Elternsprechtag in der Grundschule: Wie Sie erfolgreiche Elterngespräche führen
Christine Hagemann
Immer mehr Grundschulen gestalten Elternsprechzeiten flexibel. Ob Sprechstunde oder Elternsprechtag – gute Vorbereitung hilft Lehrern, produktive Elterngespräche zu führen.
© Sven Krautwald, Adobestock.com
Im Rahmen der Kooperation von Schule und Elternhaus spielen Lehrer-Eltern-Gespräche eine zentrale Rolle. Während beim klassischen Elternsprechtag die Leistungsrückmeldung im Vordergrund steht, dreht sich das Lernentwicklungsgespräch stärker um die Fortschritte des Kindes. Auch Verhaltensauffälligkeiten oder bestimmte Anliegen der Eltern können Anlass zum Gespräch sein.
Elterngespräche bilden den Kern guter Elternarbeit. Denn klare gemeinsame Absprachen sind ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg Ihrer Schüler. Damit das Zusammenspiel gelingt, benötigen Sie nicht nur fachliches Wissen, sondern auch kommunikative Kompetenzen. Lesen Sie im Folgenden, wie Sie sich auf den Elternsprechtag vorbereiten und erfolgreiche Gespräche durchführen. Tipps und Planungsbögen zum Download inklusive.
Inhalt
1. Darum ist der Elternsprechtag für Lehrkräfte eine Herausforderung
2. So bereiten Sie Elterngespräche optimal vor
2.1 Wann finden die Lernentwicklungsgespräche statt?
2.2 Wie plane ich ein Elterngespräch?
2.3 Wie kann ich die Eltern einbeziehen?
2.4 Soll das Kind am Gespräch teilnehmen?
3. Was Sie im Lehrer-Eltern-Gespräch beachten sollten
3.1 Wie beginne ich das Gespräch?
3.2 Wie reagiere ich auf Vorwürfe?
3.3 Welche Vereinbarungen sind sinnvoll?
3.4 11 Tipps für erfolgreiche Elterngespräche
So bereiten Sie Elterngespräche optimal vor
In den meisten Grundschulen erhalten die Kinder der Klassenstufen 1 und 2 am Schuljahresende schriftliche Lernentwicklungsberichte, in den Klassen 3 und 4 bekommen die Kinder Zeugnisse mit Noten. Zusätzlich finden regelmäßige Lernentwicklungsgespräche statt. Diese Gespräche stellen das Kind sowie seine fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in den Mittelpunkt.
Wann finden die Lernentwicklungsgespräche statt?
Gerade in der Schuleingangsphase lösen Lernentwicklungsgespräche den klassischen Elternsprechtag ab. Die Gespräche finden in der Regel im Januar und Februar statt und dauern jeweils etwa 15 bis 25 Minuten. Die Klassenleitung organisiert die Elterngespräche individuell. Häufig gibt es in Klasse 4 besonderen Beratungsbedarf zur weiteren Schullaufbahn des Kindes.
Wie plane ich ein Elterngespräch?
Machen Sie sich im Vorfeld ein klares Bild von den Stärken und Schwächen des Kindes, von seiner Persönlichkeit und seinen schulischen Leistungen. Falls Sie mit Beobachtungsbögen arbeiten, nutzen sie diese für die Vorbereitung. Auch Ihr Notizbuch oder Schülerarbeiten dienen als Unterlagen, die Sie zum Gespräch mitnehmen können, um Ihre Aussagen notfalls zu belegen.
Besser eignen sich Notizzettel, auf denen Sie den Leistungsstand des Kindes sowie Ihre Bemerkungen zum Lern- und Sozialverhalten festhalten. Hierbei helfen folgende Leitfragen:
- Welches Ziel soll das Gespräch haben?
- Wie sieht die Lernentwicklung des Kindes aus?
- Welche Kompetenzen sollte das Kind ausbauen?
- Besteht spezieller Förderbedarf?
