Tiere im Winter: Tipps und Ideen für ein ökologisches Unterrichtsprojekt in der Grundschule
Christine Hagemann
Wie leben Igel, Reh und Fuchs im Winter? Viele Kinder kennen heimische Wildtiere nur noch aus dem Fernsehen oder aus Bilderbüchern. Im Unterricht wecken sie das Interesse der Kinder für Natur und Umweltschutz.
© Natureimmortal, Adobestock.com
Wer wohnt alles im Winterwald? Welche Überlebensstrategien haben Tiere, um die Eiseskälte zu überstehen? Wenn Sie Kindern dieses Wissen vermitteln, fördern Sie aktiven Naturschutz. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie ein interaktives Unterrichtsprojekt zum Thema Tiere im Winter aufbauen und mit Ihren Schülern eine tolle Präsentation gestalten. Praxistipps zum Ausdrucken inklusive.
Inhalt
1. Welche Ziele verfolgt das Unterrichtsprojekt?
2. So wecken Sie das Interesse der Kinder
2.1 Einführungsstunde Tiere im Winter: Klasse 1 und 2
2.2 Interaktive Projektarbeit: Klasse 3 und 4
3. Wie begleite ich die Projektphase?
3.1 Verschiedene Projektideen anregen
3.2 Differenzierung ermöglichen
So wecken Sie das Interesse der Kinder
Was machen die Tiere im Winter, wenn es draußen eisig kalt ist? Um das Interesse Ihrer Schüler zu wecken, gehen Sie von den Erfahrungen und Fragen der Kinder aus. Bestimmt wissen einige schon, dass die Tiere Winterschlaf machen. Stimmt das wirklich? Verschlafen alle Tiere den Winter?
Einführungsstunde Tiere im Winter: Klasse 1 und 2
Für jüngere Schüler eignet sich der spielerische Einstieg über Tierfiguren. Stellen Sie verschiedene einheimische Wildtiere aus Stoff oder Kunststoff gut sichtbar auf einen Tisch. Alternativ können Sie vergrößerte Bilder der Tiere mit Magneten an der Tafel befestigen oder mit einer Dokumentenkamera direkt an die Wand projizieren. Die Kinder sollen die gezeigten Tiere benennen, soweit sie sie kennen.
Fragen Sie die Schüler, ob sie eines dieser Tiere schon einmal draußen in der Natur gesehen haben: War das im Sommer oder im Winter? Anschließend geben Sie Informationen über das Verhalten der Tiere im Winter. Erklären Sie dabei auch den Unterschied zwischen Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre.
Welche Tiere machen Winterschlaf? Einen Infotext in einfacher Sprache erhalten Sie hier zum Download:
Infotext: Was machen die Tiere im Winter?
Das Spiel geht so:
- Während Sie erklären, ordnen Sie die Tierfiguren in drei verschiedene Felder, beispielsweise auf farbige Plakatkartons, Teppichfliesen oder Ähnliches. Im ersten Feld liegen nun alle Tiere, die in Winterschlaf oder Winterstarre fallen, im zweiten alle Tiere, die Winterruhe halten, und im dritten alle winteraktiven Tiere. Beschriften Sie die Felder entsprechend mit Wortkarten.
- Vereinbaren Sie mit den Schülern drei verschiedene Bewegungsarten, zum Beispiel sollen die Kinder für Winterschlaf den Kopf auf den Tisch legen, für Winterruhe auf dem Stuhl sitzen, sich hinstellen für Winteraktivität.
- Nun nehmen Sie einzelne Tiere in beliebiger Reihenfolge und zeigen sie den Schülern. Die Kinder machen zu jedem Tier die passende Bewegung. Die Rolle des Spielleiters kann auch eines der Kinder übernehmen. Nach dem Spiel werden die Figuren wieder eingeordnet.
Zum Schluss erhält jedes Kind ein Übungsblatt mit den Abbildungen der Tiere und einer Tabelle, unterteilt in die drei Felder: Winterschlaf / Winterstarre, Winterruhe und winteraktiv. Die Schüler schneiden die Tierbilder aus und kleben sie in das richtige Feld im Schaubild.
Tipp: Gibt es in der Lerngruppe viele Schüler mit Förderbedarf im Bereich Sprache, können Sie die Anzahl der Tiere, die Sie besprechen möchten, bis auf vier reduzieren. Übrig bleiben sollte jeweils ein Winterschläfer, ein Tier in Winterstarre, ein Winterruher und ein winteraktives Tier.
Interaktive Projektarbeit: Klasse 3 und 4
Schüler mit mehr Lesefertigkeit können Inhalte schon eigenständig erarbeiten. Ein Unterrichtsprojekt zum Thema Tiere im Winter bietet perfekte Möglichkeiten für kooperatives Lernen.
Stimmt es, dass alle Tiere Winterschlaf halten? Beginnen Sie mit einer Sammlung von Schülermeinungen. Das erste Unterrichtsgespräch wird vermutlich einen Mix aus Wissen, Halbwissen und auch falschen Vorstellungen ergeben. Lassen Sie die Kinder miteinander diskutieren, welche Meinungen den Tatsachen entsprechen.
