Erfolgreiche Elternarbeit in der Schule: So werden Lehrkräfte und Eltern ein Team
Christine Hagemann
Eltern und Schule sind Erziehungspartner. Beide müssen an einem Strang ziehen, um für die Kinder ein optimales Lernumfeld zu schaffen. Gute Elternarbeit ist hierfür die wichtigste Basis.
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Immer mehr Grundschulen sind zu Ganztagsschulen ausgebaut und erhalten damit noch größere Bedeutung für die Erziehung der Kinder. Daher ist die Kooperation zwischen Eltern und Schule besonders wichtig. Oftmals erschweren jedoch Missverständnisse ein gutes Miteinander. Nur durch kontinuierliche Elternarbeit kann das Zusammenspiel gelingen.
Erfolgreiche Elternarbeit wirkt sich positiv auf den Lernerfolg Ihrer Kinder aus und fördert deren Persönlichkeitsentwicklung. Erfahren Sie in diesem Beitrag, auf welche Bausteine sich Elternarbeit in der Grundschule gründet und wie Sie gewinnbringende Elterngespräche führen.
Inhalt
1. Was zeichnet gute Elternarbeit aus?
1.2 Holen Sie die Eltern ins Team
1.2 Schaffen Sie Gelegenheiten zum regelmäßigen Austausch
1.3 Beteiligen Sie die Eltern am Schulleben
2. So meistern Sie Lehrer-Eltern-Gespräche souverän
2.1 Nehmen Sie sich Zeit
2.2 Schaffen Sie eine gute Atmosphäre
2.3 Gestalten Sie den Dialog durch aktives Zuhören
3. Den richtigen Ton finden: 10 Tipps für schwierige Elterngespräche
So meistern Sie Lehrer-Eltern-Gespräche souverän
Eltern wünschen sich von der Schule die bestmögliche Ausbildung, Betreuung und individuelle Unterstützung für ihren Nachwuchs. Die Vorstellungen darüber, was das Beste für das Kind ist, können allerdings ziemlich weit auseinandergehen. Dann sind klärende Gespräche gefragt – und oft auch Fingerspitzengefühl.
Nehmen Sie sich Zeit
Damit die Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule funktioniert, sind individuelle Gespräche unerlässlich. Die meisten Schulen führen zweimal pro Schuljahr geplante Elternsprechtage durch. Lehrer und Eltern machen sich dabei gemeinsam Gedanken über den weiteren Lern- und Entwicklungsweg des Kindes.
Auch neben diesen Terminen kommt es vor, dass ein Elternteil sich für ein Gespräch anmeldet. Vermuten Sie nicht gleich Unzufriedenheit als Ursache. Häufig empfinden Eltern eine Frage als dringend und suchen Ihren professionellen Rat. Fragen Sie daher immer nach dem Anlass, damit Sie sich vorbereiten und erforderliche Unterlagen bereitlegen können.
Schaffen Sie eine gute Atmosphäre
In manchen Fällen müssen Sie die Eltern eines Kindes zum Gespräch bitten. Und Sie ahnen schon im Vorfeld, dass es schwierig werden wird. Denn meistens handelt es sich um konfliktbelastete Inhalte, wie etwa schlechte Leistungen, auffälliges Verhalten oder schwierige häusliche Umstände.
Eine freundliche Begrüßung zeigt den Eltern, dass es in diesem Gespräch darum geht, gemeinsam eine konstruktive Lösung zu finden. Wechseln Sie zunächst einige allgemeine Worte. Dadurch stellen Sie – bevor sich das Gespräch auf den Schüler richtet – einen positiven emotionalen Kontakt her.
Schon einfache Details sorgen für einen guten Gesprächsrahmen:
- Stellen Sie bequeme Stühle bereit, auf denen die Eltern Platz nehmen. Damit signalisieren Sie auch, dass Sie das Gespräch nicht möglichst kurzhalten wollen.
- Setzen Sie sich den Eltern auf gleicher Augenhöhe gegenüber, am besten ohne einen Tisch dazwischen. So schaffen Sie das Gefühl der Gleichstellung.
- Nehmen Sie eine zugewandte und offene Körperhaltung Die Körpersprache ist unterbewusst von großer Bedeutung.
Gestalten Sie den Dialog durch aktives Zuhören
Nicht immer verlaufen Lehrer-Eltern-Gespräche einvernehmlich. Dies ist erst einmal normal, denn die Rollen sind unterschiedlich: Eltern verteidigen ihre Kinder und haben selten eine neutrale Sicht. Von Ihnen als Lehrkraft erwarten sie jedoch eine sachliche, unvoreingenommene Einschätzung.
Der Erfolg eines Elterngesprächs hängt entscheidend von Ihrer Gesprächsführung ab. Vor allem kommt es darauf an, die häufig emotionalen Gespräche in sachliche Bahnen zu lenken. Daher sollten Sie sich einige Grundlagen der Gesprächsführung aneignen, dazu zählt auch das aktive Zuhören.
