Mehr als Recycling: So integrieren Sie Nachhaltigkeit in den Schulalltag
Christine Hagemann
Nachhaltigkeit betrifft jeden, besonders die kommenden Generationen. Doch wie lernen Kinder, bewusst nachhaltig zu leben? Genau an diesem Punkt kommt die Schule ins Spiel.
© BACKWINKEL GmbH
Klimawandel, Recycling, Nachhaltigkeit – diese Begriffe gewinnen in der öffentlichen Diskussion immer mehr Bedeutung. Umweltschutz ist ein Thema, das Kinder heute stark beschäftigt und Lehrern viele Ansatzmöglichkeiten für den Unterricht bietet. Doch Wissensvermittlung allein reicht nicht.
Kinder verbringen viel Lebenszeit in der Schule. Deshalb gilt es gerade hier, Nachhaltigkeit praktisch umzusetzen. Das stellt Lehrer vor konkrete Fragen: Welche Schwerpunkte setze ich? Wo kaufe ich nachhaltiges Material? Wie recycele ich ausrangiertes Material? Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Nachhaltigkeit im Schulalltag aussehen kann.
Inhalt
1. Nachhaltigkeit – was steckt hinter dem Begriff?
2. Warum ist Bildung für nachhaltige Entwicklung wichtig?
3. Wie setze ich Nachhaltigkeit in der Grundschule um?
3.1 Tipps zum aktiven Umweltschutz im Klassenzimmer
3.2 Nachhaltigkeit in der Schule – da geht noch mehr
Heute bedeutet nachhaltige Entwicklung, Menschenwürde und Chancengerechtigkeit für alle in einer intakten Umwelt zu verwirklichen. Zu dieser gesellschaftlichen Aufgabe muss jeder beitragen und Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle. Welche Auswirkungen hat es beispielsweise, wie ich konsumiere, welche Fortbewegungsmittel ich nutze oder welche Energie ich verbrauche?
Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung basiert auf diesen drei Dimensionen:
Quelle: LBundeszentrale für politische Bildung https://www.bpb.de/izpb/8983
Warum ist Bildung für nachhaltige Entwicklung wichtig?
Die heutige Lebensweise vieler Menschen steht den Zielen von Nachhaltigkeit entgegen. Und wirkliche Veränderungen lassen sich nicht einfach durch Verbote erreichen. Um bei Kindern ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Auswirkungen unser eigenes Handeln auf die Entwicklung der gesamten Welt hat, ist die Schule ein wichtiger Lernort.
Die Ziele einer verantwortungsvollen Umwelterziehung sind mittlerweile in den Lehrplänen aller Bundesländer verankert. Der Wissenserwerb spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Sensibilisierung der Kinder für eine nachhaltige Lebensweise. Dazu gibt das UN-Aktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ immer neue Anstöße.
Das Konzept BNE beschreibt eine ganzheitliche Bildung, die sowohl Lerninhalte als auch die Pädagogik und die Lernumgebung berücksichtigt. Lehren und Lernen soll dabei auf interaktive Weise gestaltet werden, um forschendes und veränderndes Lernen zu ermöglichen.
BNE dient nicht nur dazu, Fachwissen über Nachhaltigkeitsthemen zu vermitteln. Partizipative Methoden fördern übergeordnete Fähigkeiten wie etwa kritisches Denken und Teamfähigkeit. BNE unterstützt Lernende dabei, einen internationalen Blick zu entwickeln und vorausschauend zu handeln. Das beginnt schon bei den alltäglichen Entscheidungen.
Wie setze ich Nachhaltigkeit in der Grundschule um?
Müll trennen, Wasser sparen, Plastik reduzieren – das gehört in den meisten Familien bereits zum Alltag, in vielen Schulen jedoch noch längst nicht. Nachhaltigkeit wird in den Lehrplänen immer wichtiger, ist aber häufig noch nicht in den Schulalltag integriert. Diese Lücke gilt es zu schließen, schon wegen der Glaubwürdigkeit. Dabei sind es oft schon Kleinigkeiten, die Abhilfe schaffen.
