Frischekost am Lernbüfett:
Wie Sie Stationenlernen in 5 Schritten erfolgreich umsetzen
Chrisitne Hagemann
Das Geheimnis guten Unterrichts: Struktur und Klarheit, Schülerorientierung und Angebote für selbstständiges Lernen. Diese Vorzüge vereint das Stationenlernen sehr effektiv, weil Ihre Schüler beim Besuch der verschiedenen Stationen interessengeleitet vorgehen. Zugleich bekommen sie Übung in verschiedenen Lernstrategien.
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Erfolgreiches Stationenlernen braucht einige Vorbereitung. Aber dann wird es für Sie umso entspannter. Sie können beobachten, welchen Lernfortschritt Ihre Schüler machen und was noch nicht so gut klappt. Und steht die Planung einmal, können Sie das Material immer wieder verwenden. Wie Sie Stationenlernen im Unterricht umsetzen, erfahren Sie, wenn Sie einfach weiterlesen.
Inhalt
1. Was ist Stationenlernen?
1.1 Wie sind die Stationen aufgebaut?
1.2 Für welche Zielgruppe ist Stationenarbeit geeignet?
2. Welche Vorteile hat das Lernen an Stationen?
3. Wann setzte ich das Stationenlernen im Unterricht ein?
4. Wie setze ich die Methode der Stationenarbeit richtig um?
4.1 Schritt 1: Bereitstellung im Klassenraum
4.2 Schritt 2: Einführung – Anleitung für die Schüler
4.3 Schritt 3: Durchführung – Arbeiten an den Stationen
4.4 Schritt 4: Präsentation und Überprüfen der Ergebnisse
4.5 Schritt 5: Auswertung
Welche Vorteile hat das Lernen an Stationen?
Was Kinder brauchen, um sich im Lernen zu orientieren und ihr Wissensnetz zu knüpfen, ist eine anregende Lernumgebung und Bewegungsfreiheit. Durch die Art und die Auswahl der Lernaufträge betonen Sie die Vielfalt möglicher Zugänge, damit fördern Sie die Lernbeweglichkeit Ihrer Schüler.
Beim Experimentieren mit verschiedenen Arbeitsformen entwickeln die Kinder Methodenkompetenz und lernen ihre Stärken kennen. Durch die Gruppenarbeit entwickeln sie die Fähigkeit, Lösungen auszuhandeln, Entscheidungen zu begründen und abweichende Meinungen einzubeziehen.
Beim Stationenlernen bauen Ihre Schüler eine Beziehung zu ihren Projekten auf. Sie können sich besser mit der Materie identifizieren und erkennen den Wert ihrer Arbeit. Das gibt Sicherheit, erhöht die Lernbereitschaft und baut Ängste vor vermeintlichen Leistungshürden ab. Oft merken die Kinder gar nicht, wie viel sie tatsächlich gelernt haben.
Wann setzte ich das Stationenlernen im Unterricht ein?
Stationenlernen kann als Einstieg in eine Unterrichtsreihe dienen, indem die einzelnen Stationen verschiedene Inhalte eines facettenreichen Themas anreißen. So gewinnen Ihre Schüler einen Überblick und werden motiviert, interessante Aspekte später zu vertiefen. Das Material an den Stationen soll Neugier wecken, kreative Aufgaben enthalten und zu Fragen animieren.
Lernen an Stationen eignet sich ausgezeichnet zur Erarbeitung einer Thematik. Dazu verteilen Sie das Thema in Teilthemen auf verschiedene Stationen, die nicht aufeinander aufbauen. An den Stationen finden Ihre Schüler Materialien, Hilfestellungen und gezielte Arbeitsanweisungen, die handelndes und entdeckendes Lernen fördern.
Besonders sinnvoll setzen Sie die Stationenarbeit ein, wenn es um Üben und Vertiefen von Wissen geht. Die Aufgabenstellungen an den Stationen festigen die Kenntnisse und Fertigkeiten Ihrer Schüler. Dazu konzipieren Sie die Stationen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Beim selbstständigen Wiederholen bekommen die Kinder Rückmeldung über ihren Wissensstand, so wird manche Lücke noch gefüllt. Und als Beobachter haben Sie Zeit, die Lernstände zu diagnostizieren. So können Sie möglichen Förderbedarf erkennen und in Zukunft berücksichtigen.
Wie setze ich die Methode der Stationenarbeit richtig um?
Das Stationenlernen ist eine ausgesprochen lebendige Unterrichtsmethode. Der Erfolg hängt wesentlich von einer guten Planung ab, denn genauso lebendig wird es auch im Klassenraum zugehen. Wenn die Gruppe zum ersten Mal Stationenarbeit macht, ist eine umfassende Einführung unerlässlich. Ein Übungszirkel eignet sich für den Anfang am besten, da er verhältnismäßig einfach zu konzipieren ist.
Schritt 1: Bereitstellung im Klassenraum
Zunächst stellen Sie sicher, welche Materialien gebraucht werden und was bereits vorhanden ist. Die geplanten Lernziele werden nun in Arbeitsaufträge übersetzt und die entsprechenden Arbeitsblätter kopiert. Zu den Arbeitsmitteln gehören auch die „Laufzettel“ für die Schüler (Abb. 1). Dann richten Sie die Arbeitsplätze ein. Farbig unterschiedliche, stabile Aufsteller für Lernstationen leisten hier gute Dienste, damit nachher keine losen Blätter herumfliegen und alles übersichtlich bleibt.
