Lernkanal voll? Mit 15 Tipps effektiv Lernen lernen
Christine Hagemann
Wenn Kinder in der Schule langsamer lernen als andere, bedeutet das nicht gleich, dass sie sich zu wenig anstrengen oder gar weniger begabt sind. Vielleicht fehlt einfach die richtige Lernstrategie. Wie Kinder effektiv lernen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Tipp: Natürlich eignen sich die in diesem Artikel aufgeführten Tipps ebenso für Jugendliche und Erwachsene, die das Lernen lernen wollen. Sei es für Schule, Ausbildung, Beruf, Studium oder fürs Leben.
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Kleine Kinder lernen Neues wie von selbst, und im Kindergarten wird das spielerische Lernen großgeschrieben. Doch bei manchen Schülern bleibt die Lust am Lernen irgendwie auf der Strecke. Da hilft die passende Lernstrategie, damit der Lernspaß zurückkommt. Wir stellen Lernmethoden vor und geben Tipps zum Lernen lernen – für mehr Lernerfolg.
Inhalt
1. Warum fällt Schülern das Lernen oft schwer?
1.1 Wie Lernen funktioniert
1.2 Was Schüler brauchen
2. Welche Lernmethoden gibt es?
2.1 So erkennen Sie individuelle Lernmethoden
2.2 Warum Lerntypen nicht solo auftreten
3. Lernen lernen, so gehts mit Köpfchen – 15 effektive Lerntipps
3.1 Mehrkanalig lernen – 3 effektive Methoden
Probieren Sie es selbst. Verbinden Sie alle 9 Quadrate mit nur 4 geraden Strichen, ohne dabei abzusetzen. Seien Sie kreativ, lassen Sie sich etwas einfallen. (Die Lösung gibts am Schluss.)
Wie Lernen funktioniert
Lernen bedeutet: aus Erfahrungen Wissen konstruieren. Das heißt nichts anderes, als dass sich neues Wissen immer auf der Grundlage des bereits vorhandenen Wissens entwickelt. Bekommen Schüler die Möglichkeit, ihr Vorwissen einzusetzen und einen Bezug zu ihrer Lebenswelt herzustellen, sind sie bei der Sache. Schwerer fällt es ihnen, auch bei langweiligem Lernstoff am Ball zu bleiben. Wenn die Unlust größer wird als der „Konstruktionsdrang“, kann trotz Lernzuwachs das Interesse an dem Fach nachlassen.
Was Lehrer immer wieder feststellen, belegt die Wissenschaft: In der Pubertät ist der Lernzuwachs nicht der Rede wert. Schuld ist die Baustelle im Kopf, denn mit Beginn der Pubertät erlebt das Gehirn einen regelrechten Wachstumsschub. Nervensignale laufen schneller, allerdings sind nun einige Bahnen starrer und nicht mehr so flexibel. Deshalb fällt auch das Fremdsprachenlernen schwerer.
Was Schüler brauchen
Das Zauberwort heißt Motivation. Damit ist nicht gemeint, Kinder mit Belohnungen für gute Noten zu „bestechen“. Natürlich ist Lob ein guter Ansporn. Loben Sie das Kind vor allem dafür, dass es sich angestrengt hat, und wie es eine konkrete Aufgabe gelöst hat. Für die Selbstachtung ist es sehr wichtig zu spüren, leistungsfähig zu sein. Entscheidend ist, dass Kinder das Lernen selbst mit Erfolgserlebnissen verbinden können.
Ein aktiviertes Gehirn ist eine super Basis, doch das nützt wenig, wenn die Lernmotivation fehlt. Dann fällt es noch schwerer, sich hinzusetzen und konzentriert zu arbeiten. Zum Lernen lernen gehört auch, sich selbst motivieren zu können. Für den Schulerfolg ist Selbststeuerung wichtiger als Intelligenz. Darum ist es für Schüler so wichtig herauszufinden, wie man selbst am leichtesten lernt.
Welche Lernmethoden gibt es?
Informationen werden über die Sinne aufgenommen, dabei bevorzugt jeder Mensch einen bestimmten Sinneskanal. Der eine behält leichter, was er hört, ein anderer versteht Dinge besser, die er sieht. In Anlehnung daran lassen sich unterschiedliche Lernmethoden beschreiben.1 Hierzu gibt es zahlreiche Modelle. Wir stellen die gängigsten Bezeichnungen vor.