Tipps zum aktiven Umweltschutz im Klassenzimmer
Starten Sie mit einem gemeinsamen Umweltprojekt, das sich direkt auf das Alltagsleben der Schüler bezieht. Das ermöglicht ihnen, selbst aktiv für den Umwelt- und Klimaschutz einzutreten. Und sie lernen, dass vor allem die kleinen Veränderungen im täglichen Leben den Schutz der Umwelt vorantreiben.
Umweltprojekte in der Grundschule vermitteln grundlegende Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler
- werden für das Thema Umwelt- und Klimaschutz sensibilisiert.
- lernen, wie sie im Schulalltag aktiv den Umweltschutz fördern können.
- lernen die Bedeutung von Nachhaltigkeit anhand konkreter Alltagsfragen kennen.
Entdecken Sie zusammen mit Ihren Schülern konkrete Bereiche, in denen alle einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können. Als Einstieg dient beispielsweise die Frage: Warum sollen wir keine Plastiktüten benutzen? Im Gespräch erfahren die Kinder mehr über Plastikmüll und entwickeln Ideen für alternative Möglichkeiten.
Wie lässt sich Plastik im Schulalltag reduzieren? Bestimmt fällt Ihren Schülern eine Menge ein, vom Federmäppchen bis zu umweltbewussten Stoffbeuteln und Körben. Mittlerweile gibt es viel mehr Dinge zu kaufen, die aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und biologisch abbaubar sind.
Beispiele für Materialien aus sogenanntem Bioplastik sind:
- Becher und Schalen aus Maisstärke oder Bambusfasern
- Boxen und Materialschalen aus Holz
- Tafelschwamm aus Cellulose
Produkte aus Bioplastik sind ein Fortschritt, aktuell jedoch in ihrer Ökobilanz noch nicht wirklich umweltfreundlich. Positiv ist, dass bei der Herstellung keine fossilen Ressourcen verbraucht werden und dadurch weniger Treibhausgase wie CO2 und Methan verursacht werden. Die Forschung arbeitet intensiv an nachhaltigen Plastik-Alternativen, etwa aus Algen oder Hanf.
Tipp: Wenden Sie sich an das örtliche Recyclingunternehmen und organisieren Sie eine Besichtigung für Ihre Klasse. So erfahren die Kinder, was aus dem Inhalt der Gelben Tonne wird, und lernen viel über das Recyceln von Kunststoffen.
Ideen für nachhaltiges Handeln im Klassenzimmer:
- Schulhefte und Malblöcke aus Recyclingpapier verwenden.
- Schnellhefter aus Pappe statt aus Kunststoff kaufen.
- Das Pausenbrot in eine Box packen, nicht in Alufolie oder Zellophan.
- Abfall vermeiden, Dinge nicht achtlos in den Müll werfen.
- Die Sportsachen in einen Stoffbeutel, anstatt in eine Plastiktüte stecken.
- Die Beleuchtung im Klassenzimmer in der Pause ausschalten.
- Durch richtiges Lüften für gute Luft im Klassenzimmer sorgen.
- Die Verschwendung von Wasser vermeiden.
- Mit dem Fahrrad zur Schule fahren.
Tipp: Binden Sie bestimmte Umweltaufgaben wie das Lüften oder Lichtausschalten in die Klassendienste ein. Die Gruppe kann einen Umweltsprecher wählen, der seine Mitschüler zum Umweltschutz anhält.
Nachhaltigkeit in der Schule – da geht noch mehr
Selbstverständlich kann und soll ein solches Projekt den Schulalltag dauerhaft verändern. Am besten macht gleich die ganze Schule mit, und auch die Schulkonferenz berät, was konkret getan werden kann. Die Ergebnisse lohnen sich allemal, und auch die Schüler sehen, dass ihre Schule das Thema Umweltschutz wirklich ernst nimmt.
