Englisch lernen mal anders: So lernen Ihre Kinder mit Freude und Motivation
Elisa Morel
Ohne Englisch geht es nicht, das lernen heute schon die Kleinsten im Kindergarten. Doch obwohl Englisch eine recht simple Sprache ist, verglichen mit vielen anderen, bleibt das Erlernen einer Fremdsprache eine langwierige Herausforderung, an der nicht immer alle Spaß haben.
© あんみつ姫, Adobestock.com
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihre SuS für die englische Sprache begeistern können, indem Sie interaktive Methoden einsetzen und sich an der Lebensrealität der Kinder orientieren. Denn oft spielt in deren Alltag Englisch bereits eine größere Rolle, als ihnen selbst bewusst ist.
Inhalt
1. Motivation fürs Englischlernen – warum eigentlich?
2. Kreative, lebensnahe Ideen für Englischunterricht in der Grundschule
2.1. Internationalismen
2.2. Kinderserien auf Englisch
2.3. Englisch in Jugendsprache, Gaming und Werbung
2.4. Die englischen Lieblingssongs der Grundschüler
2.5. Instaposts & Co. – Englisch in Häppchen
2.6. Englisch in der Umgebung der Kinder
2.7. Apps zum Englischlernen
2.8. Englische Sprichwörter und Redewendungen
Kreative, lebensnahe Ideen für Englischunterricht in der Grundschule
Natürlich haben Sie freie Hand, wie Sie die Ideen in Ihren Unterricht integrieren. Eine Quizshow bietet sich oft ebenso an wie eine Hausaufgabe, ein Wochenplan, Stationenlernen oder gar eine Projektwoche. Und auch singen, tanzen, malen, basteln und spielen können Ihre Kinder.
Definitiv gibt es zu viele Ideen, um sie hier alle anzureißen. Bestimmt fallen Ihnen noch viel mehr tolle Ansätze ein, um Ihre Kinder fürs Englische zu begeistern (oder Sie setzen Sie bereits im Unterricht um). Wir haben auch ein paar für Sie gesammelt.
Internationalismen
Internationalismen sind Wörter, die in vielen Sprachen ähnlich oder identisch sind – oft, weil sie aus älteren Sprachen wie Latein oder Griechisch stammen (Demokratie, Teleskop, reparieren). Davon abgesehen weist das Englische allgemein viele Wörter auf, die im Deutschen ähnlich bis identisch sind (Haus, Stein, lernen bzw. Hand, Wind, warm).
Sammeln Sie gemeinsam mit den Kindern Wörter, lassen Sie sie die Bedeutung im Englischen ähnlich geschriebener Wörter erraten oder zuordnen und überraschen Sie sie am Ende mit einer langen Liste oder einem Vokabelheftchen, um ihnen zu veranschaulichen, dass sie bereits Hunderte englische Wörter kennen, ohne sie je offiziell gelernt zu haben.
Kinderserien auf Englisch
Zugegeben, für manche Serien braucht man starke Nerven. Dafür findet man auch Folgen auf Englisch kostenfrei im Internet, z. B. bei YouTube. Es muss ja auch nicht gleich eine ganze Spongebob-Folge sein. Vergleichen Sie die deutschen und englischen Namen der Figuren, drucken Sie den Text des Titelsongs auf Englisch und Deutsch aus und lassen Sie die Kinder Wort für Wort puzzeln, welche Worte einander entsprechen könnten.
Englisch in Jugendsprache, Gaming und Werbung
„Cringe“ als Jugendwort des Jahres 2021 mag nicht jedermanns Geschmack treffen, ist aber im Gegensatz zu „Handy“ eine englische Vokabel. „Cool“ kennen wir alle, „same“ als Äquivalent zu „dito“ vielleicht einige. Achten Sie auf die Alltagssprache Ihrer Kinder und/ oder bitten Sie sie, das selbst zu tun, um englische Begriffe ausfindig zu machen. Vielleicht stoßen Sie dann auf einige dieser Wörter:
- love, hate, happy, ready, crazy, weird, loser, true, real, right, wrong, ever, joke
Die englischen Begriffe der Gaming-Sprache sind zahlreich. Dazu finden Sie Listen im Internet und auch mehr Informationen in unserem Beitrag »Zocken macht schlau«. Bestimmt kennen die Kinder auch viele Namen von Firmen, Geschäften, Tankstellen und auch Serien oder Filmen – auch hier also eine Steilpassvorlage, um an Bekanntem anzuknüpfen.
Die englischen Lieblingssongs der Grundschüler
Bevor Sie sich durch die BRAVO-Charts hören: Fragen Sie einfach Ihre Kinder nach ihren Lieblingsstars und Lieblingsliedern. Nach ein wenig Recherche bezüglich Eignung und Schwierigkeitsgrad der Texte können Sie einzelne davon auswählen und haben dann einen bunten Methodenstrauß zur Auswahl:
- gemeinsames Hören:
Welche Wörter oder sogar Sätze verstehen die Kinder? Worum mag es in dem Lied gehen und was bedeutet der Titel?