Das sind die 5 grundlegenden Lernmethoden:
- auditiv → Lernen durch Hören
- visuell → Lernen durch Sehen
- taktil-motorisch → Lernen durch Anfassen, Bewegung
- verbal-logisch → Lernen durch Lesen, Analysieren
- kommunikativ → Lernen durch Gespräche
Man spricht hier auch von Lerntypen. Der Begriff „Lerntyp“ trifft es eigentlich nicht genau, denn die Vorliebe für einen Sinneskanal ist kein festes Persönlichkeitsmerkmal. Und die Lernsituation spielt ebenfalls eine Rolle. Beispielsweise eine Schleife binden, das kann auch ein „visueller Lerntyp“ nur motorisch, durch „selber machen“ lernen.
So erkennen Sie individuelle Lernmethoden
Auditive Lerner singen gerne und lieben Musik, hören gerne Geschichten, lernen leicht auswendig, arbeiten gerne mit Hörtexten und lernen leichter, wenn sie Texte hören.
Visuelle Lerner schauen gerne Bilder an, legen Wert auf eine schöne Lernumgebung, schreiben sich viel auf, arbeiten gerne mit Farbmarkern und lernen leichter, wenn Bild und Text kombiniert sind.
Taktil-motorische Lerner benutzen die Hände beim Sprechen, arbeiten gerne mit verschiedenen Materialien, rhythmisieren gerne, packen gerne zu und lernen leichter, wenn sie sich dabei bewegen.
Verbal-logische Lerner gehen systematisch vor, mögen Übersichten und Tabellen, möchten immer alles genau wissen, lösen gerne Rätsel und lernen leichter, wenn sie Texte lesen und schreiben.
Kommunikative Lerner lernen nicht gern allein, entwickeln Gedanken im Dialog, teilen Erfolge gern mit anderen, machen gerne Rollenspiele und lernen leichter zu zweit oder zu dritt.
Warum Lerntypen nicht solo auftreten
Die Bestimmung des Lerntyps gibt eine Tendenz an. Lerner sind meist „Mischtypen“, die am besten mit einer Kombination verschiedener Zugänge lernen. So ist im Grunde jeder ein eigener Lerntyp. Zumal auch Motivation, Interessen und Persönlichkeit des Lernenden wichtige Faktoren sind.
Der Lernerfolg ist am größten, wenn der Lernstoff über möglichst viele Sinneskanäle aufgenommen wird. Denn je mehr Wahrnehmungsfelder im Gehirn beteiligt sind, desto lebendiger sind die gedanklichen Verknüpfungen. Damit wiederum erhöht sich die Aufmerksamkeit und die Lernmotivation steigt an.
Die Anteile, wie viel wir durchschnittlich auf welchem Weg behalten, sehen so aus:
- Was wir hören: 20 %
- Was wir sehen: 30 %
- Was wir hören und sehen: 50 %
- Worüber wir reden: 70 %
- Was wir selbst tun: 90 %
Lernen lernen, so gehts mit Köpfchen – 15 effektive Lerntipps
Wie lernt man richtig? Für den Lernerfolg brauchen Schüler eigene Lernstrategien. Dabei helfen die folgenden Lerntipps:
1. Einen festen Lernplatz einrichten
Eine ruhige Lernumgebung ist wichtig. Das muss nicht unbedingt ein eigenes Zimmer sein, nicht mal ein ganzer Schreibtisch, aber der Platz sollte nur zum Arbeiten reserviert sein. Denn feste Gewohnheiten sind eine große Lernhilfe. Dazu gehört es auch, feste Lernzeiten zu bestimmen.
2. Wohlfühlatmosphäre schaffen
Der Lernplatz sollte funktional, aber auch gemütlich sein. Keine Ablenkungen bitte, Handy und Fernseher bleiben ausgeschaltet. Möglicherweise kann Ihr Kind sich mit leiser Hintergrundmusik besser konzentrieren. Manche mögen die Geräuschkulisse, andere brauchen absolute Stille, um in den Lernmodus zu kommen.
