auch mal gemeinsam, wenn Sie die Möglichkeit haben.
Die meisten Firmen, die Verpflegung für Kindergärten anbieten, sind sehr flexibel und bieten teilweise nicht nur Mittagsgerichte, sondern auch Frühstück an. Auch gibt es oft die Möglichkeit für individuelle Bestellungen über einen bestimmten Zeitraum, Probeboxen oder Beratungsgespräche. Wenn Sie die Erfahrung machen, dass die Kinder mit dem aktuellen Essen unzufrieden sind, nehmen Sie sich die Zeit, um herauszufinden, was sie sich wünschen. Basierend darauf können Sie verschiedene Anbieter vergleichen und das Essensangebot verbessern.
Auch während der Mahlzeiten haben Kinder im besten Fall Mitspracherecht: Sie können sich selbst bedienen, oder, wenn sie dazu noch nicht in der Lage sind, stopp sagen, während Sie oder ein anderes Kind ihnen den Teller füllt. Wer keine Kartoffeln essen mag, nimmt eben mehr Erbsen. Und wer seine Portion nicht schafft, nimmt vielleicht beim nächsten Mittagessen weniger – denn man kann sich ja auch einen Nachschlag nehmen.
Vielleicht richten Sie auch flexible oder mehrere Essenszeiten ein. Die Kinder können so entscheiden, ob sie bereits um 11:30 Uhr Hunger haben oder lieber eine Stunde später essen. Eventuell findet in Ihrer Einrichtung auch das Frühstück bereits in Form eines Büfetts statt, sodass jedes Kind dann essen kann, wenn es Hunger verspürt. Denn Kinder essen eben in erster Linie, um satt zu werden, ohne auf gesunde Ernährung oder Regelmäßigkeit zu achten. Nun ja, schmecken muss es natürlich auch.
Wenn neben Getränken auch den ganzen Tag über gesunde Snacks zur Verfügung stehen, stellen Sie sicher, dass die Kinder auch außerhalb der Hauptmahlzeiten essen können. Vielleicht essen sie weniger gern in Gesellschaft, haben keine Ruhe, um (länger) mit den anderen am Tisch zu sitzen oder einfach Hunger, wenn alle anderen schon satt oder noch nicht hungrig sind.
Behalten wir im Kopf, wie wir privat als Erwachsene oft mit dem Thema Essen umgehen: Wir würden nichts kochen oder bestellen, das wir nicht mögen, nichts essen, das uns zuwider ist, oder überhaupt essen, wenn wir keinen Hunger haben. Wenn wir abends doch noch mal Heißhunger bekommen, reißen wir sogar die ungesunde Tüte Chips auf, anstatt uns Gemüsesticks zum Kräuterdipp zu schnitzen. Und warum? Weil uns keiner mehr etwas verbieten kann, glücklicherweise. In dem Sinne: gleiches Recht für alle. Auch wenn es in Ihrer Einrichtung wahrscheinlich keine Chips-Orgien gibt.
Partizipation bei der Tagesgestaltung
Es ist wichtig, dass die Kinder darüber im Bilde sind, wie der Tag im Kindergarten verläuft. Das gibt Sicherheit, schafft Rituale und Transparenz, sodass sich Ihre Kleinen auf alles Bevorstehende einstellen können. Geben Sie den Kindern also morgens einen Überblick, was sie im Laufe des Tages erwartet. Selbstverständlich können Sie Ihren Kindern auch Mitspracherecht bei der Festlegung von Spiel- und Ruhezeiten geben.
Aktivitäten im Großen und Kleinen können Sie jederzeit gemeinsam bestimmen, entweder spontan oder mit ein wenig Vorlauf. Bei größeren Dingen ist es hilfreich, wenn Sie je nach Zeitaufwand oder finanziellen Möglichkeiten die Auswahl im Vorhinein einschränken. Denkbar sind u.a. folgende Optionen:
- Sie bieten immer zwei, vielleicht sogar mehrere Aktivitäten, Geschichten, Lieder usw. an, über die die Kinder dann per Handzeichen abstimmen. Alternativ können Sie Bildkarten nutzen und jedem Kind einen Muggelstein geben, den es dann auf die jeweilige Bildkarte (oder auch zu dem Spiel, Buch etc.) legt.
- Sie lassen die Kinder untereinander regeln, wer welche Aufgaben übernimmt, z. B. beim Tischdecken oder auch beim Einteilen von Gruppen zu bestimmten Diensten wie Blumen gießen.
- Sollten Sie z. B. ein Mitbring-Frühstück, gemeinsames Fastenbrechen oder ein Büfett für ein Fest planen, beteiligen Sie die Kinder an der Planung, wer was mitbringt.
- Sie schlagen den Kindern mehrere Optionen für Ausflüge, Projekte, Workshops oder Aktivitäten beim Kita-Fest vor, aus denen sie dann wählen.
- Sie besprechen Neuanschaffungen mit den Kindern, z. B. Spielsachen, Möbel, einen neuen Anstrich oder auch die Einrichtung eines Themenraums.
Kinderkonferenz, Kinderrat, Kinderparlament
Sie haben selbstverständlich auch die Möglichkeit, in Ihrer Einrichtung Kindergremien zu etablieren. Vielleicht wählen die Kinder in den einzelnen Gruppen Sprecher, die ihre Interessen vertreten. Vielleicht berufen Sie auch einmal wöchentlich den Kinderrat ein, um aktuelle Anliegen zu besprechen.