Schritt 2: Einführung – Anleitung für die Schüler
Wenn Ihre Schüler in den Raum kommen, werden sie gleich sehen, dass der Unterricht anders stattfindet. Sind die Kinder bisher nur Frontalunterricht gewohnt, kann es anfangs recht laut zugehen. Umso wichtiger, dass Sie die Regeln des Stationenlernens (Abb. 2) vorab verdeutlichen. Hängen Sie die Regeln als Plakat mit Magneten an die Tafel, so sind sie allen präsent.
Alle erfahren nun, um welches Thema es geht und wie Stationenarbeit funktioniert. Dazu laufen Sie mit der Gruppe einmal die Stationen ab und erläutern jeweils den Arbeitsauftrag samt Lernhilfen. So können die Kinder besser entscheiden, wo sie beginnen möchten.
Schritt 3: Durchführung – Arbeiten an den Stationen
Die Schüler starten nun ihre Arbeit mithilfe des Lernauftrags, dafür liegen an jeder Station Arbeitsblätter bereit. Jedes Kind hat einen Laufzettel, auf dem es einträgt, welche Station es absolviert hat. Zusätzlich können die Schüler vermerken, ob ihnen die Aufgabe gefallen hat oder nicht und wie sie damit zurechtgekommen sind.
Werden die Lernstationen in Gruppen durchlaufen, dann gibt es Zeitvorgaben. Dazu müssen alle Arbeitsaufträge allerdings etwa gleich viel Zeit beanspruchen. Eine Glocke läutet dann den Wechsel ein. Zur Selbstkontrolle, wie viel Zeit an einer Station noch bleibt, setzen Sie Stoppuhren ein. Optimal sind Zeitdauer-Uhren wie Time Timer, auf denen die Zeitdauer deutlich sichtbar ist. An den einzelnen Stationen sind auch Sanduhren-Sets nützliche Helfer.
Schritt 4: Präsentation und Überprüfen der Ergebnisse
Das Überprüfen und Vorzeigen von Ergebnissen gehört zu jedem erfolgreichen Lernprozess. Das Stationenlernen bestärkt Schüler darin, ihre Arbeitsweise und ihren Lernfortschritt selbst kritisch zu beurteilen. Daher sollten Sie die Ergebnisse nicht benoten. Es gibt jedoch die Möglichkeit einer klassischen Leistungsbewertung, etwa wenn die Schüler ein Arbeitsjournal oder Portfolio anfertigen. Bei gruppenbezogenen Verfahren ist es unbedingt notwendig, der Gruppe ein Feedback zu geben.
Schritt 5: Auswertung
Zum Abschluss kommt die ganze Gruppe zusammen und tauscht sich über ihre Erfahrungen aus. Wichtig dabei ist, dass Schüler und Lehrer gleichberechtigt teilnehmen, und dass Schüler auch äußern, was sie nicht so gut fanden. Allen soll deutlich werden, wie das Lernen gelungen ist. Die folgenden Fragen können als Leitfaden dienen:
- Wie ist es mir ergangen?
- Hat die Stationenarbeit Spaß gemacht?
- Was hat mir besonders gefallen? Was ist mir gut gelungen? Wo hatte ich ein Aha-Erlebnis?
- Was war schwierig? Was hat nicht geklappt? Hätte ich mehr Hilfe gebraucht?
- Bin ich mit der Qualität meiner / unserer Ergebnisse zufrieden?
- Was sollten wir in Zukunft anders oder noch besser machen?
Zeit: im Unterricht ein kostbares Gut
Zeit ist im Schulunterricht ein kostbares und meist knappes Gut. Lernen braucht Zeit, viel Zeit. Genauso wichtig wie dichte Erklärphasen sind Phasen der intensiven eigenen Auseinandersetzung. Nur wenn das Zusammenspiel passt, wird die Unterrichtszeit optimal als Lernzeit genutzt. Das Stationenlernen bietet solche Gelegenheiten zum intensiven Weiterlernen.
Kinder, die Frontalunterricht gewohnt sind, müssen mit der offenen Form des Stationenlernens erst umgehen lernen. Sicher wird mancher verleitet, Ergebnisse einfach beim Nachbarn abzuschreiben. Die Erfahrung, so keinen Lernerfolg zu feiern, gehört auch zum selbstständigen Lernprozess. Machen Sie deshalb auch Ihren Schülern bewusst, dass die Aufgaben sie in Lernsituationen, nicht in Leistungssituationen bringen. Das heißt, Fehlermachen ist ausdrücklich erlaubt.
Nicht jeder Inhalt eignet sich, um an Stationen erlernt zu werden. Doch zum Üben und Vertiefen ist diese Methode optimal. Wenn Sie Stationenlernen öfter einsetzen, wird Ihr Zeitaufwand deutlich minimiert. Zum einen finden Sie für jedes Fach vielfältige Broschüren mit fertigen Stationsläufen und Kopiervorlagen. Zum anderen sind alle Materialien, die Sie zu einem Themenkomplex in einer Aufbewahrungsbox zwischenlagern, immer schnell einsatzbereit.
Durch die Methode Stationenlernen fördern Sie bei Ihren Schülern die Fähigkeit, ihr Lernen selbst zu steuern, verschiedene Lernkanäle zu nutzen und zielführende Strategien anzuwenden. Diese Schlüsselkompetenz hilft für den Schulerfolg und darüber hinaus für das lebenslange Lernen.
Empfehlungen:
Zum Weiterlesen:
Eine sehr differenzierte Darstellung und weitere Quellen zum Thema Stationenlernen finden Sie im Methodenpool der Uni Köln.
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Ja. Vier ?. Drei davon sogar mit Foto.
Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
Lukas kennt sich online so gut aus wie in seiner Westentasche und findet immer spannende Themen, während Stefan unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Autorin Christine (und gern auch Gastautoren) für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreibt.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
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