Unterrichtsplanung einfach gut: So gelingt die zeitsparende Unterrichtsvorbereitung
Christine Hagemann
Guter Unterricht will vorbereitet sein. Bei der Unterrichtsplanung berücksichtigen Lehrkräfte schon vorab viele Aspekte, die den Verlauf einer Unterrichtseinheit beeinflussen.
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Doch die Vorbereitung ist nicht damit erledigt, den Lernstoff auf die Stunden zu verteilen. Ziele wie Lerninhalte sinnvoll zu vermitteln, alle Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern und Kinder mit Förderbedarf zu integrieren können Sie nur dann erfüllen, wenn Sie Ihren Unterricht genau planen. Aber oft lassen die täglichen Anforderungen im Schulalltag nur wenig Zeit für ausführliche Überlegungen.
Wie plane ich Unterricht richtig? Wie komme ich vom Rahmenlehrplan zur einzelnen Unterrichtsstunde? Ein klares Konzept hilft, damit Sie guten Unterricht vorbereiten und entspannt durchführen. Lesen Sie im Folgenden, worauf es bei der Unterrichtsplanung ankommt und wie Sie dabei zeitsparend vorgehen. Planungsraster zum Ausdrucken inklusive.
Inhalt
1. Wo fange ich an?
1.1 Themen sinnvoll strukturieren
1.2 Voraussetzungen der Lerngruppe beachten
2. Wegweiser für die Planung von Unterrichtseinheiten
2.1 Wie plane ich kompetenzorientiert?
2.2 Wie sieht die Feinplanung der Stunden aus?
Tipp: Das Schulbuch leistet gute Dienste, da Sie anhand von Aufteilung und Umfang der Kapitel erkennen können, wieviel Zeit Sie ungefähr für ein Themengebiet einplanen sollten. Auch zum Aufbau der Unterrichtseinheit hilft es, sich am Schulbuch zu orientieren.
Voraussetzungen der Lerngruppe beachten
Bei der Unterrichtsplanung haben Sie immer die konkrete Lerngruppe im Blick. Unterrichten Sie schon länger in der Klasse, dann kennen Sie den Lernstand der Gruppe, individuelle Stärken und Schwächen einzelner Schüler. Und Sie wissen, was besonders gut klappt. Anders sieht es aus, wenn Sie neu in der Klasse unterrichten.
Damit Sie später effizient mit Ihren Schülern arbeiten können, ist es wichtig zu wissen, welche Voraussetzungen die Kinder mitbringen. Arbeiten die Schüler lieber allein, in Gruppen oder mit einem Partner? Fragen Sie den Klassenlehrer, ob die Schüler bestimmte Lernmethoden schon kennen. Möchten Sie beispielsweise das Placemat einsetzen, obwohl die Kinder noch nie damit gearbeitet haben, müssen Sie dafür Extrazeit einplanen.
Allgemeine Lernvoraussetzungen spielen für den Unterrichtsverlauf eine wichtige Rolle:
- Wie sieht es mit der Motivationslage und Arbeitsbereitschaft der Lerngruppe aus? Welche Sozialbeziehungen sind für den Unterrichtsverlauf relevant?
- Gibt es Schüler mit auffälligem Verhalten? Mit welchen Unterrichtsstörungen muss ich rechnen und welche Konsequenzen plane ich ein?
- Sind die Sozialformen und Lernmethoden, mit denen ich arbeiten möchte, bereits eingeübt?
Fachspezifische Lernvoraussetzungen bestimmen die Unterrichtsgestaltung:
- Hat die Lerngruppe Vorwissen zu diesem Thema? Welche konkreten fachlichen Voraussetzungen sind gegeben?
- Wie ist der fachliche Lernstand einzelner Schüler? Mit welchen Schwierigkeiten muss ich rechnen?
- Gibt es Kinder mit Förderbedarf? Welche inhaltliche Differenzierung ist erforderlich?
Wegweiser für die Planung von Unterrichtseinheiten
Nun geht es an die didaktischen und methodischen Entscheidungen. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Unterrichtsthema aufzubereiten. Setzen Sie eindeutige didaktische Schwerpunkte. Darauf gründet auch Ihr methodisches Konzept, vom Medieneinsatz bis zur Impulssetzung in Schülerarbeitsphasen.
Die Inhalte wählen Sie unter fachdidaktischen Gesichtspunkten aus, im Hinblick auf den erwarteten Lernzuwachs. Fragen Sie sich: Warum dieser Unterrichtsinhalt für diese Lerngruppe zu diesem Zeitpunkt? Das gilt gleichermaßen für die Unterrichtseinheit und jede Einzelstunde.
Wie plane ich kompetenzorientiert?
Kompetenzorientiertes Unterrichten hat zum Ziel, dass Schüler Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben sowie ihre Einstellungen und Haltungen reflektieren. Im Kern geht es darum, Kindern selbstständiges Lernen zu ermöglichen. Formulieren Sie deshalb präzise, worauf sich der Lernzuwachs richten soll, auf Wissen, Fertigkeiten oder Haltungen.
Wer die Kompetenzorientierung in der Praxis umsetzen will, wird bereits bei der Unterrichtsplanung darauf achten, dass die Lernziele nicht auf reine Inhaltsvermittlung von Fakten und Kenntnissen gerichtet sind, sondern die Selbstständigkeit der Schüler in den Mittelpunkt stellen.
Wie sieht die Feinplanung der Stunden aus?
Bei der Planung von Unterrichtsstunden versuchen Sie, möglichst viele Dinge zu berücksichtigen, die den Verlauf der Unterrichtseinheit beeinflussen. Unterrichtsplanung verläuft dabei nicht linear, sondern hüpft zwischen den einzelnen Aspekten hin und her.