- Lückentext:
Wenn das Lied langsam genug ist und ausreichend Wörter aufweist, die die Kinder bereits kennen, ersetzen Sie diese auf einem Arbeitsblatt durch Lücken, in die die SuS beim Hören des Liedes die Vokabeln eintragen.
- bekannte Wörter finden:
In jedem Lied werden Wörter vorkommen, die die Schüler bereits kennen. Ermutigen Sie die Kinder, diese farbig zu markieren – das ist eine tolle Motivation gerade bei simplen Texten, wenn plötzlich mehr bunt als weiß ist. Danach erschließen Sie gemeinsam den Inhalt aus dem Zusammenhang. Für so neu gelernte Vokabeln können die Kinder eine Liste anlegen.
- Synonyme:
Gibt es unbekannte Wörter im Text, für die die Kinder bereits andere Ausdrücke kennen? Könnte man sogar ganze Sätze einfacher ausdrücken?
- Kontext:
Gibt es Anspielungen oder Themen, die man nicht ohne Hintergrund versteht? Vielleicht lohnt es sich dann, gemeinsam Zusatzinformationen zu sammeln, z. B. zu bestimmten Orten, Personen, Ereignissen.
- Textvergleich:
Zerschnipseln Sie den englischen Text und den deutschen Text, je nach Gusto strophen- oder versweise. Finden Ihre SuS die passenden Paare? Schaffen sie es vielleicht sogar, die Texte jeweils in die richtige Reihenfolge zu bringen? Das klappt natürlich am besten bei Liedern, die entweder einigermaßen bekannt sind oder eine chronologische Geschichte erzählen und nicht zu komplex oder lang sind. Als Unterstützung können Sie das Lied auch noch einige Male vorspielen.
So gut wie alle halbwegs bekannten Songtexte finden sie im Internet, auf genius.com z. T. auch mit Erläuterungen. Wenn Sie es sich mit der Übersetzung einfach machen wollen, ist DeepL die beste Option.
- Über das Lied sprechen:
Welche Gefühle löst es beim Hören aus? Ändern sich diese, wenn man den Text versteht? Warum mögen die Kinder das Lied (nicht)? Wie könnte es nach dem Lied für das lyrische Ich weitergehen bzw. was ist vor der im Lied beschriebenen Situation wohl passiert? Welchen Rat würden die Kinder dem lyrischen Ich geben?
Selbstverständlich können Sie mit Ihren SuS noch viel mehr mit den Liedern machen, von einer Kurzbiografie des Künstlers über Umdichten bis hin zu einer Ein-Satz-Summary. Aber das wissen Sie ja selbst.
Instaposts & Co. – Englisch in Häppchen
Wenn sich einzelne Kinder in der Social-Media-Welt auskennen, werden sie einige englische Begriffe kennen, unabhängig davon, in welcher Sprache ihre Stars schreiben oder reden, z. B. diese hier:
- influencer, like, follow, community, fan, subscribe, donate, join, online, share, statement, code, reaction, favourite, challenge, story, content, ad(s), add, tutorial
- prank, lifehack, beauty, lipsync, dance, celebrity, cute, awesome, style, outfit, personality, special
- die Abkürzungen omg (oh my god), pov (point of view), sus (suspect) [Nicht zu verwechseln mit der deutschen Abkürzung SuS für Schülerinnen und Schüler.]
Viele beliebte Kategorien tragen zudem englische Titel, z. B. „What I eat in a day“, „How to …“ oder „haul …“ (für das Präsentieren „nach Hause geschleppter“ Einkäufe).
Fragen Sie Ihre SuS, ob bzw. welchen Leuten sie auf Facebook, Instagram, TikTok usw. folgen. Gibt es beliebte YouTuber? Und dann müssen Sie erst einmal Ihre Hausaufgaben machen:
- Wer sind die Leute?
- Wer davon benutzt viele englische Wörter oder Musik?
- Wer davon ist geeignet, es in Ihren Unterricht zu schaffen, und unter welchen Gesichtspunkten?
Anschließend können Sie entweder weitere Begriffe aus den Posts und Videos herausschreiben oder ganze Posts, im Idealfall auf Englisch, mit Ihren Kindern besprechen, enträtseln, übersetzen. Vor allem TikTok-Videos integrieren oft englische Sätze. So wird z. B. das Thema des Clips eingeblendet: „when you tell a joke and no one laughs“, „when you find out …“, „5 things …“ usw.
Und bestimmt interessiert Ihre Kinder auch der Werdegang der einen oder anderen Persönlichkeit. Sicherlich finden Sie einen Internetstar, anhand dessen Vita die Kinder begreifen, dass niemand über Nacht zum Millionär wird, sondern oft jahrelange Arbeit, technisches Geschick, Marketing und der ein oder andere Misserfolg hinter der Karriere stecken.
Englisch in der Umgebung der Kinder
Was bedeutet das „smart“ in Smartphone, was ist eine Flatrate, ein special offer, eine preview, vielleicht sogar eine Cloud (na gut, vielleicht merken sich die Kleinen danach auch „wolkig“)? Viele Kinder werden auch „save“, „cancel“, „error“ oder „download“ usw. kennen, samt der deutschen Bedeutung. Und was heißt eigentlich „app“, „upgrade“, „charts“, „top ten“, „blog“ – oder gar „internet“ oder „www“?
