Projektidee: Wie lebt man ohne Strom?
Elisa Morel
Strom ist immer da und somit eine Selbstverständlichkeit. Das sehen die meisten Menschen Europas so und Kinder natürlich umso mehr. Elektrizität ist ein essenzieller Bestandteil unseres Alltags und wenn der Strom in seltenen Fällen doch mal ausfällt, ist er auch schnell wieder da.
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Doch wie sieht ein Alltag ohne Strom aus? Wie haben unsere Vorfahren gelebt und wie meistern Menschen in Ländern mit niedrigem Elektrifizierungsgrad ihr Leben? Welche Alternativen gibt es zu all unseren elektrischen Helferlein und vor allem – müssen wir wirklich so viel Strom verbrauchen, wie wir es aktuell tun?
Dieser Beitrag beantwortet all diese Fragen und bietet Ihnen Anregungen, um Ihre Schülerinnen und Schüler für das Thema zu sensibilisieren, ihren Alltag kritisch zu hinterfragen und eine neue Perspektive zu entwickeln.
Inhalt
1. Wie sehr bestimmt Elektrizität unseren Alltag?
1.1. Rückblick: Leben ohne Strom in Preußen
1.2. Stromversorgung weltweit
2. Projekt: Leben ohne Strom
2.1. Sinn des Projektes
2.2. Anregungen zur Umsetzung
Projekt: Leben ohne Strom
Ein Leben ohne Strom – geht das überhaupt? Für die meisten Menschen in Deutschland ist das zumindest schwer vorstellbar. Und natürlich ist es ein großer Unterschied, ob man als Einzelperson für eine kurze Zeit auf Strom verzichtet oder die elektrische Versorgung im ganzen Land ausfällt. Trotzdem ist vielen nicht bewusst, wie allgegenwärtig Strom in unserem Alltag ist – und dass es notfalls im persönlichen Umfeld auch ohne geht. Darüber gibt es natürlich auch mehrere Dokumentationen, die solche Experimente begleiten.
Der geringe Elektrifizierungsgrad vieler Länder beweist jedenfalls, dass man auch ohne Strom leben kann. Zwar anders und bestimmt weniger luxuriös, aber möglich ist es. Für Kinder ist es spannend, sich auf Gedankenexperimente einzulassen und einen Blick in andere Lebensweisen zu werfen. Als Unterrichtseinheit hält das Thema »Leben ohne Strom« also eine Fülle interessanter Lerneffekte bereit – Selbstreflexion inklusive.
Bei Interesse lesen Sie gern meinen eigenen Erlebnisbericht über die Erfahrung, einmal 14 Tage unfreiwillig ohne Strom zu leben. Klicken Sie einfach auf den grünen Button.
Was können die Kinder durch das Projekt lernen?
Sich vorzustellen oder sogar auszuprobieren, wie ein Leben ohne Strom aussehen würde, ist für Kinder ein spannendes Experiment und großes Abenteuer. Natürlich ist damit auch Verzicht verbunden, doch eröffnen sich so ebenso Alternativen, die den Kindern ebenfalls gefallen – ein Gesellschaftsspiel mit der ganzen Familie zu spielen macht unter Umständen sogar mehr Spaß, als alleine Computerspiele zu zocken oder sich TikTok-Clips anzuschauen.
Generell bringt das Gedankenspiel viele Vorteile mit sich. Die Schülerinnen und Schüler können viele verschiedene Dinge lernen, so z. B.:
- viele spannende Fakten zum Thema Elektrizität
- einen bewussteren Umgang mit Energie
- Achtsamkeit
- Selbstgenügsamkeit
- kritisches Hinterfragen der eigenen Gewohnheiten
- Bewusstsein für Nachhaltigkeit
- eine neue Perspektive erkennen, die für eine Milliarde Menschen Normalität statt Experiment ist
- Alternativen zur Nutzung elektrischer Geräte
- Wertschätzung für vermeintlich selbstverständliche Dinge
All das sind Werte und Aspekte, die im Alltag der meisten Kinder nicht sehr häufig vorkommen – meistens allein deswegen, weil sich die Frage gar nicht stellt, wie es wäre, wenn man auf etwas verzichten müsste oder es einfach noch nie gehabt hätte.