Ideen für die nachhaltige Schule:
- Verwenden Sie Recyclingpapier, möglichst auch in allen Kopierern und Druckern.
- Leere Druckerpatronen und Tonerkartuschen lassen sich wiederverwenden. Schulen, die bei der Sammelaktion „Der Sammeldrache“ mitmachen, erhalten eine Sammelbox, die kostenlos abgeholt wird.
- Flackernde Leuchtstoffröhren waren gestern. Heutige LED-Leuchtmittel sind wesentlich energieeffizienter.
- Auch in der Schulmensa lässt sich Energie sparen. Zudem sollten regionale Produkte in Bio-Qualität bevorzugt werden.
Wenn Sie für die Schule Materialien benötigen, stellen Sie sich die Frage: Was macht aus Sicht der Nachhaltigkeit Sinn? Wählen Sie die Materialien nach Umweltschutzkriterien aus. Ein Wegweiser ist das Umweltzeichen Blauer Engel.
Mitmachaktionen für Ihre nachhaltige Schule
Hat Ihre Schule schon das Konzept zur Nachhaltigkeit im Schulprogramm verankert? Bundesweite Mitmachaktionen und Wettbewerbe rufen Schulen dazu auf, sich mit den Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Beim gemeinsamen Forschen und Experimentieren merken Ihre Schüler schnell, dass aktiver Umweltschutz richtig Spaß macht.
BNE-Aktion „Klimadetektive“: An zahlreichen Schulen in ganz Deutschland sind die Kinder bereits als Klimadetektive dem Klimaschutz auf der Spur. Einen Überblick bietet die Internetseite Umweltschulen. https://www.umweltschulen.de/klima/
Die Aktion „Grüne Schule“, mitgetragen von der Deutschen Umweltstiftung, will Umweltbewusstsein bei Schülern, Lehrern und Eltern fördern. Bundesweit können alle Schulen teilnehmen. Dazu steht umfangreiches Unterrichtsmaterial zur Verfügung. https://www.dbu.de/1254ibook60307_29529_1253.html
„Umweltschule in Europa“ ist eine Ausschreibung der internationalen Umweltbildungsorganisation Foundation for Environmental Education, vertreten durch die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung. Bereits 800 deutsche Schulen sind für ihr Nachhaltigkeitskonzept ausgezeichnet worden. Auch in diesem Jahr können sich alle Schulen um den Titel „Internationale Nachhaltigkeitsschule“ bewerben. http://www.umwelterziehung.de/projekte/umweltschule/
Die Fairtrade-Schools-Kampagne bietet Schulen die Möglichkeit, sich aktiv für eine bessere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Viele Schulen tragen bereits den Titel „Fairtrade-School“. https://www.fairtrade-schools.de/aktuelles/
Zum Weiterlesen:
Steffen Bauer: Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung. In: Bundeszentrale für politische Bildung, 2008. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/umweltpolitik-287/8983/leitbild-der-nachhaltigen-entwicklung
Christof Drexel: Warum Meerschweinchen das Klima retten. Einfache Strategien für eine bessere CO2-Bilanz. München: Gräfe und Unzer 2019.
Janine Eck: 100 Dinge, die du für die Erde tun kannst. Nachhaltig handeln – Mitmach-Tipps – Natur und Umwelt. Köln: Schwager & Steinlein 2019.
Programm Transfer 21 (Hrsg.): Schulprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung. Grundlagen, Bausteine, Beispiele. Berlin 2007. http://www.transfer-21.de/daten/materialien/Schulprogramm_BNE.pdf
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Ja. Vier ?. Drei davon sogar mit Foto.
Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
Lukas kennt sich online so gut aus wie in seiner Westentasche und findet immer spannende Themen, während Stefan unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Autorin Christine (und gern auch Gastautoren) für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreibt.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!