- Was erwarte ich von den Eltern?
Häufig ahnen Sie schon, dass ein schwieriges Gespräch ansteht. Beispielsweise wenn Sie Lernschwächen oder Verhaltensauffälligkeiten ansprechen müssen. Oder Sie wissen, dass ein Elternteil kontroverse pädagogische Vorstellungen hat. Dann kommt es auf Ihr Feingefühl und gute Argumente an. Stellen Sie sich vorab folgende Fragen:
- Wie beginne ich das Gespräch?
- Welche Argumente kann ich benennen?
- Welche Einwände könnten die Eltern haben?
- Welche Lösungsmöglichkeiten sehe ich?
- Welche Vereinbarungen sind realistisch?
Eine Checkliste hilft Ihnen bei der Vorbereitung von Elterngesprächen. Unseren Planungsbogen können Sie auch als Gesprächsprotokoll verwenden.
Wie kann ich die Eltern einbeziehen?
Wenn Sie die Eltern bereits kennen, können Sie leichter einschätzen, welchen Erziehungsstil sie haben, ob sie sich um schulische Belange kümmern und was sie besonders beschäftigt. Versuchen Sie, sich in die Situation der Eltern hineinzuversetzen. Viele sorgen sich in der Schuleingangsphase um das Sozial- und Lernverhalten ihres Kindes, wogegen Eltern von Dritt- und Viertklässlern oft sehr notenorientiert denken.
An einigen Schulen ist es üblich, dass die Erziehungsberechtigten zwei Wochen vor dem Elternsprechtag einen Elternfragebogen bekommen. So können sie sich besser auf das Gespräch vorbereiten. Und die Schule zeigt, dass sie Wert auf Kooperation mit den Eltern legt.
Unsere Vorlage für den Elternbogen können Sie um fachbezogene Fragen erweitern.
Soll das Kind am Gespräch teilnehmen?
Hauptziel der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft von Eltern und Lehrern ist es, das Kind darin zu unterstützen, zunehmend mehr Selbstverantwortung für seinen Lernprozess zu übernehmen. Es soll lernen, eigene Ziele zu formulieren und zu verfolgen. Somit ist es nur konsequent, das Kind am Gespräch über seinen Lernprozess zu beteiligen.
Die meisten Kinder sind spätestens ab Klasse 3 in der Lage, ihr Lernen zu reflektieren. Manchmal ist es jedoch sinnvoll, einen Teil des Gesprächs ohne das Kind zu führen. Keinesfalls darf eine Situation entstehen, in der das Kind nur Tadel zu hören bekommt. Überlegen Sie daher genau, was Sie besprechen möchten.
Tipp: Wenn das Kind am Gespräch teilnimmt, steht seine Selbsteinschätzung im Mittelpunkt. Eltern und Lehrer sollten dann nicht in der dritten Person über das Kind sprechen, sondern es aktiv ins Gespräch integrieren.
Was Sie im Lehrer-Eltern-Gespräch beachten sollten
Eine gute Atmosphäre ist wichtig, gerade wenn es um Problemthemen geht. Eine freundliche Begrüßung zeigt den Eltern, dass es Ihnen darum geht, gemeinsam eine konstruktive Lösung zu finden. Wechseln Sie zunächst einige allgemeine Worte. Dadurch stellen Sie – bevor sich das Gespräch auf den Schüler richtet – einen positiven emotionalen Kontakt her.
Einfache Details sorgen für einen guten Gesprächsrahmen:
- Stellen Sie bequeme Stühle bereit, auf denen die Eltern Platz nehmen. Sagen Sie den Eltern, wieviel Zeit für das Gespräch zur Verfügung steht.
- Setzen Sie sich auf gleicher Augenhöhe zu den Eltern, am besten ohne einen Tisch dazwischen. Bei Konfliktgesprächen achten Sie jedoch darauf, dass Sie sich nicht frontal gegenübersitzen.