Vorwissen aktivieren: Was weiß ich schon?
Hängen Sie zwei Plakatkartons auf, das eine überschrieben mit „Das weiß ich schon“, das andere mit „Das will ich wissen“. Nachdem die Schüler darüber diskutiert haben, wie Wildtiere den Winter überstehen, schreiben sie ihr Wissen und ihre Fragen auf kleine Zettel, die sie dann auf das entsprechende Plakat heften.
Zum Schluss werden die Plakate gemeinsam besprochen und nach Tieren geordnet. Die Aussagen beziehen sich zumeist auf Tiere, die den Kindern bekannt sind. Und es sind vor allem Wo-Fragen, die Kinder besonders interessieren: Wo sind die Frösche im Winter? Wo überwintern Eichhörnchen? Wo fliegen die Störche hin?
Recherchefragen erarbeiten: Was wollen wir herausfinden?
In der nächsten Stunde schlagen Sie den Schülern vor, gemeinsam die Überlebensstrategien der Tiere im Winter zu erkunden und dazu eine Ausstellung in der Schule zu gestalten. Dieser Anreiz motiviert zusätzlich und lässt die Ideen sprudeln.
Als Erstes einigen sich die Schüler auf fünf bis acht heimische Wildtiere, über die sie herausfinden wollen, wie diese Tiere im Winter leben. Anschließend suchen sie in Sachbüchern oder im Internet nach diesen Tieren. Stellen Sie für die Recherche eine Auswahl von Büchern mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad bereit.
Mögliche Informationsquellen für Schüler zum Thema Tiere in Winter sind:
- altersgerechte Sachbücher
- Sachbilderbücher
- Zeitschriften, Broschüren
- Beiträge im Internet
Überlegen Sie gemeinsam, vor welchen Problemen die Tiere in der kalte Jahreszeit stehen. Daraus lassen sich Leitfragen entwickeln, an denen sich die Schüler bei ihrer Recherche in der Projektphase orientieren können:
- Was macht das Tier den Winter über? Welches Verhalten ist typisch für dieses Tier?
- Wo gibt es etwas zu fressen? Welche Nahrung findet das Tier im Winter?
- Wie schützt sich das Tier vor Kälte? Wo findet es einen guten Schlafplatz?
- Wie stellt sich das Tier auf den Winter ein? Was macht es zur Vorbereitung?
Wie begleite ich die Projektphase?
In der anschließenden Projektphase arbeiten die Schüler weitestgehend selbstgesteuert in Kleingruppen. Die Kinder sollen dabei in den Sachtexten gezielt nach Informationen zu den aufgestellten Leitfragen suchen und die Ergebnisse auf Zettel notieren. Falls Schwierigkeiten auftauchen, geben Sie natürlich auch Hilfestellung.
Legen Sie an der Tafel für alle gut sichtbar eine große Tabelle an. Die Kinder heften ihre Zettel mit den gefundenen Informationen in die entsprechenden Felder. So bekommt die ganze Lerngruppe einen Überblick über alle Tiere. Die Kinder können Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen, etwa im Hinblick auf das Schlafverhalten beim Überwintern.
Das Tafelbild zeigt übersichtlich, was die Tiere im Winter tun:
Verschiedene Projektideen anregen
Beim Lesen von Sachtexten setzen die Schüler sich intensiv mit dem jeweiligen Tier auseinander. Und sie lernen wichtige Fachbegriffe kennen, wie etwa Winterschlaf, Winterstarre, Winterruhe und winteraktiv. Die gemeinsame Auswertung der Tabelle ermöglicht Korrekturen falscher Aussagen.
Wenn es an die praktische Arbeit geht, gibt es diverse Möglichkeiten, die gesammelten Ergebnisse zu präsentieren. Inspirieren Sie die Kinder zu verschiedenen Schaustücken, die sich entweder auf ein bestimmtes Tier oder auf eine Überlebensstrategie beziehen. Je nach Zugang lesen sie die gleichen Sachtexte unter anderen Aspekten noch einmal neu.
Differenzierung ermöglichen
Neben dem fachlichen Wissenszuwachs fördert die Projektarbeit auch fächerübergreifende Lernstrategien und Teamfähigkeit. Unterstützen Sie das kooperative Lernen, indem Sie die Projektgruppen leistungsheterogen zusammenstellen. So kann sich jedes Kind mit seinen Stärken einbringen, ob es ein Bild malt oder Spezialwissen aus Sachbüchern beisteuert.
Bei der Beschäftigung mit den Themen tauchen überraschende Fakten und immer neue Fragen auf. Die Kinder können Forscherteams bilden und diesen Fragen auf den Grund gehen. Die Ergebnisse fließen dann in die Präsentation mit ein. Etwa in Form von Tipps zum Schutz von Lebensräumen für Waldbewohner oder für einen vogelfreundlichen Garten.