3. Lernmethoden testen
Finden Sie zusammen mit dem Kind heraus, welche Lernmethode es bevorzugt. Nehmen Sie einen schwierigen Lernstoff und lesen ihn vor, malen dazu ein Bild, reden mit dem Kind darüber und lassen es sich erklären, oder machen Sie ein Experiment dazu. Dadurch lernt das Kind, auf welche Weise es den Stoff am leichtesten versteht.
4. Schwierigkeiten als Chancen sehen
Gedanken wie „Das schaffe ich sowieso nicht“ sind echte Motivationskiller. Setzen Sie das Kind nicht mit zu hohen Erwartungen unter Druck. Das Gefühl, Hochleistung bringen zu müssen, kann das Lernen blockieren. Das Kind soll wissen, dass es im Lernraum sitzt, wo Fehler erlaubt sind. Mit dem Satz „Das ist schwierig, aber ich stelle mich der Herausforderung“ wächst auch das Selbstvertrauen.
5. Einen Lernplan machen
Zum Lernen braucht unser Gehirn Zeit und Struktur. Ein guter Lernplan berücksichtigt das individuelle Lerntempo. Zuerst kommt die Vorbereitung, dann die Lernphase, danach die Wiederholungsphase, am Ende die Überprüfungsphase. Wenn eine Klassenarbeit ansteht, sollten mehrere Tage zum Üben eingeplant werden.
6. Auf Lernen umschalten
Wenn starke Eindrücke und Erlebnisse das Denken überlagern, fällt es schwer, abzuschalten und auf Lernen umzuschalten. Dafür helfen kleine Konzentrationsübungen, 2 – 3 Minuten genügen.
7. Lernen gut vorbereiten
Die richtige Vorbereitung erspart viel Zeit und Mühe. So kann es gelingen: Immer zuerst den Arbeitsauftrag und die entsprechenden Unterlagen gründlich durchlesen. Dann die Inhalte mit eigenen Worten wiedergeben, durch Sprechen, Schreiben oder Skizzieren.
8. Etappenziele stecken
Wer den Lernstoff in Portionen aufteilt und abschnittweise bearbeitet, lernt entspannter. Denn Etappensiege sind Erfolge, die positiv stimmen und Stress vermeiden.
9. Mit etwas Leichtem beginnen
Bei den Hausaufgaben tun viele sich schwer, überhaupt erst anzufangen. Ein schwieriger Stoff schreckt noch mehr ab. Zudem braucht das Gehirn etwa eine Viertelstunde, um in Hochform zu kommen. Daher sollte die „Aufwärmzeit“ für ein Fach genutzt werden, das Spaß macht.
10. Reihenfolge beachten
Mangelnde Abwechslung kann den Lernerfolg behindern. Hilfreich ist, zwischen verschieden Lernformen wie etwa Schriftlichem und Mündlichem zu wechseln. Auch sollten ähnliche Lernstoffe nicht hintereinander gelernt werden, sonst besteht Verwechslungsgefahr. Eine kleine Bewegungspause zwischendurch macht den Kopf wieder frei.
11. Bilder assoziieren
Wenn zum Lernstoff eine bildliche Vorstellung abgespeichert wird, bleibt das Gelernte viel besser haften. Assoziative Wortbilder helfen auch beim Vokabellernen.2 Die Inhalte werden intensiver durchdacht, wenn das Kind eigene Beispiele für das Lernthema erfindet.
12. Mindmaps gestalten
Mindmapping ist eine super Methode, um ein neues Thema zu strukturieren – und die eigenen Gedanken gleich mit. Visuelle Mittel wie Pfeile, Kringel, farbige Marker schaffen Übersicht. Mit einfachen, bildhaften Mindmaps lernen jüngere Kinder leicht die Begriffsbildung.
13. „Spickzettel“ schreiben
Wer einen Spickzettel fabriziert, muss sich auf das Wesentliche beschränken – und konzentriert sich dabei stark auf die wichtigen Fakten. Wenn Sie lieber nicht das Spicken ansprechen möchten, regen Sie an, den Lernstoff noch einmal komprimiert zusammenzufassen und dabei auch Farb-Marker zu benutzen. Oft erinnert das Kind sich in der Klassenarbeit bildlich an die Stelle auf dem Zettel.
