Bewegtes Klassenzimmer: Darum passen Lernen und Möbelrücken gut zusammen
Elisa Morel
Heutzutage ist flexibles Lernen wichtiger denn je – spätestens, seit Covid-19 den Schulalltag nachhaltig verändert hat. Die Schule ist für Kinder ein Schutzraum, in dem sie nicht nur Grundwissen erwerben, sondern ihre Persönlichkeiten entfalten und in ihrer Entwicklung gefördert werden.
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Flexible Lernräume eignen sich hervorragend zur individuellen Förderung, zur Binnendifferenzierung und ermöglichen außerdem körperliche Bewegung in Schulfächern außerhalb des Schulsports. Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Sie mithilfe von anpassungsfähigen Möbeln im Handumdrehen ansprechende Lernorte gestalten und so auch Ihren Unterricht noch flexibler gestalten können.
Inhalt
1. Mobile Möbel fürs Bewegte Lernen
1.1. Variable Lernräume
1.2. Praktische Tipps – so gelingt das gemeinsame Umräumen spielend
1.3. Raum für Bewegung
2. Vorteile des Bewegten Klassenzimmers
2.1. Die Idee des Bewegten Klassenzimmers und das Bochumer Modell
3. Kinder in Bewegung – ein Überblick
3.1. So hängen Lernen und Bewegung zusammen
Vorteile des bewegten Klassenzimmers
Ein Bewegtes Klassenzimmer ist mehr als mobile Möbel und Raum für Bewegung, obwohl die passenden Möbel Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung sind. Dieses Konzept hat zahlreiche positive Einflüsse auf die Entwicklung der Kinder, z. B. diese:
- Sitzgelegenheiten wie ergonomische Hocker, Sitzbälle oder Sitzkissen fördern die richtige Haltung
- unterschiedliche Lernräume regen die Sinne der Kinder an
- Bewegung wird in den Unterricht integriert und fördert sowohl Koordination als auch Konzentration, Aufmerksamkeit, Teamfähigkeit, Kreativität, Selbstständigkeit und Fitness
- Stressabbau durch körperliche Betätigung
- entspricht dem kindlichen Bewegungsdrang
- schafft für jede Unterrichtsmethode schnell die richtige Situation
- Sie fördern Kinder leichter individuell
- Lernfreude und Schulzufriedenheit nehmen zu
Die Idee des Bewegten Klassenzimmers und das Bochumer Modell
Als Begründer des Konzepts der Bewegten Schule gilt der Schweizer Urs Illi, der Anfang der 1980er Jahre das traditionelle Unterrichten im Sitzen verändern und mehr Bewegung in den Schulalltag bringen wollte.
In den 1990er Jahren entstand in Deutschland eine pädagogische Bewegung, die auf die zunehmenden gesundheitlichen Probleme bei Kindern reagierte, indem sie körperliche Betätigung stärker im Schulalltag verankerte. Im Rahmen verschiedener Projekte wurden Bewegungselemente in den Unterricht integriert, um dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zu entsprechen und gleichzeitig die Lernbedingungen zu verbessern.
Daraus entwickelte sich einige Jahre später unter Dr. Wolfgang-M. Auer, einem erfahrenen Waldorflehrer, das Bochumer Modell, das 1998 erstmalig in der Praxis angewandt wurde. Im Fokus des Bochumer Modells stehen 5 Aspekte:
- Die Nachreifung der Sinne, da diese nicht mehr durch ausreichendes freies Spiel gefördert werden
- Bewegung durch Möbel wie Sitzkissen und Bänkchen für mehr Freiraum
- Die Rolle des Klassenlehrers als Bezugsperson zur Förderung der Bindungsfähigkeit und Sozialkompetenz
- Rhythmus (bezogen auf den Stundenplan: Die einzelnen Fächer finden jeweils an einem bestimmten Tag zur selben Uhrzeit statt.)
- Lebenspflege, z. B. durch gemeinsame Mahlzeiten und respektvollen Umgang
Diese Ansätze lassen sich perfekt mit Unterrichtsformen abseits des Frontalunterrichts verbinden. Bewegte Klassenzimmer bieten ideale Voraussetzungen für Projektarbeit, das Arbeiten nach Wochenplänen oder in Gruppen. Somit stehen die Schüler mit ihren Interessen und Fähigkeiten im Vordergrund.
In den letzten Jahren gewinnt das Thema Bewegte Schule immer mehr an Bedeutung und wird an vielen Schulen auch außerhalb der Waldorf-Pädagogik erfolgreich umgesetzt. Mit steigender Nachfrage wurde auch das erforderliche Mobiliar weiterentwickelt und immer vielfältiger. Heute gibt es eine breite Auswahl an beweglichen Möbeln für Kindergarten und Grundschule. Stöbern Sie gern durch unseren klimaneutralen Onlineshop und lassen Sie sich inspirieren.
Kinder in Bewegung – ein Überblick
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Kinder und Jugendliche eine tägliche Bewegungsdauer von mindestens 60 Minuten, doch weltweit bewegen sich 80 % der Zielgruppe nicht ausreichend. Die Pandemie und der dadurch ausfallende Schulsport und Schulweg sowie der Ausfall von Vereinssport haben die Lage noch verschlimmert – in Deutschland sind 70 % der Kinder in Sportvereinen.