- Die nonverbale Körpersprache ist unterbewusst von großer Bedeutung. Nehmen Sie eine zugewandte und offene Körperhaltung
Wie beginne ich das Gespräch?
Bedanken Sie sich bei den Eltern für die Gesprächsbereitschaft. Beginnen Sie immer mit der positiven Entwicklung des Kindes. Heben Sie seine Stärken hervor und betonen Sie die Lernfortschritte. Dadurch wird es leichter, problematische Punkte anzusprechen.
Wie gestalte ich das Elterngespräch?
Geben Sie den Eltern die Gelegenheit, ihre Sicht ausführlich darzustellen, und hören sie aufmerksam zu. Hilfreich ist, wenn Sie über einige Grundlagen der Gesprächsführung verfügen, dazu gehört das aktive Zuhören. Achten Sie auf die nonverbalen Zeichen Ihres Gegenübers. Lassen Sie auch Pausen zu, dadurch können sich die Gesprächsteilnehmer sammeln und die Gedanken ordnen.
Beim aktiven Zuhören ist wichtig, dass Sie Blickkontakt halten und den Gesprächspartner kurz bestätigen, etwa durch ein Kopfnicken oder verbale Bestätigung. Das heißt nicht, dass Sie inhaltlich zustimmen müssen. Doch Ihr Gegenüber soll sich als Person respektiert und verstanden fühlen.
Besprechen Sie gemeinsam positive Schritte der Lernentwicklung, die verstärkt werden können. Beziehen Sie die Eltern aktiv in die Lösungssuche ein und erfragen Sie ihre Ideen. Was können die Eltern konkret tun, was die Lehrkräfte? Welches Verhalten wird vom Schüler erwartet?
Tipp: Belegen Sie Ihre Ausführungen an konkreten Beispielen. Schildern Sie das Verhalten des Kindes in einer bestimmten Situation. Schülerarbeiten oder Hausaufgabenhefte verdeutlichen Lernprozesse und den aktuellen Leistungsstand des Kindes.
Wie reagiere ich auf Vorwürfe?
Nicht alle Lehrer-Eltern-Gespräche verlaufen einvernehmlich. Dies ist erst einmal normal, denn Eltern kommen als Fürsprecher für ihre Kinder und haben selten eine neutrale Sicht. Eventuell befürchten sie auch, für eigene Versäumnisse von Ihnen kritisiert zu werden. Zeigen Sie sich optimistisch und bereit, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Eltern dürfen Sie nicht unsachlich oder gar persönlich angreifen. Lassen Sie sich bei Vorwürfen nicht aus der Ruhe bringen und bleiben Sie sachlich. Wenn Sie merken, dass ein Gespräch abgleitet, sollten Sie deeskalierend einwirken und sich abgrenzen. Lässt sich der Konflikt nicht bereinigen, bieten Sie einen neuen Termin an, bei dem auch ein Kollege anwesend sein kann.
Welche Vereinbarungen sind sinnvoll?
Treffen Sie gemeinsame Absprachen und benennen Sie auch mögliche Folgen, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Zum Abschluss des Gesprächs fassen Sie die Ergebnisse zusammen. Betonen Sie dabei, was die Eltern und Sie selbst konkret machen wollen. Etwa im Hinblick auf verändertes Erziehungsverhalten oder Fördermaßnahmen.
Realistisch sind zwei Vereinbarungen, die Sie auch schriftlich festhalten können. Bei schwierigeren Angelegenheiten empfiehlt es sich, nach dem Gespräch ein kurzes Protokoll zu erstellen. Dies erweist sich nicht nur für Folgegespräche sinnvoll, sondern hilft Ihnen zu erkennen, inwieweit alle geplanten Themen behandelt wurden und welche neuen Informationen Sie erhalten haben.
11 Tipps für erfolgreiche Elterngespräche
- Machen Sie sich vorher Notizen, die Sie beim Elterngespräch griffbereit haben sollten. Das strukturiert Ihre Gedanken und hilft Ihnen, entspannt in das Gespräch zu gehen.