14. Kreativ werden
Wenn der Lernstoff in spannende Geschichten verpackt wird, sind abstrakte Themen leichter verständlich. Viele Kinder malen oder basteln liebend gerne zu einem Thema. Werden Lerninhalte mit Bildern und Emotionen verknüpft, wandern sie umso schneller ins Langzeitgedächtnis.
15. Pausen einlegen
Wer regelmäßig Pausen macht, lernt erfolgreicher. Denn das Gehirn braucht Zeit, um das Gelernte zu verarbeiten und zu strukturieren. Nach einer intensiven Lernphase ist Sport genau das Richtige. Freizeit, Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf helfen beim Lernen.
Mehrkanalig lernen – 3 effektive Methoden
Stationenlernen
Beim Stationenlernen wird ein Thema unter verschiedenen Aspekten betrachtet. Eine tolle Chance, alle Sinne ins Spiel zu bringen. Von Station zu Station lernt jeder Schüler nicht nur etwas über das Thema, sondern auch über die Lernweise, die ihm am besten gefällt. So fördern Sie die Fähigkeit der Kinder, ihr Lernen selbst zu steuern und eigene Lernstrategien anzuwenden.
Kanalwechsel
In diesem Spiel bringen die Kinder Sinneswahrnehmungen bewusst zum Ausdruck. Jedes Kind zeichnet auf ein A4-Blatt einen großen Fernsehbildschirm. Am Rand werden 3 Köpfe eingezeichnet. Bitten Sie die Kinder nun, sich an ein bestimmtes Erlebnis zu erinnern, zum Beispiel einen Ausflug, sich eine Szene vor Augen zu rufen und in den Bildschirm zu zeichnen. Dann sollen sie den Knöpfen „sehen“, „hören“ und „fühlen, riechen, schmecken“ zuordnen und entsprechend kennzeichnen. Nun setzten die Kinder sich in Paaren zusammen. Ein Partner beginnt, von dem Erlebnis zu erzählen. Der andere kann nach Lust und Laune auf einen anderen Kanal „umschalten“, und der Erzähler baut dann die jeweiligen Sinneseindrücke in seine Geschichte ein.
Spaziergang durchs Haus
Mit der Loci-Methode haben schon antike Denker ihre Reden auswendiggelernt. Diese Gedächtnistechnik ist ganz einfach. Der Lernstoff wird abschnittweise auf Stichwortzettel geschrieben, die dann im Haus verteilt werden. Jedes Stichwort ist einem bekannten Gegenstand zugeordnet, und der Lerner prägt sich beides zusammen ein. Nun kann er den Rundgang in Gedanken machen, wo immer er möchte, die Stichworte werden ihm wieder einfallen. Eine ideale Lernmethode zum Vorbereiten von Referaten, Klassenarbeiten und zum selbstständigen Lernen.
Und so sieht übrigens die Lösung für unsere Aufgabe vom Anfang aus:
Waren Sie so einfallsreich, die Grenzen des Rechtecks zu überschreiten? Bravo!
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Quellen und Lesetipps:
Angelika Braun, Susan Kaufmann: Lernen lernen im DaZ-Unterricht. In: Susan Kaufmann u.a. (Hrsg.): Fortbildung für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache. Band 4. Ismaning (Hueber) 2009, S. 1 – 34.
Oliver Geisselhart, Helmut Lange: Schieb das Schaf. Mit Wortbildern hundert und mehr Englischvokabeln pro Stunde lernen. München (mvg) 2012.
Wolfgang Endres u. a.: So macht Lernen Spaß. Praktische Lerntipps für Schüler und Schülerinnen. Weinheim und Basel (Beltz)21 2008.
GEO Wissen: Bildung. Wie das Lernen wieder Spaß macht. GEO Wissen 31 / 2003.
Marcus Hasselhorn, Andreas Gold: Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Lehren. Stuttgart (Kohlhammer)4 2017.
Manfred Spitzer: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg und Berlin (Spektrum) 2002.
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Ja. Vier ?. Drei davon sogar mit Foto.
Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
Lukas kennt sich online so gut aus wie in seiner Westentasche und findet immer spannende Themen, während Stefan unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Autorin Christine (und gern auch Gastautoren) für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreibt.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!