Die aktuelle Emotikon-Studie aus Brandenburg kommt zu dem Ergebnis, dass sich Ausdauer, Koordination und Muskelkraft bei Kindern in den letzten Jahrzehnten drastisch verschlechtert haben – nicht nur bei Stadtkindern, denn auch auf dem Land steigt die Bildschirmzeit auf Kosten der körperlichen Aktivität. 222 Minuten täglich verbringen Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 17 Jahren durchschnittlich am Bildschirm.
Auch Haltungsschäden, Übergewicht sowie Herz- und Kreislaufschwächen nehmen bei Kindern zu. Im Jahr 2017 war laut Robert-Koch-Institut rund ein Viertel der Kinder zwischen 5 und 10 Jahren übergewichtig, knapp 10 % adipös. Im Alter von 11 bis 13 Jahren lag der Anteil der übergewichtigen Kinder bei knapp einem Drittel, während der Anteil der adipösen Kinder unverändert blieb.
Wer schon in seiner Kindheit unter Bewegungsmangel leidet, wird auch als Erwachsener selten körperlich aktiv. Somit hat das Bewegungsverhalten von Kindern einen nachhaltigen Einfluss auf ihr gesamtes weiteres Leben, Krankheiten und steigendes Verletzungsrisiko inbegriffen.
Daher fordern Experten gezielte Fördermaßnahmen an Schulen, um dem fortschreitenden Bewegungsmangel entgegenzuwirken. Es gibt sogar die Idee, körperliches Training per Rezept zu verschreiben, denn sportliche Aktivitäten haben ganzheitlich positivere Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Körper und Geist als Medikamente es herstellen könnten.
Somit ist die Idee von mehr Bewegung im Unterricht so aktuell wie nie. Je mehr körperliche Betätigung Sie Ihren Kindern im Schulalltag ermöglichen, umso größer ist der Beitrag zur Gesundheit der Kinder – jetzt und als Erwachsene.
So hängen Lernen und Bewegung zusammen
Bewegung versorgt unser Hirn mit Sauerstoff und fördert damit unsere Aufmerksamkeit. Gleichzeitig begünstigt Bewegung die Informationsspeicherung und
-verarbeitung, weil an diesem Vorgang die motorischen Zentren des Gehirns beteiligt sind.
Generell gilt: Eine gute Motorik wirkt sich positiv auf kognitive Fähigkeiten und akademische Leistungen aus. Daher kann eine funktionierende Motorik als Grundstein für eine positive Entwicklung angesehen werden, der so früh wie möglich gelegt werden sollte. Unser hochwertiges, bewegliches Mobiliar unterstützt Sie dabei, gemeinsam mit Ihren Kindern körperlich fit(ter) zu werden und es zu bleiben – erhöhter Lernspaß inklusive.
Tipp: Besuchen Sie in unserem klimaneutralen Onlineshop die Kategorie »Schulmöbel & Ausstattung«. Entdecken Sie darin die Rubrik »Themenwelten« mit den Bereichen »Bewegliches Klassenzimmer«, »Bewegung macht Spaß« und »Ergonomisch sitzen«. Lassen Sie sich inspirieren und bringen Sie die Freude an Bewegung in Ihr Klassenzimmer.
Lesen Sie mehr:
Wolfgang-M. Auer, Das Bochumer Modell des Bewegten Klassenzimmers – Innovation in der Waldorfschule, Edition Waldorf (2017)
Rita Becker-Leeser, Zentrale Aspekte des „Beweglichen Klassenzimmers“, Diplomarbeit, AfaP, (2009): afap.ch/wp-content/uploads/2017/07/Diplomarbeit_Becker-Leeser_Rita.pdf
Sigrid Dordel, Dieter Breithecker: Bewegte Schule als Chance einer Förderung der Lern- und Leistungsfähigkeit, In: Haltung und Bewegung 23 (2003): zfs.bildung.hessen.de/bewegungsfoerdernde_schule/links/dordelbreithecker.pdf
Birgit Gegier: Kids’ Corner – Bewegungsspiele in Englisch – 1. Lernjahr, Verlag an der Ruhr (2004)
Laging, Ralf, Schillack, Gerhard: Die Schule kommt in Bewegung: Konzepte und Untersuchungen zur Bewegten Schule; mit praktischen Beispielen aus der Sekundarstufe I, Schneider Hohengehren (2007)
Einführung des Bewegten Klassenzimmers anhand von Möbelsets für die Schüler:
Prof. Dr. Ralf Laging: Zwischenbericht zum Projekt „Bewegtes Klassenzimmer“, Institut für Sportwissenschaft, Universität Magdeburg (2000) www.uni-marburg.de/de/fb21/sportwissenschaft-motologie/arbeitsbereiche/dateien-buspaed/zwischenbericht-bkz.pdf
Prof. Renate Zimmer: Besser lernen mit Bewegung (2019): www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/familie/besser-lernen-mit-bewegung-2009494?tkcm=ab
https://www.ganztaegig-lernen.de/zusammenhang-von-bewegung-und-lernen, (2006)
Anett Stein: Bewegungsmangel. Kinder werden zu schwach zum Spielen, (2021): www.spektrum.de/news/bewegungsmangel-kinder-werden-zu-schwach-zum-spielen/1873012
Rainer Radtke: Kinder und Jugendliche mit Gewichtsproblemen in Deutschland nach Alter im Jahr 2017, (2019):
de.statista.com/statistik/daten/studie/1070845/umfrage/kinder-und-jugendliche-mit-gewichtsproblemen-in-deutschland-nach-alter/
Beispiele aus dem bewegten Schulalltag: www.bewegte-schule-und-kita.de/konzept/bewegteSchule/deutsch/html/konzept.html
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Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
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