Übrigens sind auch Survival-Dokumentationen eine gute Möglichkeit, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sehr wir in unserem Alltag von all den kleinen Annehmlichkeiten abhängig sind (und abgelenkt werden). Je mehr Nähe man zur Natur hat, umso mehr gibt die Natur den Rhythmus an – sei es durch Sonnenaufgang und -untergang, durch die Jahreszeiten und die damit verbundene Erntesaison bestimmter Pflanzen oder einfach die Landschaft, mit der man sich arrangieren muss.
Für technikverwöhnte Stadtkinder kann daher auch eine Woche Campingurlaub schon eine Offenbarung sein – vor allem, wenn sie mit technischer Abstinenz verbunden ist. Aber auch diese Erfahrung machen die wenigsten Schülerinnen und Schüler, zumal schon der Gedanke daran für sie nicht gerade verlockend ist.
Anregungen zur Umsetzung
Es gibt viele verschiedene Ansätze, über die Sie Ihre Schülerinnen und Schüler an das Projekt heranführen können. Nachfolgend haben wir Ihnen einige zusammengefasst. Laden Sie sich zusätzlich die 3 Arbeitsblätter herunter.
- Gedankenexperiment Einsame Insel
Welche 3 – 10 Gegenstände hält Ihre Klasse für so unverzichtbar, dass sie sie unbedingt auf eine einsame Insel mitnehmen wollen würden? Lassen Sie die Schüler ihre Wahl begründen – und erinnern Sie sie ggf. anschließend daran, dass es auf einer einsamen Insel keinen Strom gibt. Wie ändert sich daraufhin die Auswahl der Gegenstände?
- Interview mit Verwandten
Viele Kinder haben vielleicht ältere Angehörige, die sich noch an ein Leben ohne Strom erinnern. Und in jeder Familie gibt es ausreichend Personen, die sich noch an den Alltag ohne Internet erinnern. Machen Sie Ihre Schüler zu Journalisten und sammeln Sie die Erfahrungsberichte. Daraus ergeben sich neue Gesprächsanlässe. Die Kinder können ihre Ergebnisse als Plakate gestalten und vielleicht auch eine Ausstellung für andere Klassen ins Leben rufen.
- Tagesablauf ohne Strom
Überlegen Sie gemeinsam, in welchen Situationen eines normalen Tagesablaufs man Elektrizität nutzt. Lassen Sie die Kinder im Anschluss einen alternativen Tagesablauf ohne Strom erstellen: Was lässt sich kompensieren oder ersetzen, worauf müsste man verzichten – und worauf kann man eventuell recht einfach verzichten? Wie würde sich der Unterricht verändern?
- Praxistest: Ein Wochenende ohne Strom
In Absprache mit den Eltern können Sie vielleicht auch ein richtiges Experiment aus dem Thema machen, indem die Kinder ein Wochenende lang auf die Nutzung von Elektrizität verzichten und ihre Erfahrungen dokumentieren: Was ist am schwierigsten? Welche Gegenstände muss man haben, um trotzdem zurechtzukommen? Was vermissen die Kinder am meisten? Gibt es auch positive Erlebnisse?
Alternativ können die Kinder auch für ein Wochenende auf alle elektronischen Medien verzichten. So ist der Tagesablauf der Familie weniger eingeschränkt und die Schülerinnen und Schüler erleben trotzdem, wie sehr sich ihr Alltag durch das Fehlen von Smartphone, Konsole, Computer, Fernseher & Co. verändert.
- Szenario: Stromausfall im ganzen Land
Dass es ohne Strom dunkel ist, leuchtet jedem ein. Aber welche Bereiche des täglichen Lebens sind noch betroffen? Kann ich noch mit der EC-Karte zahlen oder tanken? In welchen Berufen kann nicht mehr gearbeitet werden? Fahren die Züge noch? Hat ein längerer Stromausfall Auswirkungen auf die Wasserversorgung? Was passiert in Krankenhäusern und Supermärkten? Fallen die Ampeln aus?