Die Reflexion zur Planung von Unterrichtsstunden dreht sich um diese Bereiche:
Die einzelnen Planungsbereiche können gesondert durchdacht werden, stehen jedoch immer miteinander in Verbindung. Daher müssen die gegenseitigen Bedingungen beachtet werden, um eine optimale Planung zu erreichen.
Bringen Sie Ihre Überlegungen in eine Struktur, indem Sie das Lernangebot sinnvoll aufteilen und in den zeitlichen Ablauf der Stunde einordnen. Hierbei geht es um die Frage: Welche Tätigkeit soll wann ausgeführt werden?
Der Verlaufsplan einer Unterrichtsstunde verläuft in 5 Phasen:
- Vorbedingungen erfassen
- Vorwissen aktivieren
- Informieren
- Verarbeiten
- Auswerten
Download Raster zur Unterrichtsplanung: Planungsübersicht der Stunde
Die im Rahmenlehrplan geforderten Kompetenzen sind oft zu weitläufig, um damit eine konkrete Unterrichtseinheit zu gestalten. Daher empfiehlt es sich, eine Teilkompetenz des Kompetenzbereichs auszuwählen und in den Mittelpunkt einer Unterrichtsstunde zu stellen.
Bedenken Sie dabei, dass die Schüler zur Erarbeitung einer bestimmten Teilkompetenz auch Teilkompetenzen aus anderen Bereichen benötigen. Etwa wenn sie Sachtexte lesen, untersuchen und beurteilen sollen. Legen Sie Ihre Unterrichtsplanung und Materialauswahl so an, dass das Hauptziel nicht durch zu viele Nebenschauplätze abgelenkt wird.
Tipp: Stellen Sie in jeder Phase einen konkreten Bezug zur Lebenswelt der Kinder her. So erkennen die Schüler den Nutzen ihres Denkens und Tuns für ihr persönliches Leben.
Tipps für die zeitsparende Unterrichtsplanung
Im Verlauf der Lehrerausbildung investieren Sie viel Zeit und Mühe in Unterrichtsentwürfe. Zum Glück geht Ihnen mit wachsender Erfahrung vieles leichter von der Hand. Ob ausführlicher Unterrichtsentwurf oder Kurzfassung – die tägliche Unterrichtsvorbereitung gehört zum Lehrerberuf.
Wichtig ist, dass Sie alles übersichtlich notieren. Zur detaillierten Stundenplanung eignet sich das Planungsraster aus Ihrem Studienseminar. Mit etwas Routine reicht eine vereinfachte Tabelle im Schulalltag meistens aus. Damit können Sie auch kurz vor dem Unterricht noch schnell einen Blick auf die Stunde werfen.
Ein konzentrierter Verlaufsplan der ganzen Unterrichtseinheit gibt eine gute Übersicht über Ziele, Tätigkeiten und Materialien.
Download Planungsraster: Verlaufsplan der Unterrichtseinheit
Es ist sehr sinnvoll, dass Sie sich eine Materialbox anlegen. So können Sie jederzeit schnell auf diesen Fundus an Ideen, fertigen Arbeitsblättern und Unterrichtsmaterialien, bei denen der Einsatz gut geklappt hat, zurückgreifen.
Tipps für die zeitsparende Unterrichtsplanung
Die wichtigsten Elemente kurz zusammengefasst:
- Formulieren Sie ein Lernziel, das nach der Unterrichtseinheit erreicht sein soll. Dieses Ziel berücksichtigen Sie konsequent bei der gesamten Unterrichtsvorbereitung.
- Ordnen Sie Ihr Unterrichtsmaterial nach Einstiegsphase, Erarbeitungsphase und Sicherungsphase. Nicht nur jede Einzelstunde, auch die Unterrichtseinheit insgesamt sollte diesen Verlauf haben. Das Anforderungsniveau steigt dabei sukzessive an.
- Formulieren Sie Teilziele für die Einzelstunden. Legen Sie fest, welche Materialien in welcher Stunde zum Einsatz kommen sollen. Prinzipiell gilt: Zur Themeneinführung gehören leichte Aufgaben, anspruchsvolle Tätigkeiten hingegen in die Erarbeitungsphase.
- Danach machen Sie sich an die konkrete Gestaltung jeder Stunde. Wie sollen die einzelnen Phasen aussehen? Welche Medien werden benötigt? Packen Sie die Stunde nicht zu voll. Realistisch ist eine inhaltsbezogene Kompetenz, passend dazu eine prozessbezogene Kompetenz.
Tipp: Planen Sie eine zeitliche Reserve ein. Jeder noch so perfekte Unterrichtsentwurf ist immer nur vorläufig. Oft zeigt sich erst im Unterricht, was noch vertieft werden muss, oder es tauchen weiterführende Fragen der Schüler auf. Mit einem Zeitpolster können Sie flexibel auf die Ideen der Kinder eingehen.
Zum Weiterlesen:
Eckhard Klieme u. a.: Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards. Eine Expertise. Herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin 2003.
Rainer Maras, Josef Ametsbichler, Andrea Ostermann: Unterrichtsgestaltung in der Grundschule – ein Handbuch. Augsburg: Auer 2019.
Hilbert Meyer: Leitfaden Unterrichtsvorbereitung. Berlin: Cornelsen 92014.
Franz E. Weinert (Hrsg.): Leistungsmessung in der Schule. Weinheim: Beltz 2014.
Werner Wiater: Unterrichtsplanung. Prüfungswissen – Basiswissen Schulpädagogik. Augsburg: Auer 32015.
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