Wer kennt Pancakes, Jelly Beans oder Happy Birthday? Wer hört Podcasts (und was hat dieser Begriff eigentlich mit dem Weltraum zu tun)? Weiß jemand, was Feedback oder ein Trigger ist? Warum heißt das Piercing eigentlich Piercing?
Lassen Sie die Kinder auch hier erzählen, was sie im Internet treiben; vielleicht haben Sie ja auch ein paar kleine Zocker in der Klasse. Und modeinteressierte SuS kennen bestimmt auch viele der folgenden Begriffe:
- catwalk, design, jumpsuit, body, casual, fashion, commercial, shape, high heel
Pflegeprodukte haben oft englische Namen. Ihre Kinder können also einfach mal im eigenen Badezimmer, in der Drogerie oder einem Supermarkt auf die Pirsch gehen und englische Wörter sammeln. Beauty-Interessierte kennen zudem oft diese Wörter:
- nude, clean, shiny, glow, balm, skin, foundation, sowie zahlreiche Farbtöne und noch viel mehr
Überlegen Sie bei allen Themen gemeinsam, welche Worte immer wieder auftauchen, die vielleicht nicht Deutsch sind, weil man sie ja „anders ausspricht, als sie da stehen“. Viele Kinder haben einige Begriffe so verinnerlicht, dass ihnen gar nicht bewusst ist, wenn es sich um englische Wörter handelt.
Bestimmt kommt eine lange Vokabelliste zusammen. Und auch hier ist das Gute daran, dass die Kinder die meisten davon nicht mehr lernen müssen.
Apps zum Englischlernen
Auch da gibt es so einige. Testen Sie die Apps vorher selbst, um sie beurteilen zu können. Die integrierten Videos und Bildern sprechen mehrere Lernkanäle an und gestalten das Lernen kurzweilig und abwechslungsreich. Auch das Hörverständnis kommt bei vielen Apps nicht zu kurz, im Gegensatz zu einigen Unterrichtsstunden. Und Medienkompetenz ist im Spaß inbegriffen.
Vielleicht reicht auch schon ein Vokabeltrainer, mit dem sich die Kinder dann jeden Tag oder jede Woche für einen bestimmten Zeitraum beschäftigen.
Die meisten Apps speichern den Fortschritt oder haben Meilensteine/ Errungenschaften. Überlegen Sie sich kleine Belohnungen, um den jeweiligen Lernfortschritt zu honorieren.
Englische Sprichwörter und Redewendungen
Bildhafte Sprache lässt sich natürlich auch gut malen, zeichnen oder darstellen. Sammeln Sie ein paar lustige Sprichwörter, enträtseln Sie die Bedeutung mit ihren Kindern, suchen Sie die deutsche Entsprechung und malen (oder pantomimen) Sie drauflos. Vielleicht entsteht ja so ein Memory- oder Domino-Spiel?
„It’s raining cats and dogs“ ist ein Klassiker, aber es gibt Tausende mehr. Am einfachsten finden Sie unbekanntere Highlights, wenn Sie ein Online-Wörterbuch wie dict.cc benutzen und dann nach den Idiomen einzelner Begriffen filtern, z. B. durch „water [idiom]“ (41 Treffer, natürlich mit Doppelungen). Besonders ergiebig sind übrigens Tiernamen. Natürlich können Sie auch im Internet nach bereits bestehenden Listen englischer Redewendungen suchen. So lernen ihre Kinder nebenbei wahrscheinlich auch eine Menge neuer deutscher Redewendungen und vielleicht auch, wie sie entstanden sind.
Hilfreiche, alltagserprobte Unterrichtsmaterialien zum Englischlernen in der Grundschule finden Sie natürlich auch in unserem nigelnagelneuen klimaneutralen Onlineshop.
Lesen Sie mehr:
über 1500 alphabetisch geordnete englische Redewendungen:
https://7esl.com/english-idioms/
Maier, Udo: Die größten TikTok Stars und warum deine Kids sie feiern, 29.10.2019:
https://www.vodafone.de/featured/eltern-ratgeber-digital/beliebteste-tiktok-stars/
Galindo, Lucas: Die beliebtesten Helden, Idole und Stars bei Kindern, 30.12.2021:
https://insights.gostudent.org/helden-idole-von-kindern
eine nicht mehr ganz aktuelle Liste bei österreichischen Grundschülern beliebter YouTuber mit Zusatzinformationen (BibisBeautyPalace ist z. B. derzeit inaktiv):
https://www.saferinternet.at/fileadmin/redakteure/Footer/Presse/Die_beliebtesten_YouTuberInnen_bei_Volksschulkindern_2018.pdf
Straub, Jakob: Die Top 10 Apps zum Englisch Lernen für Kinder, 18.6.2021:
https://insights.gostudent.org/die-besten-englisch-apps-fuer-kinder
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Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
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