So gelingt aktives Zuhören im Elterngespräch:
- Geben Sie den Eltern die Gelegenheit, ihre Sicht ausführlich darzustellen und hören sie aufmerksam zu. Erst danach führen Sie Ihre eigenen Beobachtungen an. Häufig verhält sich ein Kind in der Schule anders als zu Hause – das ist den meisten Eltern auch bewusst.
- Während des Gesprächs achten Sie auf die nonverbalen Zeichen Ihres Gegenübers. Lassen Sie auch Pausen im Gespräch zu, dadurch können sich die Beteiligten sammeln und die Gedanken ordnen.
- Beim Zuhören ist es wichtig, dass Sie den Gesprächspartner kurz bestätigen, etwa durch ein Kopfnicken oder verbale Bestätigung. Das heißt nicht, dass Sie inhaltlich zustimmen müssen. Doch Ihr Gegenüber soll sich als Person angenommen und verstanden fühlen.
- Halten Sie Blickkontakt, nehmen Sie die Gefühle Ihres Gegenübers wahr und achten Sie gleichzeitig auf Ihre Gefühle. Lassen Sie sich bei Vorwürfen nicht aus der Ruhe bringen. Bleiben Sie sachlich und vermeiden Sie Pauschalisierungen.
- Suchen Sie gemeinsam positive Aspekte, die verstärkt werden können. Beziehen Sie die Eltern immer aktiv in die Lösungssuche ein und erfragen Sie ihre Ideen. Was können die Eltern konkret tun, was die Lehrer? Welches Verhalten wird vom Schüler erwartet?
Treffen Sie gemeinsam Absprachen und benennen Sie auch mögliche Folgen, wenn die Vereinbarungen nicht eingehalten werden. Bei schwierigeren Angelegenheiten empfiehlt es sich, ein kurzes schriftliches Protokoll zu erstellen.
Den richtigen Ton finden: 10 Tipps für schwierige Elterngespräche
Steht ein schwieriges Elterngespräch an, ist Ihre Vorbereitung besonders wichtig. Machen Sie sich ein klares Bild von den Stärken und Schwächen des Schülers. Um Ihre Ausführungen belegen zu können, halten Sie Ihr Notizbuch, Beobachtungsbögen oder Schülerarbeitshefte bereit.
Eltern dürfen Sie nicht unsachlich oder gar persönlich angreifen. Wenn Sie merken, dass die Kommunikation abgleitet, sollten Sie deeskalierend einwirken und sich abgrenzen. Doch auch Sie sollten darauf achten, dass Sie nicht belehrend oder konfrontativ auftreten.
10 Grundregeln, mit denen Sie auch schwierige Elterngespräche erfolgreich meistern:
- Machen Sie sich vorher Notizen, die Sie dann beim Elterngespräch griffbereit haben. Das gibt Ihnen Sicherheit und ermöglicht eine flexible Reaktion auf Einwände.
- Geht es um problematisches Schülerverhalten, ist es hilfreich, sich vor dem Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen über deren Erfahrungen auszutauschen.
- Begrüßen Sie die Eltern freundlich. Der respektvolle Umgangston entschärft bereits sehr viele Situationen.
- Zeigen Sie sich kooperativ und offen für die Belange der Eltern.
- Formulieren Sie gemeinsam das Ziel des Gesprächs.
- Lassen Sie die Eltern stets ausreden, haben Sie Geduld und zeigen Sie sich als guter Zuhörer.
- Vermeiden Sie eine Verteidigungssituation. Bei etwaigen Vorwürfen reagieren Sie besonnen.
- Lösungen geben Sie nicht einfach vor, sondern erarbeiten sie gemeinsam. Die Eltern sollen sich aktiv einbringen.
- Gibt es keine Einigung, sollten Sie einen weiteren Gesprächstermin ansetzen. In schwierigen Fällen können Sie Kollegen oder den Schulpsychologen bitten, dabei anwesend zu sein.
- Zum Abschluss des Gesprächs heben Sie die positiven Ergebnisse hervor und sprechen Sie die weitere Zusammenarbeit an. Die Eltern werden Ihre Offenheit zu schätzen wissen.
Lesestoff:
Fred Bernitzke, Peter Schlegel: Das Handbuch der Elternarbeit. Troisdorf: Bildungsverlag Eins 2007.
Hans Dusolt: Elternarbeit als Erziehungspartnerschaft: Ein Leitfaden für den Vor- und Grundschulbereich. Weinheim: Beltz 42018.
Wolfgang Ehinger, Claudius Hennig: Das Elterngespräch in der Schule. Von der Konfrontation zur Kooperation. Augsburg: Auer 2006.
Jochen Korte: Mit den Eltern an einem Strang ziehen. Mehr Schulerfolg durch gezielte Elternarbeit. Augsburg: Auer 2004.
Jost Schneider, Dirk Schlechter: Elternbriefe für die Grundschule – Das Praxisbuch. Profi-Tipps und Materialien aus der Lehrerfortbildung. Augsburg: Auer 2013.
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