Forscherfragen wie diese fördern Erstaunliches aus dem Repertoire der Tiere im Winter zutage:
- Haben Enten keine kalten Füße, wenn sie im eisigen Wasser schwimmen oder auf dem zugefrorenen See stehen? Warum frieren ihre Füße nicht fest?
Wasservögel senken die Temperatur ihrer Füße auf 0 Grad ab, um nicht am Boden festzufrieren. In ihrem Gefieder verteilen sie wasserabweisenden Talg, das schützt vor der Kälte des Wassers. - Wie weit fliegen Fledermäuse, um einen Winterschlafplatz zu finden?
Einige Fledermausarten sind echte Wanderflieger. Die weiteste Strecke, die bisher für eine europäische Fledermaus gemessen wurde, schaffte eine kleine Rauhautfledermaus: Zwischen den Orten,
wo sie markiert und später wiedergefunden wurde, liegen 1005 Kilometer. - Wie funktioniert das Vogelnavi bei den Zugvögeln?
Zugvögel orientieren sich am Magnetfeld der Erde, aber auch am Sonnenstand, an Sternen und an Landmarken wie Flüssen, Gebirgen oder Küstenlinien.
Ideen für eine gelungene Präsentation
Die folgenden Anregungen zur Präsentation berücksichtigen verschiedene Herangehensweisen:
- Plakate – Tierporträts
Die Kinder wählen ein Tier und suchen in der Tabelle an der Tafel oder in Sachtexten nach Informationen zu folgenden Aspekten: Das macht mein Tier im Winter. So bereitet es sich vor. Das frisst mein Tier. Hier schläft es im Winter. Anschließend gestalten sie zu jedem Tier ein Plakat, das sie durch Bilder und Zeichnungen ergänzen.
- Quadrama – Überwinterungsformen
Das Quadrama, eine nach vier Seiten offene Pyramide aus Papier, eignet sich ausgezeichnet für dieses Projekt. Denn hierbei lassen sich vier Szenen gleichzeitig darstellen. Das passt nicht nur zu den genannten vier Aspekten, sondern auch zu den vier Begriffen Winterschlaf, Winterstarre, Winterruhe und winteraktiv. Die Kinder gestalten ein Quadrama, in dessen Fächern sie die Tiere der jeweiligen Überwinterungsform zuordnen und den Hintergrund passend bemalen.
- Mobile – Vögel im Winter
Die Überwinterungsformen lassen sich auch in Mobiles darstellen. Dazu schneiden die Kinder die Silhouetten der Tiere aus und beschriften sie auf der Rückseite mit einer kurzen Information. Ein spezielles Mobile entsteht zum Thema Vögel im Winter: Die Zugvögel in der oberen Etage fliegen in den warmen Süden, die Standvögel weiter unten bleiben im Winter bei uns.
- Schaustück – Schlafnest des Igels
Die Kinder sammeln trockenes Laub, Moos und Zweige, daraus bauen sie das Schlafnest des Igels naturgetreu nach. Dort hält der Igel Winterschlaf, auch in unseren Gärten, wenn wir ihn lassen.
- Snackbar für Vögel
Was können wir tun, um den Tieren beim Überwintern zu helfen? Auch mit dieser Frage befassen sich die Kinder. Sie lernen, dass unsere heimischen Vögel im Winter eigentlich kein zusätzliches Futter brauchen. Doch zum Beobachten der Vögel ist ein Futterhäuschen im Garten optimal.Mit Ihrer Unterstützung bauen die Kinder einen tollen Futterspender. Unser Modell hat zwei Kammern, eine für Körnerfutter, das Spatzen und Meisen lieben, und eine für Weichfutter, das Drosseln und Rotkehlchen bevorzugen. Vielleicht macht Ihre Klasse ja auch mit bei der „Stunde der Wintervögel“ des Naturschutzbundes NABU. Jeder kann mitmachen und Vögel zählen.
Bauplan: Futterstation für Vögel
Zum Weiterlesen:
Bianca Kaminsky, Martin Bannenberg: Tiere im Winter. Eine Lernwerkstatt für Klasse 3 und 4. Lernbiene Verlag 2013.
Martina Külling: Tiere im Winter. Spannende Materialien für einen abwechslungsreichen Unterricht. 1. bis 4. Klasse. Hamburg (Persen) 22019.
Klaus Richarz: Vogelzug. Stuttgart (wbg Theiss) 2019.
Regina Schulze-Oechtering: Winter im fächerübergreifenden Unterricht. Klasse 1/2. Augsburg (Auer) 2015.
Allegro-Grundschule Berlin: Entwicklung einer Ausstellung zum Thema „Tiere im Winter“. Bildungsserver Berlin-Brandenburg 2012. https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/
Naturschutzbund Deutschland e. V.: Aktionen und Projekte. Stunde der Wintervögel. https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Ja. Vier ?. Drei davon sogar mit Foto.
Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
Lukas kennt sich online so gut aus wie in seiner Westentasche und findet immer spannende Themen, während Stefan unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Autorin Christine (und gern auch Gastautoren) für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreibt.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!