Auch wenn Kindergremien eine tolle Partizipationsmöglichkeit sind, vergessen Sie nicht, dass Teilhabe im Alltag konkret erfahrbar sein sollte. Wenn nicht alle Kinder jederzeit eine wertschätzende, bedürfnisorientierte Haltung Ihrerseits erleben und kein Mitspracherecht im Kleinen haben, ist jedoch ein wöchentlich tagendes Kinderparlament bestenfalls ein Alibi für eine gelungene Umsetzung der Partizipation. Ihre Grundhaltung, mit der Sie den Kindern zu jedem Zeitpunkt gegenübertreten, ist entscheidend, damit die Kinder zu gefestigten Persönlichkeiten heranwachsen können.
Partizipation bei den Kleinsten
Solange Kinder sich noch nicht oder nicht ausreichend sprachlich artikulieren können, ist es wichtig, dass Sie Ihr eigenes Handeln transparent machen und ankündigen, was Sie gleich tun werden (füttern, wickeln etc.). Wenn ein Kind gerade nicht essen mag, wird es Ihnen sein Unwohlsein durch seine Körpersprache zeigen. Es liegt an Ihnen, die Zeichen richtig zu interpretieren und entsprechend zu handeln.
Beteiligen Sie auch die Kleinsten nach ihren individuellen Möglichkeiten an gemeinsamen Aktionen wie Aufräumen, Tischdecken usw. Auch, wer (noch) nicht gut sprechen kann, ist oft in der Lage, seine Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken, wenn es um gemeinsame Entscheidungen wie Aktivitäten oder Lieblingsessen geht.
Tipp: Methoden zur Umsetzung des Kinderrechts auf Beteiligung finden Sie in unserem Blog-Beitrag »Partizipation in Kindergarten und Kita«.
Informationen, Praxistipps und Leitfragen rund um die Partizipation bei Kindern zwischen null und drei Jahren bietet zudem das Arbeitsbuch des Paritätischen Gesamtverbandes. Den Link finden Sie nachfolgend in den Lesetipps. Der dritte Abschnitt „Beteiligung konkret“, greift 10 Punkte auf, die im Umgang mit den Kleinsten wichtig sind. Diese haben wir Ihnen hier auf einen Blick in einer Grafik zusammengefasst.
1000 Bunte
Muggelsteine
Kamishibai-Bildkarten
Wir haben Rechte!
Erzählspiel
Das Farbenmonster
Lesestoff:
Birnbacher, Leonhard, Durand, Judith: Demokratie mit Kindern in der Kita, 25.03.2022:
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/kinder-und-politik-2022/506632/demokratie-mit-kindern-in-der-kita/
Der Paritätische Gesamtverband (Hrsg.): Miteinander leben: Wie Beteiligung von Kinder zwischen null und drei Jahren gelingen kann. Ein praktisches Arbeitsbuch für Fachkräfte und Eltern, 2017:
https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunkte/Kindertagesbetreuung/duvk/doc/Broschuere_Partizipation_U3.pdf
Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (Hrsg.): Demokratie von Anfang an – Arbeitsmaterialien für die Kitapraxis, 2017:
https://www.dkjs.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/themen/Fruehe_Bildung/Demokratie_von__Anfang_an-Arbeitsmaterialien_fuer_die_Kitapraxis.pdf
FRÖBEL Bildung und Erziehung gemeinnützige GmbH: Kinderparlamente, Kinderräte und Kinderkonferenzen von Krippe bis Hort, 06.06.2022:
https://www.youtube.com/watch?v=ShWsc90IBbU
Haus Neuland e. V.: Partizipation in der Kita – Praxistipps zur Beteiligung von Kindern im Alltag:
https://www.duvk.de/media/filer_public/8a/23/8a23c687-a5e2-4b39-aa33-17f25408ec6d/partizipation_in_der_kita_-_praxistipps_zur_beteiligung_von_kindern_im_alltag.pdf
Maywald, Jörg: Kinderrechte und Partizipation in: nifbe-Themenheft Nr. 36, V.i.S.d.P.: Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung, Prof. Dr. Jan Erhorn, 2021:
https://www.nifbe.de/images/nifbe/Aktuelles_Global/2022/Kinderrechte_online.pdf
Meinold-Henschel, Sigrid: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita – Konzept – Umsetzung – Wirkung, 2021:
https://www.duvk.de/media/filer_public/b5/f7/b5f71c34-9412-435c-bddb-c5c2db515a7c/dokumentation_mitentscheiden_und_mithandeln_in_der_kita.pdf
Material- und Linksammlungen:
Materialien zu Partizipation und Demokratiebildung in der Kindertagesbetreuung:
https://www.der-paritaetische.de/themen/soziale-arbeit/partizipation-und-demokratiebildung-in-der-kindertagesbetreuung/
Materialien und Anregungen zu Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung:
https://www.duvk.de
Demokratiebildung in Kita und Grundschule – weiterführende Links:
https://integration.stiftung-kinder-forschen.de/hintergrund/weiterfuehrende-links/weiterfuehrende-links-demokratiebildung
Die Videos des Paritätischen Gesamtverbandes zur Partizipation in der Kita:
Partizipation im Kita-Alltag – Kita (1/5), 20.6.2019:
https://www.youtube.com/watch?v=FRZAQNpiL7s
Partizipation von Kita-Kindern in Deutschland – KiTa (2/5), 07.03.2019:
https://www.youtube.com/watch?v=jxlcYCfco_Y
So funktioniert Beteiligung! – KiTa (3/5), 07.03.2019:
https://www.youtube.com/watch?v=AGHhU4bihik
Das kann Beteiligung leisten – KiTa (4/5), 07.03.2019:
https://www.youtube.com/watch?v=_UuuU3HCsGE
Beteiligung ist immer möglich – KiTa (5/5), 07.03.2019:
https://www.youtube.com/watch?v=ShUw93pGAoA
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