Sammeln Sie gemeinsam Fragen, deren Antworten sich die Kinder im Anschluss erarbeiten können. Danach können Sie das Gedankenexperiment weiterführen: Was passiert, wenn niemand mehr tanken kann? Welche Alternativen gibt es, wenn ich kein Bargeld mehr habe? Je detaillierter Sie die einzelnen Szenarien besprechen, umso eindringlicher werden Ihre Schüler begreifen, wie sehr unsere gesamte Gesellschaft von der elektrischen Versorgung abhängt. Umso spannender ist anschließend ein Blick in Gegenden, in denen es keinen Stromanschluss gibt.
- Blick in andere Länder
Das Thema Strom eignet sich natürlich auch hervorragend für einen Blick in andere Länder. Sie können z. B. gemeinsam eine Dokumentation über das Leben in einem afrikanischen oder südamerikanischen Dorf schauen und festhalten, in welchen Situationen wir in Deutschland Elektrizität nutzen (würden) und welche Alternativen die Menschen haben, die nicht auf Strom zurückgreifen können.
- Strom sparen im Alltag
In vielen Ländern ist Strom Luxus. Daher sollten wir mit diesem Gut bewusst umgehen und keinen Strom verschwenden! Finden Sie gemeinsam die Stromfresser des täglichen Lebens und stellen Sie eine Liste mit leicht umsetzbaren Tipps zum Stromsparen zusammen. Denn wer Strom spart, spart nicht nur Geld, sondern verringert auch den CO2-Ausstoß und tut damit der Umwelt nachhaltig etwas Gutes!
Lesen Sie mehr:
„Stromlos – Das Experiment“, Serie über eine Großfamilie, die 12 Tage ohne Strom lebt, 5 Folgen à 20 Minuten, bis zum 18.02.2022 in der Mediathek verfügbar:
https://www.ardmediathek.de/sendung/stromlos/staffel-1/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9zZGIvc3RJZC8xMjYx/1/
Umfangreiche Listen mit 25 Stromspartipps für den Alltag:
https://www.co2online.de/energie-sparen/strom-sparen/strom-sparen-stromspartipps/strom-sparen-tipps-und-tricks/
Ganschow, Lena, „Was passiert, wenn der Strom ausfällt?“, Artikel über die Folgen eines deutschlandweiten Stromausfalls mit Video (verfügbar bis zum 11.03.2022), 14.07.2019:
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/stromausfall-100.html
Artikel über die Elektrifizierung Berlins:
https://www.dhm.de/blog/2016/08/25/die-elektrifizierung-deutschlands/
Artikel über den Anteil der Weltbevölkerung ohne Stromanschluss:
https://www.diepresse.com/5415995/eine-milliarde-menschen-lebt-ohne-strom
Kennhöfer, Walter, Zeitzeugenbericht über Kindheit und Jugend in Ostpreußen, aufgeschrieben 1987, 1. Kapitel in 12 Seiten:
https://www.ewnor.de/wk/827_wk.php
Arbeitsblätter zum Thema Leben ohne Strom, u. a. zur Planung eines Tagesablaufs ohne Strom: https://www.fliedner.de/de/menschen_mit_behinderung/fliedner_werkstaetten/corona/leicht/technik_wissenschaft/l05_thema_strom_-_ein-leben-ohne-strom.pdf
„Leben ohne Strom – wie war das? Unterlagen zum Schülerprogramm“, Salzburger Freilichtmuseum, u. a. bestehend aus 3 Berichten von Menschen, die von ihrem Leben ohne elektrischen Strom berichten:
https://www.freilichtmuseum.com/files/media/downloads/6_Schulen/Leben_ohne_Strom.pdf
Arbeitsblätter für die Grundschule zum Thema „Leben ohne Strom“ zum kostenlosen Download:
https://www.grundschule-arbeitsblaetter.de/arbeitsblaetter/ein-leben-ohne-strom.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Elektrifizierungsgrad
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Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
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Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!