- Begegnen Sie den Eltern als Partner, der ebenso wie sie am Wohl des Kindes interessiert ist. Der respektvolle Umgang sorgt für gutes Gesprächsklima. Und etwas Humor lockert die Stimmung.
- Zeigen Sie sich kooperativ und offen für die Belange der Eltern. Formulieren Sie gemeinsam das Ziel des Gesprächs. Sprechen Sie insbesondere die Fortschritte des Kindes an.
- Führen Sie Gespräche auf Augenhöhe. Vermeiden Sie Belehrungen und Fachjargon, das könnte manche Eltern verunsichern und eine Abwehrhaltung auslösen.
- Beteiligen Sie die Eltern, indem Sie nachfragen, wie sie ihr Kind zu Hause erleben, wofür es sich interessiert und welche Lernentwicklung die Eltern beobachten.
- Geben Sie den Eltern Gelegenheit, die Dinge aus ihrer Sicht zu schildern. Lassen Sie die Eltern ausreden, haben Sie Geduld und zeigen Sie sich als guter Zuhörer.
- Behalten Sie Ihre Gesprächsziele im Auge und achten Sie darauf, dass auch die Eltern dies tun. Schweifen Sie nicht ab und vermeiden Sie Vergleiche mit anderen Schülern.
- Bei etwaigen Vorwürfen reagieren Sie besonnen und bleiben Sie sachlich. Gibt es keine Einigung, sollten Sie einen weiteren Gesprächstermin ansetzen.
- Geben Sie Lösungen nicht einfach vor, sondern erarbeiten Sie gemeinsam Lösungswege. Die Eltern sollen sich dabei aktiv einbringen.
- Am Ende des Gesprächs fassen Sie die Ergebnisse zusammen. Formulieren Sie gemeinsam Vereinbarungen sowie konkrete Schritte zur Förderung des Kindes.
- Zum Schluss heben Sie die positiven Aspekte des Gesprächs hervor und sprechen die weitere gute Zusammenarbeit an.
Der nächste Elternsprechtag kommt bestimmt
In Zeiten von Corona finden die Lernentwicklungsgespräche meist am Telefon statt. Auch per E-Mail können Sie mit den Eltern in Kontakt bleiben. Nutzen Sie die Internetseite Ihrer Schule, um einen Leitfaden für Lernentwicklungsgespräche sowie den Elternbogen zur Vorbereitung für die Eltern bereitzustellen.
Wenn Sie im Schuljahr zwei Elternsprechtage oder mehrere Gesprächstermine mit den Eltern eines Kindes haben, ist es sinnvoll, die Protokolle auf einem Blatt zu sammeln. So behalten Sie die Entwicklung des Kindes im Blick und erkennen, ob sich die getroffenen Vereinbarungen positiv auswirken, damit Sie auf den nächsten Elternsprechtag optimal vorbereitet sind.
Unser Protokollbogen erfasst übergreifende Kompetenzen. Die übrigen Zeilen können Sie für fachspezifische Kompetenzen nutzen.
Zum Weiterlesen:
Tanja Betz: Das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Kritische Fragen an eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Familien. Im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, 2015.
Hans Dusolt: Elternarbeit als Erziehungspartnerschaft: Ein Leitfaden für den Vor- und Grundschulbereich. Weinheim: Beltz 42018.
Wolfgang Ehinger, Claudius Hennig: Das Elterngespräch in der Schule. Von der Konfrontation zur Kooperation. Augsburg: Auer 2006.
Anja Schimanke: Elternsprechtag: Wenn die Schulbank zur Anklagebank wird.
https://www.schulministerium.nrw.de/eltern/beratung-und-service/
Carolin Sponheuer: Elterngespräche vorbereiten und zielorientiert führen.
https://mein-referendariat.de/artikel/elterngespraeche-vorbereiten-und-zielorientiert-fuehren
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